Mikrobiologen gelingt die Stromspeicherung in Form von Biomethan im Erdgasnetz

Stromspeicherung in Form von Biomethan im Erdgasnetz

Geht nicht gibt’s nicht

von Dr. Doris Schmack, Geschäftsführerin der MicrobEnergy GmbH

Die bayerische MicrobEnergy GmbH, eine Tochter der hessischen Viessmann Gruppe, hat in einem beachtlichen Upscaling-Prozess ein biologisches Verfahren für Power-to-Gas-Anwendungen entwickelt und zur Marktreife gebracht. Die sogenannte biologische Methanisierung ermöglicht die Umwandlung von Überschussstrom in Methangas mit Hilfe von Mikroorganismen. Seit 2015 speist die weltweit erste Anlage ihrer Art am Unternehmensstammsitz in Allendorf (Eder) Methan ins öffentliche Erdgasnetz ein.

Eine Umwandlungs- und Speichertechnologie zu entwickeln, die fluktuierende erneuerbare Wind- und Sonnenenergie nachhaltig nutzbar macht, war das erklärte Ziel der MicrobEnergy GmbH. Im Labor, am Firmensitz im oberpfälzischen Schwandorf, starteten vor nun mittlerweile fünf Jahren die ersten Versuche. Vom Labormaßstab in 5-Liter-Behältern bis hin zum 5 m³ Reaktor der jetzt einspeisenden Pilotanlage war es ein erstaunlich kurzer Weg. Da sich das Verfahren als robust und im Prinzip als einfach erwiesen hat, konnte die Pilotanlage in Allensdorf schon Anfang diesen Jahres offiziell eingeweiht werden.

Das Verfahren lässt sich kurz wie folgt beschreiben: Grünstrom geht in den Elektrolyseur und wird in Wasserstoff umgewandelt. Der Wasserstoff wird zusammen mit Kohlenstoffdioxid aus dem Biogas bzw. mit Rohbiogas einer benachbarten Biogasanlage in die Mikroorganismen-Kultur, die sich im Methanisierungsbehälter befindet, eingerührt und dort in Sekundenschnelle in nahezu 100% Methan umgewandelt. Dieses Methan wird dann über die Einspeiseanlage der Biogasanlage ohne eine weitere Aufreinigung in das Erdgasnetz gebracht. Die biologische Methanisierung ist somit nicht nur eine Speichertechnologie, sondern zudem ein alternatives Verfahren zur Biogasaufbereitung, da das im Rohbiogas vorhandene Kohlenstoffdioxid zu Methan umgewandelt wird.

Die Allendorfer Anlage ist mittlerweile sowohl durch TÜV SÜD und REDcert-EU zertifiziert und von der dena mit der Biogaspartnerschaft des Jahres 2015 ausgezeichnet. Der Wermutstropfen kommt aus der Politik, denn die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen für Power-to-Gas-Anlagen noch keine Betreiber- und Geschäftsmodelle zu. Der Hemmschuh liegt vorrangig darin, dass der zu wandelnde Strom mit der EEG-Umlage belegt ist und damit das synthetische Methan überflüssig verteuert.

Über die Autorin:

Dr. Doris Schmack ist Geschäftsführerin der MicrobEnergy GmbH

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