Software-Dienste im Fahrzeug: Das Vertrauen der Kund:innen gewinnen

Gastbeitrag von Theo-Han Jansen, Vice President Strategy & Product Management,  WirelessCar.

In der Automobilindustrie dreht es sich immer mehr um die Software im Fahrzeug. Software ist das neue Spaltmaß. Aber was bedeutet das eigentlich? Geringe Spaltmaße gelten als Ausdruck gehobener Ingenieurskunst, sie sind Teil der Designsprache eines Fahrzeugs. Sie sind ein Symbol für Wertigkeit und unterstreichen die Emotionalität, die mit dem Fahrzeug verbunden ist. Doch genau diese generieren Automobilhersteller vermehrt nicht mehr über die Hardware. Denn moderne Fahrzeuge sind heutzutage Hochleistungscomputer auf Rädern. Sie sind vernetzt, kommunizieren untereinander, mit der Infrastruktur, mit den Passagieren. Es sind smarte Geräte mit bequemen Sitzen. Sie bieten Kund:innen neue Alleinstellungsmerkmale, die ihnen einen Mehrwert bieten und gleichzeitig die Emotionalität des Autofahrens weitertragen. Diese Anforderungen zu erfüllen, ist eine Aufgabe des Softwade Defined Vehicles und von Connected Car Services.

Vertrauen ist hierbei einer der zentralen Punkte: Automobilhersteller genießen bei ihren Kund:innen ein sehr hohes Vertrauen. Fahrzeuge gelten grundsätzlich als sicher, Informationen, die es teilt, wie der Treibstoffverbrauch, sind zuverlässig. Die damit verbundene Erwartungshaltung schließt Software-Services mit ein. Selbstverständlich erwarten Fahrer:innen, dass beispielsweise die Reichweitenangabe des Navigationssystems im E-Fahrzeug korrekt ist und die angezeigte Ladesäule auch existiert und funktioniert. Beim autonomen Fahren ist es nicht anders: Nutzer:innen erwarten, dass alles reibungslos funktioniert, wenn sie die Hände vom Steuer nehmen. Hier ist der Vertrauensvorschuss besonders groß.

Erwartungshaltung an die Software

Um dieser Erwartungshaltung in der Welt der sich wandelnden Mobilität Rechnung zu tragen, müssen Automobilhersteller ihre Software-Kompetenzen ausbauen. Das geschieht bereits an vielen Stellen. Trotzdem benötigen viele Hersteller noch eine klare Make-or-Buy-Strategie. Was wird In-house entwickelt, was wird ausgelagert? Entscheidungen diesbezüglich ändern sich häufig, je nachdem welche strategische Bedeutung einem Software-Projekt gerade beigemessen wird.

Für Kund:innen sind solche strategischen Überlegungen nebensächlich. Sie wollen sinnvolle und funktionierende Dienste, die das Fahren sicherer und nachhaltiger machen. Dann sind sie auch bereit, mehr dafür zu bezahlen. Sie erwarten echten Mehrwert durch Software-Services.

Mehrwert schaffen mit neuen Diensten

Die Herausforderung für die Industrie besteht nun darin, solche neuen Dienste zu schaffen, sie weiterzuentwickeln und erfolgreich zu implementieren. Nur wenn Kund:innen diese Dienste akzeptieren, werden sie profitabel sein. Was werden das für Dienste sein? Nun, wir dürfen gespannt sein auf die Innovationskraft der Industrie und vieler neuer Player am Markt, die mit OEMs zusammenarbeiten. Auch etablierte Software-Anbieter werden mit den Herstellern neue Software-Lösungen und Mehrwertdienste entwickeln, um Mobilität nachhaltiger und sicherer zu gestalten. Im Idealfall sind das Dienste, die das Emotionale des Autofahrens weitertransportieren und als Alleinstellungsmerkmale dienen. Hier sind Apps denkbar, die eine Konvergenz zwischen Fahrzeug und Smartphone herstellen, sicherheitskritische Anwendungen im Fall von Pannen oder Unfälle, Services für die Fernwartung, oder Dienste, die beim Treibstoffsparen helfen.

Software ist bereits dabei, unsere Sichtweise auf das Automobil grundlegend zu verändern. Die Leistung der Software und ihre Leistungsmerkmale werden die Kaufentscheidung für ein neues Fahrzeug immer stärker beeinflussen. Die Auswahl der Software-Dienste ist dabei so individuell, wie die Auswahl anderer Extras im Fahrzeug. Andere Software-Lösungen werden serienmäßig an Bord sein. Sie alle müssen so gut sein, dass sie das Erlebnis Automobil weiterbringen und das Vertrauen der Kund:innen bestätigen. So wird auch Software ein Symbol für die Wertigkeit eines Fahrzeugs und unterstreicht die Emotionalität, die dem Autofahren auch in Zukunft innewohnt.

 

Über Theo-Han Jansen

Theo-Han Jansen ist Vice President Strategy & Product Management bei WirelessCar. Er arbeitet seit 30 Jahren in verschiedenen Positionen in der Automobilbranche, unter anderem bei FCA (jetzt Stellantis), Maserati und Ferrari. Sein Themenschwerpunkt der letzten Jahre sind die Konzeption, Planung und Umsetzung von Connected Services und nachhaltiger, vernetzter Mobilität.