Grußwort

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Handelsblatt Auto-Gipfel 2023,

es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die Transformation der Automobilindustrie ganz überwiegend aus der Perspektive der technologischen Machbarkeit diskutiert. Wie schnell setzt sich die Elektromobilität durch? Wann kommt das Autonome Fahren? Welche neuen Geschäftsmodelle entstehen durch die Digitalisierung?

Natürlich sind diese Fragestellungen und ihre technologische Betrachtung auch heute noch aktuell. Allerdings haben uns die Covid-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die wachsenden Spannungen zwischen China und den USA vor Augen geführt, wie verwundbar die auf globales Wachstum, „Economy of Scale“ und partnerschaftliche Zusammenarbeit ausgerichtete Automobilindustrie ist.

Fakt ist, die geopolitischen Rahmenbedingungen haben sich drastisch verändert und mit ihnen die Frage nach der Umsetzbarkeit und Umsetzungsgeschwindigkeit der notwendigen Transformation.

Im Kern geht es um die folgende Frage: Wie kann die Dekarbonisierung von Verkehr und Transport in einer Welt gelingen, die zusehends von geopolitischen Spannungen und Protektionismus geprägt ist? Fast alle Themen und Herausforderungen, die die Automobilindustrie derzeit umtreiben, lassen sich aus dieser einen Frage ableiten und müssen im Licht dieser Frage beantwortet werden.

Ganz vorne steht dabei nach wie vor die Elektrifizierung des Automobils. Dieser Weg ist beschritten und nicht mehr umzukehren. Woher kommt aber zukünftig der grüne Strom, der Fahrzeuge mit Batterien, Wasserstoff- oder E-Fuel-Motoren antreibt? Woher kommen zentrale Bauteile und Werkstoffe für die Elektrifizierung, wie Mikrochips und Seltene Erden? Und wie gestalten wir faire und belastbare globale Lieferketten für diese Produkte?

Aber nicht nur in der Antriebstechnologie entscheidet sich die Dekarbonisierung der Automobilindustrie. Auch die Werkstoffe, Komponenten und Systeme müssen grün werden. Genauso wie die dahinterliegenden Beschaffungs- und Produktionsprozesse. Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung dafür bietet, sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Die Energiefrage wird dabei immer stärker zur Wettbewerbsfrage. Wo werden die Autos der Zukunft gebaut? Wo werden Komponenten, Subsysteme und Software dafür entwickelt? Mutmaßlich dort, wo ausreichend bezahlbare erneuerbare Energie für Produktion und Supply Chain zur Verfügung steht. Europa, die USA und China konkurrieren dabei um die effektivsten Fördermechanismen und damit natürlich um zentrale Wertschöpfungsstufen und Knowhow.

Aber auch der Faktor Mensch ist nicht aus dem Auge zu verlieren. Wie verändern sich die Vorlieben der Verbraucherinnen und Verbraucher hinsichtlich ihrer Mobilität? Wie stark ist die Markenbindung bei neuen Fahrzeugklassen und Fahrzeugkonzepten? Und nicht zuletzt: Wer entwickelt, baut und vermarktet diese Autos angesichts eines immer stärker zu Tage tretenden Fachkräftemangels?

thyssenkrupp hat nicht auf alle diese Fragen eine Antwort. Aber thyssenkrupp besetzt wie kaum ein anderer Automobilzulieferer zentrale Bereiche der automobilen Wertschöpfungskette und bringt jahrzehntelanges Knowhow bei der Transformation dieser Wertschöpfungsstufen mit ein.

Angefangen beim Werkstoff Stahl, den wir mit neuen Fertigungsverfahren auf Basis von Wasserstoff, zukünftig klimaneutral produzieren wollen. Als breit aufgestellter Serienlieferant versorgen wir zudem unsere Kunden rund um den Globus mit Komponenten, Systemen und Services, die in allen Fahrzeugen – unabhängig ihrer Antriebsform – benötigt werden. Als weltweit agierender Werkstoffhändler für die Automobilindustrie tragen wir durch konsequente Kreislaufwirtschaft zur Dekarbonisierung der Lieferketten bei. Dabei nutzen wir in allen Geschäften die Vorteile der Digitalisierung, angefangen bei unseren Produkten durch die Integration von Software, über digitale Fertigungsverfahren bis hin zu neuen Konzepten für digitale Supply Chains und der Entwicklung ganz neuer Geschäftsmodelle auf Basis von Big Data. Und nicht zuletzt ist thyssenkrupp ein wichtiger Akteur der aufstrebenden Wasserstoffwirtschaft. Als Anbieter von Elektrolyse- und Ammoniak-Cracking-Technologien bieten wir zentrale Lösungen für die Erzeugung und den Transport von grünem Wasserstoff, der für die Dekarbonisierung vieler energieintensiver Industrien benötigt wird.

Ganz sicher ist: Engineering-Erfahrung ist wichtig, wird aber alleine nicht ausreichen, um die Transformation der Automobilindustrie aufs nächste Level zu führen. Ebenso wichtig ist der konstruktive und kritische Dialog mit allen relevanten Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Der Handelsblatt Auto-Gipfel ist dafür die ideale Plattform. Wir freuen uns sehr, Sie dafür in diesem Jahr im thyssenkrupp Quartier begrüßen zu dürfen.

Martina MerzMartina Merz
CEO
thyssenkrupp AG