Open-Source-Software: gemeinsam nachhaltige Mobilitätslösungen entwickeln

Maria Anhalt

Autorin: Maria Anhalt, CEO, Elektrobit

Dass Hardware das Auto umwelteffizienter machen kann, ist den meisten bekannt. Ein klassisches Beispiel sind Verbrenner versus Elektroautos. Verstärkt wird der Effekt, wenn der gesamte Lebenszyklus der Hardware von Entwicklung bis Lebensende nachhaltig gestaltet wird. Mit der Transformation hin zu Software-defined Vehicles (SDV) rückt nun die Software des Autos in den Fokus der Nachhaltigkeitsdiskussion. Dabei macht Software das Auto bereits seit vielen Jahren effizienter, sicherer und nachhaltiger. Möglich machen dies einzelne Software-Lösungen und vereinheitlichte Betriebssysteme. Um dieses Potenzial noch weiter auszuschöpfen, ist zweierlei nötig: das Mindset, dass Software insbesondere nachhaltig entwickelte Software der Weg in die Zukunft ist sowie Kooperationen innerhalb der Mobilitätsbranche und darüber hinaus. Hierbei spielt das Open-Source-Konzept eine zentrale Rolle.

Software, die die Nachhaltigkeit steigert

Die Anwendungsbereiche von Software im Sinne der Nachhaltigkeit sind vielfältig. Sind die entsprechende Hard- und Software ins Fahrzeug integriert, können Hersteller beispielsweise Aktualisierungen „Over the Air“ (OTA), sprich aus der Ferne, aktivieren. Das können Assistenzsysteme, Infotainment-Services und bei Elektrofahrzeugen auch eine erhöhte Reichweite sein. Neben der längeren Nutzungsdauer des Autos ergibt sich dabei als Nebeneffekt eine Wertsteigerung.

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Software liegen Optimierungspotenziale: Auch der Entwicklungsprozess von Anwendungen, Systemsoftware und Firmware kann nachhaltig gestaltet werden – also das „Wie“ der Softwareentwicklung. Dazu verlagern Entwickler Arbeitsabläufe weitgehend in Cloud-Umgebungen und greifen auf Ansätze wie die Virtualisierung des Fahrzeugs und vereinheitlichte Software-Plattformen zurück.

Kooperation und Kollaboration

Eine aktuell noch zu wenig genutzte Chance liegt in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Mobilitätsbranche. Statt das Rad neu zu erfinden, indem unterschiedliche Hersteller ähnliche Software entwickeln, können sie durch Kooperation auf Erprobtes zugreifen und es wiederverwenden. Das lohnt, denn unserer Erfahrung nach und durch die Brille des Endkonsumenten (Autofahrers) betrachtet, entfallen 60 Prozent der Software-Komponenten eines Fahrzeugs auf Funktionen, die in allen Fahrzeugen in ähnlicher Form vorhanden sind. Die übrigen 40 Prozent der Programme beziehen sich auf Funktionen, die auf individuelle Kundengruppen zugeschnitten sind und je nach Hersteller oder Modell variieren.

In naher Zukunft wird die Einführung sicherer Open-Source-Software also Software, deren Quellcode frei zugänglich ist und genutzt, kopiert und verändert werden darf – eine effizientere Entwicklung ermöglichen. Unterschiedliche Unternehmen können dann Software-Module für Basisfunktionen gemeinsam nutzen. Das reduziert den Entwicklungsaufwand und die benötigten Energieressourcen. Ein weiterer Vorteil: Die Time-to-Market-Zyklen fallen kürzer aus, da die Entwickler sich auf die herstellerspezifischen Teile eines Software-Stacks konzentrieren können.

Kooperationen bei der Entwicklung und Nutzung von Software sind auch in weiteren Bereichen vorstellbar. Beispielsweise bei Anwendungen, die es Fahrzeugen ermöglichen, mit einer intelligenten Verkehrsinfrastruktur zu kommunizieren oder die es Elektrofahrzeugen erlauben, Strom ins öffentliche Netz zurückzuführen.

Das Mindset muss sich ändern

Was die Hardware kann, kann die Software ebenfalls. Und umso zentraler die Rolle von Software im Fahrzeug wird, desto wichtiger wird es, die Software-Wertschöpfungskette von Anfang bis Ende ressourcenschonend zu gestalten. In Zeiten des Klimawandels sollten sich Hersteller, Anbieter, Forschungseinrichtungen und staatliche Institutionen verpflichtet sehen, gemeinsam an nachhaltiger Software zu arbeiten. Denn mit dem Mindset der Kooperation und Kollaboration leistet jeder seinen Beitrag und alle profitieren davon. Von einer solchen effizienten Software-Entwicklung profitiert nicht nur die Automobilbranche; nachhaltige Mobilität sichert uns allen die Zukunft.