Innovativ, digital, nachhaltig: Wandel klug gestalten

Gastbeitrag von Dr. Volker Wissing MdB, Bundesminister für Digitales und Verkehr | Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Die Zukunft der Automobilindustrie“ vom 25.10.2023

Liebe Leserinnen und Leser,

das Auto ist für viele Menschen unverzichtbar. Sie sind im Alltag darauf angewiesen: zum Beispiel die Schichtarbeiterin, die auch dann pünktlich zur Arbeit kommen muss, wenn Bus und Bahn nicht fahren. Der IT-Techniker, der für Reparaturen von einem zum anderen Kunden fährt. Oder die Eltern auf dem Dorf, die das eine Kind in die Musikschule, das andere zu Freunden bringen, einkaufen, bei der Reinigung etwas abgeben und schließlich alle Kinder wieder abholen müssen. Das Auto deckt ganz unterschiedliche Bedürfnisse ab. Deshalb wird es auch in Zukunft seinen festen Platz im Mobilitätsmix haben – und zwar das klimafreundliche, smarte und eines Tages auch selbstfahrende Auto.

Der durch Klimaschutz und Digitalisierung getriebene Wandel der Automobilindustrie läuft auf Hochtouren. Ein Wandel mit Herausforderungen, aber auch mit Chancen. Nämlich dann, wenn er mutig und engagiert angegangen wird, wenn Neues gewagt und auf Fortschritt durch Innovationen gesetzt wird. Die deutsche Automobilindustrie macht das zunehmend: Sie investiert in Technologien und baut Produktionsprozesse um. Sie entwickelt Software und Betriebssysteme, macht Fahrzeuge zu Smart Devices, zu vernetzten, intelligenten Geräten. Sie qualifiziert ihre Beschäftigten, erschließt neue Wertschöpfungsketten und arbeitet an zukunftsfähigen Geschäftsmodellen.

Und sie bringt immer mehr klimafreundlich angetriebene Fahrzeuge auf den Markt, vor allem Elektro-Pkw. Das ist gut. Dabei sollten die Hersteller aber darauf achten, dass sie nicht nur hochpreisige Autos anbieten, sondern auch Modelle zu erschwinglichen Preisen – sodass sich möglichst jeder, der es möchte, ein E-Auto leisten kann. Nötig für den Hochlauf der Elektromobilität ist zudem eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur. Ihr Ausbau geht voran, die Dynamik ist hoch. Dennoch gibt es Lücken, die wir schließen müssen und werden. Deshalb investieren wir in den Aufbau des Deutschlandnetzes, mit dem eine Schnellladeinfrastruktur auf der Mittel- und Langstrecke sichergestellt wird. Außerdem haben wir den Masterplan Ladeinfrastruktur II entwickelt. Er enthält zahlreiche Maßnahmen für den Ausbau des Ladenetzes.

Neben der E-Mobilität mit Batterie, die zweifellos eine Schlüsselrolle spielt, gibt es mit der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sowie den erneuerbaren Kraftstoffen wie E-Fuels weitere Antriebsoptionen. Jede dieser Technologien soll so eingesetzt werden, dass sie ihre jeweiligen Stärken ausspielen und optimal wirken kann. Dafür gestalten wir den passenden Rahmen – mit ausgewogener, technologieoffener Regulierung, Anreizen und Förderung. Wir wollen Innovationen ermöglichen, nicht ausbremsen. Das gilt ebenso bei der Digitalisierung. Aus der Mobilität – und den Fahrzeugen – sind digitale Anwendungen längst nicht mehr wegzudenken. Sie machen Mobilität effizient und intelligent, klimafreundlich und sicher.

Die Entwicklung geht im hohen Tempo weiter. Wir unterstützen das, indem wir zum Beispiel dafür sorgen, dass Daten umfangreich zur Verfügung stehen. Sie sind der Rohstoff für digitale Innovationen sowie die Künstliche Intelligenz. KI bietet enorme Chancen für uns alle, auch für die Automobilindustrie. Die Hersteller setzen bereits auf KI-basierte Lösungen oder haben es vor. Zum Beispiel, um das Auto für die Kunden bequemer und nutzerfreundlicher zu gestalten oder um Fahrzeuge mit Hilfe von KI optimal zu entwickeln.

Eine Rolle spielt KI etwa beim autonomen Fahren. Dafür haben wir als erstes Land weltweit einen besonderen Rechtsrahmen geschaffen. So können autonome Fahrzeuge bei uns sehr viel einfacher zugelassen und in genehmigten Bereichen am normalen Straßenverkehr teilnehmen. Die Aufgabe der Automobilindustrie ist es, diesen rechtlichen Rahmen mit Leben zu füllen – das heißt, entsprechende Fahrzeuge zu produzieren und Anwendungsfälle zu entwickeln. Wenn autonome Fahrzeuge in größerer Zahl sicher auf unseren Straßen unterwegs sind, werden die Menschen diese Form der bedarfsgerechten Mobilität ganz selbstverständlich nutzen. Und die deutschen Hersteller können im Wettbewerb um das autonome Fahren zeigen, dass sie ganz vorne dabei sind.

Umfragen zeigen: Das Auto ist das beliebteste Verkehrsmittel. Zur Erfolgsgeschichte dieses technologischen Meisterwerks gehört, dass Herausforderungen seit jeher mit klugen Ideen und evolutionären Anpassungen beantwortet wurden. Darauf kommt es auch jetzt an – und damit auf eine Automobilindustrie, die den Wandel innovativ und entschlossen vorantreibt.

Ihr
Dr. Volker Wissing MdB

Das Auto wird auch in Zukunft seinen festen Platz im Mobilitätsmix haben – und zwar das klimafreundliche, smarte und eines Tages auch selbstfahrende Auto.