Den Wandel in der Automobilindustrie aktiv gestalten

Den Wandel aktiv gestalten

Automobilhersteller werden zu Anbietern umfassender Mobilitätskonzepte

Ein Gastbeitrag von Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH

Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbHOb alternative Antriebe, autonome Fahrzeuge oder die vollständige Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur – Automobilhersteller stehen heute vor einer Fülle von Herausforderungen. Die Mobilität verändert sich grundlegend, ebenso wie das Verhältnis zum Auto selbst: Ein schickes Smartphone ist vielen jungen Leuten heute wichtiger als der Besitz eines eigenen Fahrzeugs, individuelle Mobilität bleibt jedoch ein Grundbedürfnis.

Getrieben von Megatrends wie der umfassenden Digitalisierung, dem sich ändernden Verbraucherverhalten, der weltweiten Urbanisierung und dem Klimaschutz müssen Hersteller künftig neue Wege gehen. Sie müssen sich weiter wandeln – von reinen Automobilherstellern zu Anbietern umfassender Mobilitätskonzepte.

Das Auto wird zwar nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. Andere Verkehrsmittel wie Busse, Züge, aber auch E-Bikes werden jedoch schon bald nahtlos mit dem Auto verbunden und untereinander immer stärker vernetzt sein. Das Stichwort heißt intermodale Mobilität. Diese neue Sichtweise auf Mobilität beeinflusst die Wahl der Technologien, in die wir als Hersteller investieren müssen. Und klar ist auch: Ohne gemeinsame Standards wird dieser Wandel kaum zu bewältigen sein.

Ziel ist eine nahtlos vernetzte, sichere und effiziente Mobilität. Sie muss nicht nur den sich wandelnden Bedürfnissen der Menschen, sondern auch den steigenden Umweltanforderungen entsprechen. Und sie muss die Lebensbedingungen in den immer weiter wachsenden Städten und Megacitys verbessern. Autofahrer stehen heute im Schnitt 111 Stunden pro Jahr in Staus. Neue Mobilitätslösungen könnten helfen, diesen „Zeitverlust“ deutlich zu reduzieren.

Deshalb ist es wichtig, dass große Automobilhersteller wie Ford sich intensiv mit dem Wandel der Mobilität beschäftigen – und zwar in all seinen Facetten. Bei den alternativen Antrieben zum Beispiel ist Ford bereits heute einer der führenden Hersteller. Weltweit sind wir bei den Hybridfahrzeugen sogar die Nummer zwei.

Aber wir haben nicht nur die effizienten Antriebe im Blick, sondern auch neue Mobilitätslösungen. Unser „Smart Mobility Plan“ ist ein Beispiel dafür: Teil dieses Plans sind zahlreiche Projekte weltweit, mit denen wir die künftigen Bedürfnisse unserer Kunden in einer sich wandelnden Welt erforschen und erfassen. Mit der Umsetzung dieses Plans werden wir die nächste Stufe der Konnektivität, Mobilität, autonom fahrender Fahrzeuge, des Kundenerlebnisses und der Nutzung von Big Data erreichen.

In den USA und Aachen erproben wir das autonome Fahren – und sind dabei auf einem guten Weg. Noch müssen zwar viele Fragen beantwortet werden, etwa zur Haftung im Falle eines Unfalls. Aber früher oder später wird die Technologie im Alltag zu finden sein. Mit der aktuellen großen Begeisterung der Kunden für halbautonome Technologien hätte vor Jahren kaum jemand gerechnet. Heute verfügt zum Beispiel bereits jeder dritte Ford über einen Einpark-Assistenten, der das Fahrzeug selbständig in Parklücken manövriert.

Darüber hinaus testen wir auch den Einsatz von Elektro-Fahrrädern. Erst kürzlich haben wir dazu ein interessantes Projekt auf den Weg gebracht – ein digital vernetztes Experiment, bei dem EBikes mittels einer Smartphone-App optimal in den städtischen Verkehr sowie im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel integriert werden sollen. Pendler können sich damit immer die optimale Verbindung zusammenstellen.

Schon heute ist Ford mit einem eigenen Carsharing aktiv: In Deutschland beispielsweise können registrierte Kunden Fahrzeuge bei Ford-Händlern in 70 Städten und an mehr als 130 Standorten buchen. Und sie tun das immer öfter: Von Jahresanfang bis Mitte August 2015 registrierte Ford mehr als 8.000 Buchungen und damit bereits mehr als im Gesamtjahr 2014. Der Carsharing-Ansatz bietet jedoch noch viel neues Potential, das wir erforschen und auch schon erproben.
Das alles zeigt: Die Automobilindustrie ist im Wandel. Besonders bei Ford gehen wir diesen Wandel aktiv an. Für uns hat Innovation dabei nach wie vor oberste Priorität. Dass wir in dieser Hinsicht weltweit auf einem guten Weg sind, zeigt nicht zuletzt der Titel „Innovationsstärkste Volumenmarke 2015“, mit dem wir kürzlich ausgezeichnet wurden.

Ich bin überzeugt: Nur mit Innovationen, mit Mut und großer Offenheit können wir bei Ford und in der gesamten Automobilindustrie neue Produkte und Lösungen entwickeln, die den Erwartungen der Kunden in aller Welt auch künftig gerecht werden. Nur dann können wir die Mobilität der Zukunft erfolgreich gestalten – so, wie wir dies bei Ford schon seit den Anfängen moderner Mobilität getan haben.


Diesen und viele weitere Artikel zum Wandel in der Automobilindustrie finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des Handelsblatt Journals.

journalWeitere Themen:

  • Automobilwirtschaft: Märkte & Trends, Wettbewerber & Renditen
  • Connected Car: Technik, Chancen, Geschäftsmodelle
  • Autonomes Fahren: Technische Sicherheit, Haftung & Versicherung
  • BIG Data im Auto: Wettlauf um den Rohstoff Daten, Sicherheit & Datenschutz
  • E-Mobilität: Energiespeicher, Markt- und Geschäftsmodelle, Fahrzeugkonzepte und E-Antriebe, Bauen – Wohnen – Laden
  • Future Sales – future Retail: Online vs. stationärer Handel, Kundenbeziehungsmanagement & neue Geschäftsmodelle
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