Mobilität für morgen

Mobilität für morgen

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Peter Gutzmer, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes, Schaeffler AG

Bevor man über einzelne technologische Optionen diskutiert, ist es sinnvoll, sich zunächst darauf zu besinnen, wie sich Mobilität in Zukunft verändern wird. Es ist davon auszugehen, dass sich der rasch fortschreitende gesellschaftliche Wandel auch in der Form niederschlägt, in der wir uns künftig fortbewegen. Um dies nicht nur zu behaupten, sondern durch Fakten zu hinterlegen, hat Schaeffler eine eigene Mobilitätsstudie erarbeitet. Ziel der Studie war es, Mobilitätsmuster darauf hin zu untersuchen, wie sie sich in den einzelnen Weltregionen unterscheiden und welche übergreifenden Entwicklungen zu beobachten sind.

Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich die Mobilitätsbedürfnisse in den einzelnen Weltregionen erheblich unterscheiden. Es sind drei Faktoren, die die Entscheidung für den Aufbau und die Nutzung von Verkehrsinfrastrukturen wesentlich beeinflussen:

  • Der Entwicklungsstand der jeweiligen Volkswirtschaft.
  • Die individuelle Kaufkraft der Nutzer.
  • Die Besiedelungsdichte, vor allem die Verteilung zwischen urbanen und ländlichen Lebensräumen.

Obwohl je nach Ausprägung dieser Merkmalsgruppen erhebliche regionale Unterschiede in der Wahl der Verkehrsmittel auszumachen sind, gibt es jedoch Konstanten, die wir im Rahmen unseres Strategieprozesses zu vier Fokusfeldern zusammengefasst haben:

Umweltverträgliche Antriebe

Über die Energieeffizienz und damit die Umweltverträglichkeit von Mobilität entscheidet zu einem großen Teil der Fahrzeugantrieb. Daher wird die Entwicklung energieeffizienter Antriebe auch künftig erste Priorität genießen. Der Anspruch, weniger oder eines Tages gar kein CO2 mehr zu emittieren, erstreckt sich dabei nicht nur auf die Nutzung eines Fahrzeugs, sondern auf dessen kompletten Lebenszyklus einschließlich der Produktion.

Prof. Dr. Peter Gutzmer, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes, Schaeffler AG„Es ist davon auszugehen, dass sich der rasch fortschreitende gesellschaftliche Wandel auch in der Form niederschlägt, in der wir uns künftig fortbewegen.“

Neue Mobilitätskonzepte für die Stadt

Intermodaler Verkehr auf begrenztem Raum mit reibungslosem Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wird in der Stadt der Zukunft eine Selbstverständlichkeit darstellen. Zudem wird in vielen rasch wachsenden Städten außerhalb der klassischen Industrieländer die Mehrheit der Bevölkerung eine pragmatische Haltung zur eigenen Mobilität entwickeln und den jeweils zeit- und kosteneffizientesten Weg wählen.

Ressourceneffiziente interurbane Mobilität

Für einen wachsenden Anteil der Weltbevölkerung wird es wichtig, sich zeiteffizient zwischen den urbanen Wirtschaftszentren zu bewegen. Die Ressourceneffizienz wird bei allen Verkehrsträgern, ob Flugzeug, Hochgeschwindigkeitszug oder Automobil, zunehmend zum entscheidenden Merkmal.

Betrachtung der kompletten Energiekette

Künftige Mobilitätslösungen werden nicht mehr nur noch aus isolierten Einzelmaßnahmen bestehen, sondern die CO2-Bilanz der gesamten Energiekette einbeziehen. Dabei ist insbesondere die Erzeugung und Speicherung von Strom für Elektroautos beziehungsweise von Wasserstoff für Brennstoff zellenfahrzeuge zu betrachten. Dies bedeutet, auch die gesamte stationäre Infrastruktur für zukünftige Mobilitätslösungen zu betrachten.

Ergänzend ist zu beachten, dass sich in Zukunft erhebliche Verschiebungen im Mobilitätsverhalten allein durch die zunehmende Urbanisierung ergeben. Einem kürzlich aktualisierten UN-Report zufolge leben derzeit 54 Prozent der Menschen in Städten, im Jahr 2050 sollen es 66 Prozent sein. So sehr urbane Eliten sicher auch den technologischen Fortschritt prägen, so wird doch die Landbevölkerung mit ihren Mobilitäts- und Transportbedürfnissen auch künftig einen wichtigen Faktor darstellen. Da die Weltbevölkerung weiter wächst, leben im Jahr 2050 immer noch 3,2 Milliarden Menschen in ländlichen Gebieten.

In Summe ist es berechtigt, von einem Paradigmenwechsel zu sprechen, vor dem die gesamte Automobilindustrie steht. Neben dem Trend zu höherer Ressourceneffizienz und in gewissem Rahmen auch der Elektrifizierung ist insbesondere die Tendenz zu höherer Automatisierung für die Zukunft des Antriebs prägend. Auch wenn die Marktakzeptanz hochautomatisierter Fahrzeuge noch nicht nachgewiesen ist, so ist doch klar: Das Fahren mit Autopilot ist beispielsweise ohne Getriebeautomatisierung undenkbar.


Diesen und viele weitere Artikel zur Zukunft der Automobilindustrie finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des Handelsblatt Journals.

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  • Connected Car: Technik, Chancen, Geschäftsmodelle
  • Autonomes Fahren: Technische Sicherheit, Haftung & Versicherung
  • BIG Data im Auto: Wettlauf um den Rohstoff Daten, Sicherheit & Datenschutz
  • E-Mobilität: Energiespeicher, Markt- und Geschäftsmodelle, Fahrzeugkonzepte und E-Antriebe, Bauen – Wohnen – Laden
  • Future Sales – future Retail: Online vs. stationärer Handel, Kundenbeziehungsmanagement & neue Geschäftsmodelle
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