Die Heizung, die sich weiter entwickelt | #hbenergie-Expertenbeitrag von Adrian Willig (IWO)

Die Heizung, die sich weiter entwickelt | #hbenergie-Expertenbeitrag von Adrian Willig (IWO)

Adrian Willig, Geschäftsführer, IWO Institut für Wärme und Oeltechnik e.V.

Viele Hausbesitzer möchten erneuerbare Energie zur Wärmeversorgung nutzen. Aber was ist, wenn sich die Erneuerbaren gerade nicht erneuern können? Dann ist ein verlässliches Backup gefragt. Bestens geeignet ist dafür eine moderne Ölheizung. Dank Power-to-Heat kann so auch die Sektorkopplung von Strom- und Wärmemarkt unterstützt werden.

Hybride Heizsysteme, die erneuerbare Energien einbinden und verschiedene Wärmequellen nutzen, sind ein großes Zukunftsthema. Als Basis hierfür eignen sich die bis zu 98 Prozent effizienten Öl-Brennwertheizungen besonders gut: Sie sind leitungsunabhängig und übernehmen zuverlässig die Wärmeversorgung, wenn – etwa zu Zeiten der sogenannten kalten Dunkelflaute – Sonne und Wind nicht ausreichend Energie liefern können. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Daher sind Forderungen nach einem Förderstopp oder gar Verbot völlig kontraproduktiv.

Bereits heute werden Öl-Brennwertkessel und thermische Solaranlagen deutschlandweit überproportional oft gemeinsam genutzt. Fast eine Million solcher Kombinationen gibt es derzeit. Dies hat eine Handwerkerbefragung des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO) gezeigt. Möglich sind auch Kombinationen aus Ölheizung und Wärmepumpe sowie die Einbindung von Photovoltaik und Holzkaminen. Mit deutschlandweit mehr als 5,6 Millionen Ölheizungen, die rund 20 Millionen Menschen mit Wärme versorgen, ist für hybride Heizsysteme auf Öl- Brennwert-Basis ein großes Potenzial vorhanden. Leuchtturmprojekte, die in den vergangenen Jahren mit Unterstützung des IWO verwirklicht wurden, zeigen, dass durch die Nutzung von Hybridsystemen und gezielte Maßnahmen zur Gebäudedämmung Primärenergieeinsparungen von 80 Prozent und mehr machbar sind.

Zukunftsoption Power-to-Heat

Künftig lassen sich hybride Heizsysteme mit Power-to-Heat um eine weitere innovative Komponente ergänzen. Die Idee: Stromerzeugungspotenziale, die wirtschaftlich oder technisch nicht sinnvoll nutzbar sind, werden mittels elektrischer Heizeinrichtungen in Wärme umgewandelt. Bereits heute wird an sehr windigen Tagen mehr Strom produziert, als das Netz transportieren kann. Um Netzüberlastungen zu verhindern, erfolgt dann das Drosseln oder Abschalten von Windenergieanlagen. Der nicht produzierte Strom wird trotzdem vergütet. Allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 kostete dies die Verbraucher rund 276 Millionen Euro. Dies muss aber nicht so bleiben: Hybride Heizsysteme, die in der Lage sind, Strom und Heizöl als Wärmequelle zu verwenden, könnten sich optimal an die jeweiligen Verhältnisse im Strommarkt anpassen – vollautomatisch und ohne Komforteinschränkungen bei den Hausbesitzern. Dass die Idee funktioniert, beweisen von IWO betriebene Referenzobjekte.

Ansonsten abgeregelter Strom wird genutzt – Verbrauch weiter reduziert

Die gezielte Einbindung von ansonsten abgeregeltem Strom in Hybridheizungen ist volkswirtschaftlich sehr sinnvoll, denn sie erhöht die Menge des nutzbaren erneuerbaren Stroms in den Netzengpassgebieten. Die Stromerzeugungsspitzen können so unmittelbar regional genutzt werden. Gerade viele ölbeheizte Gebäude sind in regionaler Nähe zu Windrädern und großen Photovoltaikanlagen zu finden. So könnten private Haushalte effizient und mit einem überschaubaren Kostenaufwand zum Gelingen der Energiewende beitragen und den Verbrauch fossiler Brennstoff e weiter reduzieren. Heizöl hat hier einen großen Vorteil gegenüber einem leitungsgebundenen Energie träger wie Erdgas, bei dem die Kosten für die Infrastruktur unabhängig vom Verbrauch anfallen. Im Gegensatz zu monovalenten Strom-Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen müssen auch keine kostspieligen Reservekraftwerke für Zeiten der Dunkelflaute bereitgehalten werden. Derzeit plant IWO mit der ARGE Netz die Errichtung einer Modellregion für Power-to-Heat in Hybridheizungen in Schleswig-Holstein. Hybridheizungen auf Öl-Brennwertbasis, bieten in Ein- und Zweifamilienhäusern ideale Voraussetzungen, um mit geringem Aufwand ansonsten abgeregelten Strom aufzunehmen. Um dieses Potenzial im Sinne der Energiewende im großen Maßstab zu heben, sind jedoch noch regulatorische Anpassungen nötig. Generell gilt aber: Wer seine Ölheizung jetzt mit Öl-Brennwerttechnik modernisiert, schaff t gute Voraussetzungen, um auch erneuerbare Energien zum Heizen zu nutzen. Mehr unter www.zukunftsheizen.de/pth.

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