Kooperation der Verkehrsträger ist ein Schlüssel zur Mobilitätswende

Welche Player bestimmen als Mobilitätsanbieter der Zukunft das Geschehen? Wer vernetzt sich mit wem? Und wie ändert sich die Sichtweise auf Mobilität? Das bunt gemischte Podium beantwortete diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Klaus Entenmann von Daimler Financial Services betonte, dass es unerlässlich sei, die Verkehrsträger funktional zu vernetzen. Verbraucher wünschten sich intermodale Angebote – dafür müssten anstelle des Nebeneinanders zahlreicher Apps sehr konsequent Meta-Plattformen aufgebaut werden. „Wenn der Kunde sein Smartphone benutzt, erwartet er eine perfekte Lösung.“ Sein Unternehmen spreche mit der App „moovel“, die Car Sharing, Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Bike Sharing und Taxiruf vereint, sehr erfolgreich Städte an. „Sie machen mehr und mehr die Erfahrung, dass Gemeinsamkeit sich auszahlt“, so sein Eindruck. Das autonome Fahren werde sich zuerst bei Robotaxis durchsetzen, da sich die höheren Investitionen durch das Einsparen des Fahrers schneller amortisieren. Auch der ÖPNV und der Gütertransport auf der Straße würden sich rasch verändern – etwa durch Shuttle-on-demand statt großer Busse, lautet seine Prognose. Bei der Transformation der Mobilität müssten alle Akteure – Städte, Hersteller, Dienstleister etc. – kooperieren. Entenmann betont: Ohne Regulierung sei das Verkehrsaufkommen nicht zu bewältigen. „Wenn hunderttausend Privatautos durch ebenso viele Robotaxis ersetz werden, ist nichts gewonnen.“

Facebook-Verkehrsexperte Christoph Stadeler fasst seine Vision als „intuitive Mobilität“ zusammen. Dem Nutzer müssten proaktiv verschiedene Verkehrsmöglichkeiten vorgeschlagen werden. In China seien solche Lösungen schon in den Messengerdienst WeChat – die chinesische Analogie zu WhatsApp – integriert. Trifft man per Chat eine Verabredung, liefert das Smartphone gleich die passende Transportlösung. Die von autonomen Fahrzeugen generierten Daten in der Größenordnung von 4 Terabyte pro Tag müssten wiederum sinnvoll gefiltert und aufbereitet werden. So lasse sich per Predicitive Analysis beispielsweise das Verkehrsaufkommen oder sogar der Gesundheitszustand des Fahrers voraussehen.

Auch Stefan Ebener hält es für dringend nötig, Plattformen aufzubauen, die diese Datenmengen analysieren können. Er sieht alle Player in der Pflicht, die Städte bei der Bewältigung ihrer Mobilitätsherausforderungen zu unterstützen. „Die haben kein Geld, zu wenig Platz und eine Infrastruktur aus den 50er-Jahren“, beschreibt er. Es müsse Konzepte geben, die ohne Wenn und Aber wegführen von der Individualisierung der Mobilität.

Irene Feige bewertet die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen den Verkehrsträgern differenziert: „Die Kooperation zwischen Auto und Bahn, erweitert um die Bedürfnisse der Stadt, ist eine Herausforderung“, nennt sie ein Beispiel. Allerdings gingen die Diskussionen jetzt in eine ermutigende Richtung, „weil das Auto in diesen Zusammenhängen nicht mehr per se als böse angesehen wird“.

Und wann beginnt nun die Zukunft der vernetzten Mobilität? Beim Zeithorizont ist sich das Podium schnell einig: 2025 werden wir Robotaxis auf den Straßen sehen und Erfahrungen mit dieser Form der Mobilität machen. Bis 2030 erfolgt dann ein großer technologischer Sprung und das autonome Fahren wird Mainstream.


Backstage-Report zum Handelsblatt Auto-Gipfel 2017

Die Führungsriege der Automobilwirtschaft hat beim Auto-Gipfel 2017 Stellung bezogen. Was wird wahr, was nicht? Wir haben für Sie die wichtigsten Statements, Diskussionen und Videos zu einem umfangreichen Nachbericht zusammengefasst.
Packshot vom Backstage-Report zum Auto-Gipfel 2017
Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Ende Oktober 2017 nach Sindelfingen. Vom 24. bis 26. Oktober diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.