New Work Order – der digitale Anschub für eine vernetzte Arbeitskultur

Vernetzte Arbeitskultur

Der so leichtfertig verwendete Satz vom Kunden, der im Mittelpunkt steht, wird seine Tragweite in den nächsten Jahren schmerzhaft beweisen. Unternehmen, die ihren Vertrieb auf die digitale Warenwirtschaft umgestellt haben, konnten feststellen, dass ihre lineare Wertschöpfung für volatile Märkte eher untauglich ist. Inhouse-Produktkompetenz, Fertigungstiefe und Maschinenauslastung sind zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse sekundär. Hinzu kommt, dass sich die Mitbewerberlandschaft erweitert hat. Wer heute Produkte oder Kompetenzen online anbietet, befindet sich sofort im ‚world wide Wettbewerb‘. Unmöglich, hier aus eigener Perspektive heraus dirigieren zu können. Suchmaschinen bieten seitenweise Angebote und wer nicht hinten anstehen mag, ist auf Vertriebsplattformen und viele neue Allianzen angewiesen.

Kundenzentrierte Wertschöpfung

Der globale Wettbewerb und die bedingungslose Kundenorientierung zwingen klassische Erlösmuster in die Knie. Die größten Gewinnspannen liegen direkt am entschlüsselten Konsumverhalten der Kunden. In der Vielzahl gesammelter Daten lassen sich echte Bedürfnismuster erkennen, auf ihre Skalierbarkeit prüfen und ggf. mit weiteren Geschäftspartnern in Angebote verwandeln – und monetarisieren.

Im Vorteil sind hier kundennahe Plattformen, die nicht mehr in Produkten oder Sortimenten denken, sondern ihre Angebote aus Kundenbedürfnissen konfigurieren. Produkte und Sortimente werden der Nachfrage entsprechend zusammengestellt, deren Menge und Kaufkraft sich anhand echter Zielgruppen ständig verfolgen lässt.

Digitale Durchdringung

Die Digitalisierung am Frontend – an der Schnittstelle zum Kunden – findet in den vollautomatisierten Fertigungsprozessen ihre digitale Entsprechung. Vor allem in der zunehmend automatisierten Smart Production kommunizieren Maschinen, Rechner und Roboter über Sender und Sensoren mit ihrer Umgebung, lernen aus den Handlungen im Verbund, berechnen mögliche Produktionslücken und fordern direkt beim Zulieferer Nachschub an.

Produktion und Kunde operieren vernetzt und sie könnten es noch perfekter, wäre zwischen ihnen nicht eine Bürolandschaft angesiedelt, die in ihrer Kommunikation, Administration und Struktur noch nach analogen Mustern betrieben wird. In ihren Wirkungsgraden ineffizient und in vielen Tätigkeiten durch intelligente Software ersetzbar, steht diese Büroarbeit nun vor ihrer digitalen Erneuerung

Vernetztes Denken

Lernfähige Algorithmen werden nicht nur die Arbeit von Sachbearbeitern ersetzen, sondern viele komplexe Entscheidungen schneller und besser treffen, als es die Führungsebene heute vermag. Tätigkeiten, Fähigkeiten und Zuständigkeiten der menschlichen Arbeitsleistung stehen damit zur Disposition – und Neudefinition.

Marktbeobachtungen, Erfolgsmessungen und Teilbilanzen, die heute noch vom Management und Controlling erstellt werden, können intelligente Softwares aus vernetzten System- und Umfelddaten viel schneller und zielgerichteter in anschauliche Infografiken übersetzen. Mit der neu gewonnenen Transparenz von Zusammenhängen, die als Erfolgskurven, Prognosen oder Rückverfolgungen bereichsspezifisch ausgewertet würden, könnten Mitarbeiter ganz unterschiedlicher Ebenen ihre Handlungserfolge und -konsequenzen überblicken und erhielten damit die Voraussetzungen, um unternehmerisch denken und handeln zu können. So lassen sich nicht nur Arbeitsfortschritte, Änderungen und Absender nachvollziehen, sondern auch Rahmenbedingungen, Umfeldveränderungen oder andere Parameter. Voraussetzung für die vernetzte Arbeitskultur, in der sich effiziente Rechenleistung und humane Wissensarbeit synergetisch befruchten, sind transparente Kommunikations- und agile Organisationsstrukturen.

Über die Autorin

Birgit GebhardtBirgit Gebhardt ist Trend- und Zukunftsexpertin und Autorin des Buches „2037 – unser Alltag in der Zukunft“, das sie im Auftrag der Edition Körber-Stiftung verfasst hat.

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