Netzausbau: Erdkabel-Stromtrassen haben Vorrang

Netzausbau Stromautobahn

Das Bundeskabinett gab gestern (07.10.2015) grünes Licht für mehr Erdkabel statt Freileitungen beim Bau der neuen „Stromautobahnen“ zwischen Nord- und Süddeutschland. Der Vorrang betrifft v. a. die großen Nord-Süd-Trassen wie SuedLink oder die Gleichstrompassage Süd-Ost.

Erdkabel statt Freileitung

Durch den zunehmenden Ausbau von Ökostromanlagen verlagert sich die Stromproduktion immer mehr in den windreichen Norden. Die bestehenden Kapazitäten des deutschen Stromnetzes reichen nicht aus, um den Strom ohne große Verluste von Nord- nach Süddeutschland zu transportieren. Der geplante Bau von Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen soll künftig einen verlustärmeren Stromtransport gewährleisten.

Seehofer setzt sich durch

Der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender Horst Seehofer hatte monatelang gegen den Bau von Freileitungen, insbesondere bei den beiden großen Trassenprojekten Südlink und Südost, gekämpft. Grund dafür waren massive Bürgerproteste gegen die 75 Meter hohen Strommasten, insbesondere in Bayern.

Auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel begrüßt die Entscheidung des Kabinetts: Der Beschluss stelle die Weichen für einen schnelleren und in der Bevölkerung bejahten Netzausbau. „Die Richtung ist klar: Bei den neuen Gleichstromvorhaben gilt künftig ein Vorrang für Erdkabel. Das führt zu mehr Akzeptanz, denn vielerorts hatten die Menschen große Bedenken gegen Freileitungen.“

Erdkabel: Vorteile und Nachteile

Die Vorteile von Erdkabeln gegenüber Freileitungen sind in erste Linie ästhetischer Natur. Durch den Kabinettsbeschluss kann die Anzahl von Strommasten beim Bau der Stromautobahn deutlich reduziert werden. Darüber hinaus sind Erdkabel besser vor witterungsbedingten Störungen wie Blitzeinschlägen, Vereisung und Stürmen geschützt als Freileitungen. Einer der größten Nachteile beim Einsatz von Erkabeln sind die dadurch entstehenden Kosten. Nach Schätzungen der Regierung, wird die Erdverkabelung die Investitionskosten für die neuen Gleichstrom-Trassen um drei bis acht Milliarden Euro in die Höhe treiben. Diese Mehrkosten werden auf die Verbraucher umgelegt.

Der Bundesbedarfs­plan sieht vor bis 2024 insgesamt 2.750 Kilometer Leitungen komplett neu zu errichten.