Energiewende im Heizungskeller

Heizkörper in Herzform

Wärmemarkt bietet enormes Einsparpotenzial bei CO2-Emissionen

Ein Gastbeitrag von Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender, VNG – Verbundnetz Gas AG

Im Zuge der Energiewende steht der Strommarkt immer wieder im Fokus von Politik und Öffentlichkeit. Dabei wird der Wärmemarkt zu Unrecht vernachlässigt, denn durch ihn kann man Energieeinsparungen und Klimaschutz enorm voranbringen. Was nur wenige wissen: Der Wärmemarkt hat den größten Anteil am Energieverbrauch und verursacht rund ein Drittel der CO2-Emissionen. Hier bietet Erdgas mit seinen effizienten und umweltverträglichen Anwendungsmöglichkeiten bereits heute ein großes Potenzial, um diese Emissionen zu reduzieren. Der Europäische Rat verabschiedete im Oktober 2014 verbindliche Energie- und Klimaziele bis 2030. Danach soll der Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent reduziert werden. Auf dem G7-Gipfel Anfang Juni 2015 in Elmau haben die führenden Wirtschaftsnationen eine massive Senkung der CO2-Emissionen bis 2050 bekräftigt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Erdgas mit seiner positiven Klimabilanz im Wärmemarkt unverzichtbar.

Erdgas ist Heizenergie Nummer eins

Erdgas spielt auf dem Wärmemarkt eine entscheidende Rolle. Von den rund 40 Millionen Bestandswohnungen in Deutschland wird knapp die Hälfte mit Erdgas beheizt. 49 Prozent nutzen dabei direkt Erdgas und sechs Prozent setzen auf Fernwärme auf Erdgasbasis. Im Neubau dominiert Erdgas weiter mit knapp 50 Prozent der eingesetzten Energie. Insgesamt geht der Trend hin zu einer Kombination von Energieträgern: Ein Drittel der Verbraucher bezieht seine Wärme aus mehr als einem Medium.

Auf dem Wärmemarkt ist das umweltfreundliche Erdgas die Wunschenergie Nummer eins. 72 Prozent der Erdgaskunden würden sich aus heutiger Sicht wieder für Erdgas entscheiden. Wachsender Beliebtheit erfreut sich vor allem die Kombination von moderner Erdgas-Brennwerttechnik und Solarthermie. 18 Prozent der Erdgasnutzer würden eine Kombination aus Erdgas und Solar wählen. Zusammen macht das 90 Prozent zufriedene Kunden. Zudem geben die Verbraucher dem Preis-Leistungs-Verhältnis durchgehend gute Noten. Dass Erdgas die favorisierte Heizenergie ist, liegt vor allem am sauberen Image. Erdgas ist langfristig verfügbar, umweltschonend und sehr komfortabel in der Anwendung.

Rolle von Erdgas in der Energiewende

Mit ihrer Entscheidung für Erdgas sind die Verbraucher der Politik schon einen Schritt voraus. Denn Erdgas ringt in der politischen Wahrnehmung immer noch um seine berechtigte Schlüsselposition. Die energiepolitische Debatte ist nach wie vor maßgeblich von der weiteren Ausgestaltung des Strommarktes geprägt.

Im Rahmen der angekündigten Förderung der Gebäudesanierung soll richtigerweise der Austausch alter Heizungsanlagen unterstützt werden. Allerdings handelt es sich bis heute nur um Vorschläge. Dabei besteht dringender Handlungsbedarf: Die Heizungsanlagen in Deutschland sind im Durchschnitt 18 Jahre alt. 36 Prozent aller Anlagen wurden sogar vor 1995 eingebaut, so eine Studie des BDEW. Zudem verfügen nur 30 Prozent aller Gasheizungen über die bewährte und effiziente Brennwerttechnik. Hier liegt ein großes Einsparpotenzial. Der Energieverbrauch in Wohnungen könnte mit moderner Erdgastechnik in Kombination mit erneuerbaren Energien schon heute schnell und günstig gesenkt werden.

Intelligent Heizen mit modernen Steuerungssystemen

Auch moderne Heizungssteuerungssysteme helfen, die Heizkosten auf Dauer zu senken. Diese Smart-Home-Technik ermöglicht es den Bewohnern, die Temperaturen in jedem Raum im Blick zu behalten und diese einfach zu regulieren. Programmierbare Thermostate und eine hausinterne Funksteuerung senken nicht nur die Heizkosten, sondern erhöhen auch den Komfort in den eigenen vier Wänden, egal ob es sich um ein Eigenheim oder eine Mietwohnung handelt.

Smart-Home-Anwendungen für einzelne Heizkörper rechnen sich vor allem für Mieter von Mehrfamilienhäusern, da diese in der Regel keinen Zugriff auf die zentrale Heizung haben. Eine Temperaturregelung der einzelnen Räume über Thermostate lässt sich optimal mit mechanischen Tür- oder Fenstersensoren kombinieren. Wird das Fenster geöffnet, sendet der Sensor per Funk ein Signal an das Heizkörperthermostat. Dieses ist so programmiert, dass es automatisch die Temperatur senkt und wieder anspringt, wenn sich das Fenster schließt. Dadurch wird im wahrsten Sinne des Wortes nicht zum Fenster hinaus geheizt. Über eine Smartphone-App lassen sich die Sensoren auch steuern, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind.

Auch bei der Verbundnetz Gas AG (VNG) ist Smart Home ein Thema, was zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Nachfrage der Kunden nach innovativen Produkten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Mit den Smart-Home-Anwendungen tritt VNG besonders an Stadtwerke als Vertriebspartner heran und verzeichnet ein wachsendes Interesse an diesen Komplettlösungen, die mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz ermöglichen.


 

Dr.-Karsten-HeuchertÜber den Autor:
Dr. Karsten Heuchert ist seit 2010 Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft mit Sitz in Leipzig.