In unserem Off the Record Event „Fachkräftemangel im Handel“ am 10. August wurde mit unseren Impulsgeber:innen Dr. Timo Eßer, Supply Chain Manager bei Aldi Süd, Katharina Weinert, Abteilungsleiterin Bildungspolitik und Berufsbildung beim HDE, und Prof. Dr. Christiane Beyerhaus, Studiengangsleiterin B.A. Global Brand & Fashion Management bei der ISM über spannende Themen diskutiert. Lesen Sie hier die wesentlichen Thesen und Erkenntnisse:
Die Rolle von Werten im Unternehmen
Employer Branding ist im Handel ein Schlüssel, um die Mitarbeitenden-Fluktuation auf der Fläche zu verringern. Die gemeinsamen Werte mit dem Unternehmen werden von Mitarbeitenden neben dem Gehalt und sozialen Austausch im Team als sehr relevant für die Loyalität zum Arbeitgeber bewertet.
Das soziale Miteinander ist in Filialen, Lagern und anderen Orten, die physisches Zusammenkommen erfordern, höchst relevant. Wie Unternehmen dies auch für Mitarbeitende, die remote arbeiten herstellen können, wird eine zentrale Frage der kommenden Monate und Jahre sein.
Die stärkere Rückkehr in die Büros kann eine Möglichkeit sein, das Miteinander zu stärken. Es geht aber mit dem Risiko einher, dass Mitarbeitende, die örtlich flexibel arbeiten möchten, das Unternehmen verlassen oder gar nicht erst angeworben werden können.
Ein Element, das sich auch remote als Zusammenhalt für Mitarbeitende eignet, sind gemeinsame Unternehmenswerte. Dafür dürfen diese aber nicht generisch sein. Es braucht eine klare Wertestruktur, die das Handeln im Unternehmen auch wirklich lenkt.
Die Führungskraft als Coach
Für stationäre Händler ist die Shopfloor-Belegschaft erfolgskritisch. Gleichzeitig wird das Recruiting hier zunehmend schwierig. Die Zufriedenheit von Mitarbeitenden muss stärker in den Mittelpunkt rücken.
Dabei ist es extrem wichtig, Führungskräfte ausreichend auf ihre Rolle vorzubereiten – nicht nur fachlich. Einen Teamspirit zu entwickeln, das soziale Miteinander zu gestalten und Mitarbeitende zu begleiten erfordert Erfahrung und eine gute Ausbildung.
Skill & Will: Wichtig ist zu fragen, wer die Fähigkeiten für eine Führungsrolle hat – und wer sie auch wirklich ausfüllen will.
Nachwuchs im Handel
Der Handel ist einer der wichtigsten Arbeitgeber und Ausbilder in Deutschland. Auch die Karriere mit Lehre ist im Handel heute noch gut möglich wie in kaum einer anderen Branche.
In den vergangenen Jahren haben sich neben den herkömmlichen Ausbildungen im Handel viele weitere, spezialisierte Ausbildungszweige entwickelt.
Allerdings steht der Handel vor multiplen Herausforderungen: Einerseits ist die Anzahl der in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt rückenden Menschen abnehmend, gleichzeitig steigt die Akademisierungsquote seit Jahren.
Hier konkurriert der Handel heute mit der Pflege, dem Handwerk und vielen weiteren Branchen um die jungen Leute, die sich für eine Ausbildung entscheiden.
Hier gilt es, in den kommenden Jahren an mehreren Hebeln anzusetzen. Wie kann man den Weg in die Lehre bei jungen Leuten früher als Option verankern? Wie kann man die Informationen über die Lehre – und die Lehre im Handel im Speziellen – besser vermitteln? Wie können Ausbildungsbedingungen, etwa die Möglichkeit, im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten auch als Auszubildende:r remote zu arbeiten, verbessert werden?