
Advertorial
von Nina Scholz
Bei der Bekämpfung des Klimawandels kommt es darauf an, den gesamten Instrumentenkasten zur Vermeidung von Emissionen zu nutzen. Im Bundestagswahlkampf haben nahezu alle Parteien deutlich gemacht, dass sie den Ausbau von Solar- und Windenergie deutlich beschleunigen möchten. Die scheidende Bundesregierung hat mit der Veröffentlichung der Wasserstoffstrategie im vergangenen Jahr Wege aufgezeichnet, mit denen industrielle Prozesse mit Hilfe von Wasserstoff CO2-neutral gemacht werden sollen. Ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Abscheidung und Speicherung von CO2 – insbesondere in Bereichen, in denen Emissionen prozessbedingt entstehen oder die nur schwer zu elektrifizieren sind.
Im jüngst von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichten Bericht „Net Zero by 2050“ geht die Organisation davon aus, dass bis 2050 etwa 7,6 Gigatonnen CO2 abgeschieden und zu einem großen Teil gespeichert werden müssen, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Auch der Weltklimarat (IPCC) weist darauf hin, dass CO2-Speicherung ein wichtiges Element bei der Bekämpfung des Klimawandels ist.
Eine erprobte Technologie
Damit ein Standort für die erfolgreiche geologische CO2- Speicherung genutzt werden kann, muss er zwei Voraussetzungen erfüllen: Es müssen erstens eine poröse und durchlässige Speichergesteinsformation und zweitens ein Deckgestein vorhanden sein, das erstere abdichtet. Bei der Gesteinsformation kann es sich entweder um erschöpfte Öl- und Gasfelder oder um salzwassergefüllte Gesteinsformationen handeln, sogenannte saline Aquifere. Diese Formation muss mit dem Deckgestein in der Regel eine nach oben geschlossene Struktur bilden, vergleichbar mit einem Helm oder einer auf dem Kopf stehenden Schale, die das CO2 sicher einschließt. Es gibt bereits heute weltweit Projekte, in denen CO2-Speicherung erfolgreich durchgeführt wird. Das CO2-Speicherprojekt Sleipner in Norwegen war 1996 die erste CO2-Speicheranlage in seiner Größenordnung. Die von Equinor betriebene Anlage hat seit Inbetriebnahme insgesamt 19 Megatonnen CO2 etwa 1.000 Meter unter dem Grund der Nordsee gespeichert (Stand Ende 2020). Im Verlaufe des Projekts wurde mit zahlreichen Untersuchungen sichergestellt, dass das gespeicherte CO2 nicht aus dem Speichergestein austritt. In den letzten 25 Jahren konnte dabei kein Austritt des klimaschädlichen Gases beobachtet werden. Auch nachdem die Speicherkapazität der Lagerstätte erschöpft ist, wird sie zunächst für 20 Jahre durch den Betreiber und im Anschluss durch die Behörden überwacht. Langfristig löst sich das CO2 in der Lagerstätte im Salzwasser und sinkt ab. Dort bildet es zum Teil Mineralien und wird dadurch unbeweglich.
Viel Potenzial für Klimaziele
Insgesamt wird das gesamte Speicherpotenzial allein in der Nordsee auf 160 Gigatonnen geschätzt – genug, um die derzeitigen industriellen CO2-Emissionen Europas75 Jahre lang zu speichern.
CO2-Abscheidung und -Speicherung ist vor allem für diejenigen Industrien interessant, deren Emissionen prozessbedingt und somit nicht zu vermeiden sind, wie zum Beispiel die Zementindustrie. Bei der Zementherstellung wird zerkleinerter Kalkstein bei etwa 1.450 °C zum Zwischenprodukt Zementklinker gebrannt. Bei diesem chemischen Prozess entstehen Branntkalk und CO2. Ohne diese Reaktion ist jedoch die Zementherstellung nach heutigem Stand nicht möglich. Die Zementindustrie schlägt daher die sichere CO2-Speicherung als eine Maßnahme zur Emissionsvermeidung vor.
Die Erfahrungen im Sleipner-Projekt haben gezeigt, dass die sichere und langfristige Speicherung von CO2 unter dem Grund der Nordsee möglich und CO2-Speicherung ein tragfähiges Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels ist. Auf diese Erfahrungen aufbauend haben sich die Energieunternehmen Equinor, Total und Shell zum Joint Venture Northern Lights zusammengeschlossen – die erste kommerzielle Infrastruktur für CO2- Transport und -Speicherung. Ab 2024 sollen Industriekunden aus ganz Europa die Möglichkeit bekommen, ihre CO2-Emissionen per Schiff zum Northern Lights-Empfangsterminal anzuliefern. Von dort aus wird das CO2 dann über Pipelines dauerhaft etwa 2.600 Meter unter dem Grund der Nordsee eingelagert. In der ersten Projektphase sollen bis zu 1,5 Megatonnen CO2 jährlich eingelagert werden können. Langfristig soll diese Kapazität auf 5 Megatonnen jährlich erhöht werden. Das Projekt wird in drei Jahren Realität sein und zeigt: CO2-Speicherung ist in großem Maßstab möglich und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Die Erfahrung zeigt, dass CO2-Speicherung in großem Maßstab möglich ist.
Nina Scholz, Country Manager Deutschland, Equinor
Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „Finance“ erschienen.
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