Banking as a Platform – Plattform-Ansatz macht Banken zu Banking-Dienstleister

Fachbeitrag: Banking as a Platform

Unternehmen aus allen Branchen verlängern ihr Produktangebot durch Finanzdienstleistungen. API-Banking und Banking as a Platform machen es möglich.

Es fing alles mit Kostendruck an. Um Bankfilialen wirtschaftlicher zu machen, wurden erst Geldautomaten und später Selbstbedienungsautomaten aufgestellt, an den der Kunde seine Bankgeschäfte erledigen sollte. Mit dem Internet wurde selbst dieser Gang in die Filiale überflüssig. Doch Internet hieß nicht gleich Innovation: Im Fokus der Banken blieben Transaktionen – im Hintergrund liefen die alten Systeme, die teilweise schon vor 40 Jahren eingeführt wurden. Die Chance des technologischen Fortschrittes, den die Digitalisierung brachte, wurde nur von wenigen Banken erkannt.

Kunden haben technischen Fortschritt schneller angenommen als Banken. Das ist kein Geheimnis. Seit Jahren schreiben Journalisten und enttäuschte Bankkunden – das Internet hat ihnen eine Stimme in Foren und sozialen Netzwerken gegeben – darüber. Viele Unternehmer, die nicht aus dem Bankenumfeld kommen, haben dies erkannt und die Fintech-Branche ermöglicht. Sichere und schnelle Bezahlung des Einkaufes im Internet hat erst die Erfolge von Zalando und Co. möglich gemacht.

Digitale Wirtschaft braucht digitales Banking

Das geht soweit, dass komplexe Finanzprodukte, die noch vor wenigen Jahren nur über Banken angeboten wurden, mittlerweile überall erhältlich sind. Kauft ein Kunde Schuhe, ein Auto, eine Küche oder ein Haus und lässt sich dies finanzieren, dann ist ihm egal, welche technischen Wege die dazu notwendige Bezahlung nimmt. Wichtig ist, dass der Verkäufer seine Bezahlung erhält und der Kunde seinen Küchen-, Haus- oder Autotraum. Es geht dem Kunden nicht um das Geld, sondern um das damit zu erwerbende Produkt. Und darum, dass alles schnell, sicher und komfortabel passiert.

Diese Entwicklung findet nicht nur im Zusammenhang mit dem Konsum oder Investitionen statt. Sie dringt bereits in andere Kernbereiche vor, die Banken bislang allein besetzt hatten. Sie ist damit ein Anzeichen, dass die Bankenwelt im größten strukturellen Umbruch in ihrer Geschichte steht. Ob dies von allen Bankmanagern so erkannt wurde, darf durchaus bezweifelt werden. Ein Konto, Dispolinien oder Kreditkarten werden längst von sogenannten Neo- oder Challenger Banken angeboten – und zwar sowohl für Privatkunden als auch für Selbstständige und Firmen. Aber auch Unternehmen aus ganz anderen Bereichen, z.B. Telekommunikationsunternehmen, Internet Service Provider oder Online-Portale stoßen mit neuen Produkten und vor allem Millionen Kundenbeziehungen in genau diese Richtung vor.

Auf Nummer sicher: Ohne Bank(lizenz) im Hintergrund geht es nicht

Damit all dies funktionieren kann, müssen Banking-Partner mit einer Banklizenz im Hintergrund für eine regelkonforme Abwicklung sorgen. Das können natürlich einerseits traditionelle Banken sein, die sich bereits dahingehend entwickeln. Eine deutliche Beschleunigung dieser Entwicklung kommt aber durch Unternehmen die einzig und allein “Banking as a Platform” anbieten. Diesen Ansatz verfolgen wir stringent mit der solarisBank. Das Fundament unseres Geschäftsmodells, die Banklizenz, haben wir im März diesen Jahres erteilt bekommen.

Eine essenzielle Dienstleistung, die Lizenzinhaber für andere Unternehmen bieten, ist die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen. Während digitale Startups und Unternehmen aus bankenfernen Branchen davon oft wenig Kenntnis haben, sorgen Anbieter im Hintergrund dafür, dass die Finanzprozesse regelkonform laufen. Damit kann auch das häufig angesprochene “Level Playing Field” – dass nämlich alle Teilnehmer des Marktes für Finanzdienstleistungen zu den gleichen Regeln spielen müssen – eingehalten werden.

In der solarisBank haben wir hervorragende Tech-Experten und Banking-Profis zusammengebracht, um einzelne Finanzprozesse möglichst so aufzubauen, dass viele andere Unternehmen daraus Geschäftsmodelle aufbauen können. “Banking as a Platform” mit einem modularen Ansatz lässt Skaleneffekte durch höchste Automatisierung zu, spart allen Parteien Geld, setzt den Kunden in den Mittelpunkt und hilft zu einer breiten “Compliance” im Markt.

Per API: Einfache Anbindung dank Plattform-Strategie

Bei der Einhaltung der komplexen Anforderungen – sei es technischer oder regulatorischer Art – unterstützt eine konsequente Plattform-Strategie. So wie in der 80er und 90er Jahren IBM, Cisco, Intel und Microsoft ihre Plattformen entwickelt haben, so haben dies in der jüngeren Vergangenheit Apple, Google und Amazon getan.

In der Finanzwelt ist der Plattform-Gedanke jedoch neu. Einzig die großen Kreditkarten-Unternehmen wie zum Beispiel MasterCard haben Plattform-ähnliche Systeme etabliert, an die sich Issuer, Acquirer, Startups und die unterschiedlichsten Payment-Anbieter und Händler andocken können.

Eine moderne und modular aufgebaute Plattform hat jedoch einen entscheidenden Vorteil, der vor allem im Startup-Umfeld zum Tragen kommt: Sie ermöglicht Lösungen in der erforderlichen Geschwindigkeit zu entwickeln und zur Marktreife zu führen. Nur wer keine schwerfällige traditionelle IT-Landschaft pflegen muss, kann sich schnell um die Lösung der Kundenbedürfnisse kümmern. Per API-Schnittstelle können die verschiedenen Services durch die Partnerunternehmen einfach eingebunden werden. Diese unkomplizierte Nutzung von Bankdienstleistungen gewinnt immer mehr Anhänger und wird sich im Markt durchsetzen. So sorgen Fintechs und Digital-Unternehmen als Katalysatoren für eine Vereinfachung des Bankgeschäfts.

Über den Autor:

Von Marko Wenthin ist Mitglied des Vorstands der solarisBank.

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