Wir müssen jetzt handeln: Grüne Transformation statt Verwaltung des Klimawandels

Martina Merz, CEO, thyssenkrupp

Wasserstoff wird eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt spielen und ist einer der wesentlichen Energieträger der Zukunft. Ausreichende Mengen an grünem Wasserstoff sind von zentraler Bedeutung für das Gelingen der grünen Transformation – hier in Deutschland, in Europa, und in der ganzen Welt.

thyssenkrupp steht fest zu den internationalen Klimazielen. Dabei wollen wir einen wesentlichen und schnellen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten und gleichzeitig eine leistungsfähige Industrieregion erhalten.

Wir bei thyssenkrupp sind fest entschlossen, die grüne Transformation als Chance zu gestalten, statt den Klimawandel zu verwalten. Und wir sind entschlossen, unsere Kompetenzen entlang der grünen Wertschöpfungsketten entsprechend zu nutzen und einzubringen.

Wasserstoff wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Und mehr noch: Wasserstoff wird eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt spielen und ist einer der wesentlichen Energieträger der Zukunft. Ausreichende Mengen an grünem Wasserstoff sind von zentraler Bedeutung für das Gelingen der grünen Transformation – hier in Deutschland, in Europa, und in der ganzen Welt.

Im Prinzip kann Wasserstoff überall dort eingesetzt werden, wofür bislang Öl, Kohle und Erdgas benötigt wird – ohne CO2 freizusetzen. Deshalb ist Wasserstoff die Wunderwaffe für den Klimaschutz.

Und um es klar zu sagen: Für thyssenkrupp geht es nicht nur darum, selbst klimaneutral zu werden. Wir wollen Teil der Lösung für das Gesamtsystem sein. Denn wir als Unternehmensgruppe haben an den drei entscheidenden Punkten der grünen Transformation – entlang der gesamten Wertschöpfungskette – Maßgebliches zu bieten: bei dem Dreieck aus Nachfrage, Angebot und Infrastruktur.

Lassen Sie mich mit der „Nachfrage“ beginnen: Durch die Umstellung unserer Stahlproduktion werden wir zu einem wesentlichen Verbraucher von erneuerbaren Energien und Wasserstoff.

Die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist ein bedeutender Hebel, um schnell deutliche Fortschritte in Richtung Klimaneutralität zu erzielen – und damit auch die nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen. Die Stahlindustrie ist mit rund 30 Prozent der industriellen Emissionen und rund 6 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland die Branche mit dem größten Anteil an den Treibhausgasemissionen der Industrie. Und allein thyssenkrupp Steel ist heute als größtes Stahlunternehmen in Deutschland für rund 2,5 % der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich.

Wir haben ein klares Konzept zur Dekarbonisierung der Produktion, das sowohl technologisch ausgereift als auch wissenschaftlich anerkannt ist. Wir wollen die Emissionen im Stahlbereich bis 2030 um 30 Prozent senken. Klimaneutralität ist bis spätestens 2045 angestrebt. Besonders effektiv ist der Einsatz von Wasserstoff in der Stahlindustrie: Mit einer Tonne grünem Wasserstoff können 26 Tonnen CO2 vermieden werden.

Allerdings werden gigantische Mengen an grünem Wasserstoff benötigt – Mengen, die aus heutiger Sicht noch unvorstellbar erscheinen. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Für die vollständige Umstellung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion benötigt thyssenkrupp Steel rund 720.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Der für die Wasserstoffproduktion benötigte Stromverbrauch entspricht dem derzeitigen Verbrauch von 25 Prozent der deutschen Haushalte – rund 36 Terrawattstunden.

Lassen Sie mich nun zum zweiten entscheidenden Punkt der grünen Transformation kommen: „Angebot“.

Mit unserem Wasserstoffgeschäft, thyssenkrupp nucera, sind wir als einer der wenigen Anbieter weltweit in der Lage, Technologie für die Herstellung von Wasserstoff im Gigamaßstab anzubieten. Durch die Umwandlung von erneuerbarem Strom in grünen Wasserstoff macht unsere alkalische Wasserelektrolyse erneuerbare Energie für eine Vielzahl von Anwendungen verfügbar.

Und nicht zuletzt sind wir auch auf der „Infrastruktur“-Seite aktiv. Unsere Anlagenbauer bei Uhde sind Experten für den Bau von Ammoniak- und Methanolanlagen – wahrscheinlich die zukünftigen Transportmedien für den Import von grünem Wasserstoff aus anderen Regionen der Welt nach Europa. Und mit unseren innovativen Großwälzlagern machen wir den Boom der Windenergie überhaupt erst möglich. Wo immer neue Windparks gebaut werden, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit thyssenkrupp Technik im Spiel.

Diese vielfältigen Kompetenzen in zukunftsweisenden Technologien und unterschiedliche Perspektiven auf grüne Wertschöpfungsketten innerhalb unseres Dreiecks aus Nachfrage, Angebot und Infrastruktur machen uns zu einem einzigartigen Partner für die grüne Transformation.

Dennoch sind wir uns natürlich bewusst, dass wir die Herausforderungen nicht alleine lösen können. Einzelaktionen werden nicht ausreichen. Denn die grüne Transformation ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, deren Erfolg an die Erfolge und Maßnahmen von uns allen geknüpft ist. National und international.

Und klar ist auch: Die Herausforderungen für die Grüne Transformation werden vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten sicher nicht kleiner. Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser Situation weiterhin alles tun, was in unserer Macht steht. Diese Krise zeigt auch, dass die grüne Transformation weiterhin einen hohen Stellenwert hat und ihre Umsetzung nun noch mehr beschleunigt wird.

Die schnelle Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien und Wasserstoff ist ein entscheidender Faktor dafür, wie schnell wir unsere Klimaziele erreichen können. Deshalb brauchen wir sektoren- und länderübergreifende Ansätze, die Bedarfe und Potenziale ganzheitlich erfassen und zusammenführen. Auf dieser Basis müssen wir die Infrastruktur planen, damit wir schnell in die Umsetzung gehen können.

Wir bei thyssenkrupp sind bereit, uns hier weiter zu engagieren und hoffen auf weitere wirkungsvolle Vernetzung – und vor allem: auf zukunftsweisendes gemeinsames Handeln in Deutschland, Europa und weltweit.

Martina Merz
CEO
thyssenkrupp