Herausforderungen für Unternehmen bei der digitalen Transformation

Der Wandel zu einem digitalen Unternehmen ist alles andere als einfach. Die befragten Unternehmen des Handelsblatt Research Institutes haben eine Vielzahl von Hürden und Herausforderungen genannt. Dabei wurde zwar auch auf mangelnde finanzielle Ressourcen, herausfordernde IT-Infrastruktur oder das Thema Datenschutz verwiesen, die meisten – etwa drei Fünftel – der genannten Herausforderungen setzen allerdings in irgendeiner Weise bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an.

Da diese ebenfalls die Adressaten der internen Unternehmenskommunikation sind, gibt es für die Kommunikation ein großes Potenzial, „Steine aus dem Transformationsweg zu räumen“. Bei einem Blick auf die verschiedenen Herausforderungen, bei denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Rolle spielen, zeigt sich, dass die digitale Transformation in erster Linie eine „Kopfsache“ ist und bleibt. Die meisten der genannten Herausforderungen hängen mit dem Mindset zusammen. Im digitalen Zeitalter verändert sich die Arbeitsorganisation in den Unternehmen. Es gibt einen Wandel bei den internen Abläufen und Prozessen. Die Unternehmen wandeln ihre Produkte und Geschäftsmodelle und werden mit veränderten Kundenbedürfnissen konfrontiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich insofern auf viel Veränderung und Neues einstellen. Hierfür fehlt aber nach Ansicht vieler Unternehmen die notwendige Akzeptanz oder auch Neugier. Mangelnde Veränderungsbereitschaft oder fehlende Offenheit, neue Prozesse auszuprobieren, bremsen den Transformationsprozess der Unternehmen. Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bevorzugen eher, dass alles so bleibt wie bisher. Ihre Denke bzw. ihr Mindset bleibt auf die alten Arbeits- und Verfahrensweisen eingestellt und verläuft weiter auf den „ausgetretenen Pfaden“.

Die fehlende Veränderungsbereitschaft hat mitunter jedoch auch mit Angst und Risikowahrnehmung zu tun. Bei der digitalen Transformation handelt es sich um einen Prozess, der vielfach mit Ungewissheit behaftet ist. Kein Unternehmen kann mit Sicherheit sagen, wohin genau die „Digitalisierungsreise“ in den nächsten Jahren gehen wird. Bei dieser „Reise ins Ungewisse“ müssen die Unternehmen zum Teil Sachen ausprobieren, ohne zu wissen, ob oder wann sie sich rechnen. Dies führt zu gewissen Ängsten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Falls dazu noch eine Risikoaversion gegeben ist, resultiert diese in der mangelnden Veränderungsbereitschaft.

„Digitalisierung ist kein Technologieproblem, die Teilhabe der Mitarbeiter ist essenziell. Digitalisierung bedeutet neue Arbeitsweisen, neue Werkzeuge sowie veränderte Herangehensweisen an Probleme.“

 

Unter Umständen werden die Unternehmen bei der digitalen Transformation auch vom aktuellen wirtschaftlichen Erfolg ausgebremst. Grundsätzlich sind Veränderungen besonders dann nachvollziehbar, wenn es dafür einen offensichtlichen Anlass gibt, beispielweise eine ausbleibende Zielerreichung.

Transformationsherausforderungen, bei denen Mitarbeiter eine Rolle spielen: Bedeutung der jeweiligen Herausforderung (Anteil an der genannten Gesamtzahl)

Falls Unternehmen aktuell jedoch sehr erfolgreich am Markt agieren, also das aktuelle Setting gut funktioniert, können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Umständen nicht nachvollziehen, warum dieses funktionierende Setting verändert werden soll. Es fehlt demensprechend der Druck zum Wandel. Falls darüber hinaus die Führungskräfte selbst auch keine Zukunftsvision haben, die eventuell trotz aktuellen Erfolgs die Notwendigkeit des Wandels begründen kann und sie beim Wandel zudem keine Vorbilder sind, an denen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren können, wird der Transformationsprozess noch weiter gebremst. Gerade auf diesen Feldern – Bereitschaft, Offenheit, Einstellung – spielt Kommunikation eine große Rolle, sodass Unternehmen mit der internen Unternehmenskommunikation einen großen Hebel zum Umgang mit diesen Herausforderungen und damit zur Mitnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Transformationsprozess haben. Denn zuerst gilt es, etwaige Widerstände abzubauen, bevor mit Weiterbildung dafür gesorgt werden sollte, dass die benötigten Fähigkeiten und Qualifikationen für das digitale Zeitalter zur Verfügung stehen.

 

Zu diesen Hürden für Unternehmen bei der digitalen Transformation, die direkt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenhängen, kommen darüber hinaus noch weitere Herausforderungen, mit denen die Unternehmen ebenfalls konfrontiert werden. Denn eine Bereitschaft zum Wandel und das richtige Mindset bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedeutet allein noch keine Transformation frei von jeglichen Hindernissen. Die meistgenannte Herausforderung in diesem Zusammenhang ist der Ressourcenmangel. Zum einen bezieht sich dies auf Investitionsmittel, denn Digitalisierung kostet Geld und ist kein Selbstzweck. Es sind vor allem Investitionen, bei denen sich die Erträge aber erst in Jahren einstellen. Zudem gib es einen Mangel an Personal. Gerade wenn Unternehmen aktuell sehr erfolgreich sind, bindet dies Ressourcen, sodass nicht genügend Kapazitäten für die digitale Transformation zur Verfügung stehen. So ist insbesondere die IT-Abteilung ein Flaschenhals, was die Digitalisierung der internen Unternehmensprozesse betrifft. Gerade diese Transformation der internen Prozesse wird darüber hinaus noch durch das zweithäufigst genannte Hindernis gebremst: eine veraltete und teils komplexe IT-Infrastruktur. So verwies ein Unternehmen darauf, dass es mehrere verschiedene SAPSysteme verwendet, wodurch die Umstellung und Transformation sehr aufwändig und teuer wird.

 

Allgemeine Herausforderungen bei der Transformation: Bedeutung der jeweiligen Herausforderung (Anteil an der genannten Gesamtzahl)

 

Einige Unternehmen gaben zudem an, dass die eher konservative oder „analoge“ Branche (z.B. Bausektor), in der sie aktiv sind, und die dazugehörigen Kunden gewisse Hürden für ihre Transformation darstellen, da in diesem Fall die Nachfrage nach neuen Produkten, Services und Geschäftsmodellen geringer ist. Ein Problem ist mitunter auch ein zu enges Verständnis von Digitalisierung. Verstehen Bereiche des Unternehmens die Transformation nur als Wandel von analogen zu digitalen Prozessen und blenden die Veränderungen der Produkte, Services und Geschäftsmodelle aus, gibt es zum einen keine konsistente Transformation des gesamten Unternehmens und es wird zum anderen zugleich viel Potenzial nicht realisiert. Zwei Unternehmen haben des Weiteren hervorgehoben, dass die Ungewissheit bei der Transformation („Reise ins Ungewisse“) die Digitalisierung dämpft. Gerade wenn die digitale Transformation weit weg vom aktuellen Geschäft ist, gibt es eine große Ungewissheit, wann sich die Investitionen amortisieren. Neben diesen Herausforderungen wurden von einzelnen Unternehmen noch verschiedene andere Hürden genannt, wie zum Beispiel gesetzliche Regulierungen, Datenschutzaspekte, politische Hürden oder auch ethische Bedenken.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Studie, die Rolle der internen Kommunikation bei der Transformation, im Auftrag der LANXESS Deutschland GmbH.

Jetzt Circle Member werden