
TAG DER VISIONÄRE
Lutz Meschke, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand Finanzen und IT, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Smartphone löst das Auto als Statussymbol ab, die Elektronik ersetzt den Autofahrer am Lenkrad und der Verbrennungsmotor scheint ein Auslaufmodell – für eine Sportwagenmarke wie Porsche müssen diese Trends doch Schreckensvisionen sein. Oder nicht? Keineswegs, findet Vorstandsmitglied Lutz Meschke.
Die Marke habe genügend Mut, Ideen und auch bereits fertige Produkte, um die Faszination eines Sportwagens ins Zeitalter der Elektromobilität zu übertragen. Aber klar sei auch, dass dem Unternehmen damit ein tiefgreifender Wandel bevorstehe. „Wenn Porsche weiterhin erfolgreich und der Maßstab sein will, gibt es kein ‚Weiter so‘“, betont Meschke.
Porsche stelle sich auf aktuelle Zukunftstrends, wandelnde Rahmenbedingungen und neue Ansprüche von Kunden und der Gesellschaft ein. „Aber wir verbinden das Neue mit unserer Tradition, mit unseren Werten, der Strahlkraft unserer Marke und unserer Erfahrung im Sportwagenbau. Auf dieser Basis antizipieren wir, was uns in Zukunft erwartet und gehen unseren eigenen Weg.“ Dazu gehöre, schneller zu agieren und zu reagieren, um mit der Dynamik der Entwicklung Schritt zu halten. „Dafür haben wir parallel zu unserem internen Innovations-Management weltweit Innovationseinheiten aufgebaut. Im Silicon Valley, in Berlin und in Tel Aviv. Wir entwickeln digitale Produkte, Services und IT-Lösungen“, erklärt Finanz- und IT-Vorstand. Porsche dringe in Bereiche vor, die mit dem Kerngeschäft auf den ersten Blick nichts zu tun hätten: Künstliche Intelligenz, Mensch-Maschine-Schnittstellen oder auch Blockchain. „Wir arbeiten mit hochspezialisierten Start-ups zusammen und lernen so den Mehrwert solcher Technologien kennen.“ Zudem diene der hautnahe Kontakt mit der Gründer- und Innovationskultur als Quelle der Inspiration für die eigenen Mitarbeiter.
Bei den Antriebstechnologien sieht Porsche eine je nach Weltregion bis zu zehn Jahre lange Übergangsphase hin zur Elektromobilität und stellt sich entsprechend flexibel auf – mit weiter optimierten Verbrennungsmotoren, attraktiven Plug-in-Hybriden und rein elektrisch betriebenen Sportwagen. „Wir brauchen die E-Mobilität und wir wollen sie auch. Denn sie passt zu Porsche“, unterstreicht der Manager. Nicht zuletzt wegen der herausragenden Performance-Eigenschaften des Elektromotors.
2022 werde rund ein Drittel aller Porsche mit Elektromotor ausgestattet sein, 2025 deutlich mehr als die Hälfte und „2030 wird der Verbrenner wohl nur noch eine Nische besetzen“, lautet seine Erwartung. Nächstes Jahr schickt die Marke ihren ersten rein elektrischen Sportwagen ins Rennen um die Käufergunst, den Taycan. „Dieses Fahrzeug wird nicht nur schnell fahren, es wird auch sehr schnell laden“, verspricht Meschke. Besonderheit des Newcomers ist die 800-Volt-Architektur: Die im Vergleich zu anderen Elektroautos doppelte Stromspannung verkürzt die Ladezeiten und spart Gewicht und Platz, da weniger starke Kabel benötigt werden. Die Produktion des Taycan soll CO2-neutral erfolgen.
„Digitalisierung, Konnektivität und Elektromobilität begreifen wir als Chance, als Grundlage für völlig neue Geschäftsmodelle“, so Meschke. Beispielsweise könne der Kunde künftig ein Auto in Basisausstattung ordern und je nach Lebenssituation „over the air“ Leistungen dazubuchen – beispielsweise eine andere Fahrwerkseinstellung für das Wochenende am Nürburgring oder auch Services, Reparaturen und Updates. „Modellzyklen mit Facelift werden dadurch aufgebrochen, Fahrzeuge werden kundenorientierter“, verspricht der Porsche-Vorstand.
Auto-Gipfel 2018 – Executive Summary: Statements, Diskussionen und Videos im Überblick
Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Anfang Dezember 2018 nach Wolfsburg. Vom 03. bis 05. Dezember diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.