Wohin geht die Reise? – die Zukunft der Hotellerie

Wohin geht die Reise? – die Zukunft der Hotellerie

Marion Rodine, Rechtsanwältin, RUNKEL Rechtsanwälte

Die Corona-Pandemie hat das Hotelgewerbe bekanntlich schwer beeinträchtigt. Um mit der Krise besser umgehen zu können, insbesondere physische Kontakt im Hotelbetrieb zu minimieren, mussten neue, insbesondere digitale, Lösungen gefunden werden. Dazu zählten neben der Verlagerung von Arbeiten in das Homeoffice etwa die Reservierung im Restaurant per App oder der Check-In/Out am Terminal anstatt an der Rezeption (dwif.de).

Die Jahre 2020 – 2021: Belegungsquoten im Sinkflug

Trotz solcher Ansätze wurde es schwer. Im Zeitraum März 2020 bis Januar 2021 lag der Umsatz im Beherbergungsgewerbe real um 54,8 % unter dem des Vorjahreszeitraumes. Die Zahl der Beschäftigten der Hotels, Gasthöfe und Pensionen ging im genannten Zeitraum um 17,8 % zurück. Dabei galten Kurzarbeitende weiterhin als Beschäftigte (dehoga-bundesverband.de). Im vorigen Jahr machte das Gastgewerbe inflationsbereinigt 40,3 % weniger Umsatz als im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Krise (tagesschau.de, 21.02.2022). Der Gesetzgeber hat auf diese pandemiebedingten Schwierigkeiten (nicht nur des Hotelgewerbes) mit dem Erlass des COVInsAG reagiert. Weiterhin wurde ein KfW-Sonderprogramm aufgelegt, dessen Antragsfrist kürzlich bis zum 30.04.2022 verlängert wurde. Gleichzeitig wurde die Kreditobergrenze auf bis zu 2,3 Mio. € angehoben (KfW.de).

Das Jahr 2022: ein gemischtes Bild

Mittlerweile stehen die Zeichen indessen teilweise auf Erholung. In fast allen Bundesländern sind die Zugangsbeschränkungen im Hotelgewerbe vollständig oder nahezu vollständig aufgehoben (dehoga-corona.de). Nur neun Prozent der Deutschen wollen im Jahr 2022 wegen der Corona-Pandemie auf eine Urlaubsreise verzichten (Statista.com). Schon gegen Ende vorigen Jahres deutete sich ein gemischtes Bild an. Städte- und Businesshotels kämpften noch mit der Krise. Die erheblichen Restriktionen des internationalen Reiseverkehrs sorgten jedoch dafür, dass Ferien vermehrt in Deutschland verbracht wurden. Infolgedessen stiegen die Zimmerpreise in attraktiven einheimischen Urlaubsregionen sogar (SZ.de, 05.11.2021). Dies bestätigen Meldungen aus dem Februar laufenden Jahres, denen zu Folge die Hotelbranche derzeit vorwiegend mit touristischen Reisen ihr Geschäft macht. Noch im ersten Quartal, so hieß es, wurden Geschäftsreisen, Tagungen, Konferenzen und Messen nicht gebucht. Es wurde damit gerechnet, dass die deutsche Hotelbranche frühestens am Ende des Jahres 2023 wieder das Umsatzniveau des Jahres 2019 erreichen wird (tophotel.de, 16.02.2022).

Ein Blick in die Zukunft

Es dürfe allerdings zweifelhaft sein, ob das frühere Niveau bei Geschäftsreisen jemals wieder erreicht wird. In der Pandemie hat sich gezeigt, dass in Zukunft durch die Ermöglichung digitaler und hybrider Treffen jede fünfte Geschäftsreise dauerhaft entfallen könnte (tagesschau.de, 27.10.2021). Gleichzeitig hat sich manches Tagungshotel im Hinblick auf digitale und hybride Lösungen neu aufgestellt etwa durch die Einrichtung von VR-Area und Green Screen (hogapage.de). Trotz des absehbaren dauerhaften Rückgangs der Geschäftsreisetätigkeit werden zudem neue Hotels eröffnet und gebaut. Allein in Frankfurt sollen in diesem Jahr 7.000 neue Betten entstehen und in Berlin sogar 11.000. Die Entstehung eines Überangebotes, zumindest in Frankfurt, ist absehbar (tagesschau.de, 27.10.2021).

Dabei ist die Krise noch keineswegs ausgestanden. Ausweislich einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes unter 5.823 Mitgliedern gab es in der ersten Hälfte des Januars laufenden Jahres bei den Stadt- und Tagungshotels einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 um 58,6 % (dehoga.de, 20.01.2022). Zudem hat sich während der Pandemie der Personalmangel weiter verschärft. 10 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben das Gastgewerbe während der Corona-Krise verlassen und ein noch weitaus größerer Teil der Aushilfen (zeit.de, 16.02.2022).

In (Restrukturierungs-) Maßnahmen denken

Soweit die Krise anhält, könnte für einzelne Unternehmen eine Restrukturierung nach dem StaRUG hilfreich sein; bei operativem Restrukturierungsbedarf, wie bspw. im Bereich Personal oder hinsichtlich von Pachtverträgen, hilft das Restrukturierungsverfahren nach StaRUG allerdings nicht. Hier bietet die Insolvenzordnung mit dem Schutzschirmverfahren und der Eigenverwaltung auch dem Hotelgewerbe Optionen.

Unabhängig von der Krisenursache gilt für das Hotelgewerbe, wie für jede andere Branche: nur ein vorausschauender Umgang mit der Krise bietet die besten Handlungsoptionen.