
Mattias Müller, Partner, Dr. Wieselhuber & Partner GmbH & Volker Riedel, Geschäftsführender Gesellschafter, Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Sind Gesellschafter „aus dem Geld“, entstehen häufig Konflikte, die die erfolgreiche Sanierung eines Unternehmens verhindern können. Dazu gehören „Klassiker“ wie Unstimmigkeiten rund um die Nachfolge, komplexe Gesellschafterstrukturen, die zum Beispiel Stiftungen beinhalten, oder ein unterschiedliches Verständnis über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. Eschwerdend kommen häufig unterschiedliche Auffassungen gegenüber den Finanzierern hinzu. Wie kann diesen Konflikten vorgebeugt werden?
Gesellschafter und Finanzierer auf einer Spur
Entscheidungsfähige und -willige Gesellschafter sind eine wichtige Basis für erfolgreiche Restrukturierungsprozesse. Dabei muss auf Grund unterschiedlicher Interessenslagen grundsätzlich zwischen Haupt- und Minderheitsgesellschaftern unterschieden werde. Hinzu kommen die Belange hybrider Gesellschafter sowie zentraler „Flüsterer“.
Weiterer Stolperstein: Während für den Gesellschafter vor allem der Erhalt des Beteiligungswertes, die Vermeidung des Verlusts von Verwaltungs- und Kontrollrechten sowie der Werterhalt im Mittelpunkt steht, ist der Finanzierer vor allem an der Kapitaldienstfähigkeit interessiert.
Voraussetzungen für die erfolgreiche Sanierung
Auf dem Weg zu einer gemeinschaftlichen Lösung ist in jedem Fall der frühzeitige Austausch zwischen allen Parteien unerlässlich. Nur so können alle Handlungsoptionen auf den Tisch gelegt und mögliche Blockaden frühzeitig aus dem Weg geräumt werden.
Wichtig ist, zu einem frühen Zeitpunkt in der Restrukturierung das Verhältnis zwischen freien Finanzmitteln vs. notwendigen Restrukturierungskosten zu bestimmen, um zu ermitteln, ob und wie schnell eine Restrukturierung Aussicht auf Erfolg hat. Zu den freien Finanzmitteln zählen dabei alle verfügbaren Liquiditätsquellen in und außerhalb des Unternehmens, bei der Ermittlung der Restrukturierungskosten ist neben Umbau- bzw. Rückbaukosten auch an notwendige Investitionen zu denken. Diese Kennzahl zeigt auch das Kräfteverhältnis zwischen Gesellschaftern und Gläubigern und ist deshalb eine richtungsweisende Größe, an der sich weitere Maßnahmen orientieren können.
Es ist kein Geheimnis, dass ein schneller und stabiler Konsens über ausgewogene und verursachungsgerechte Beiträge zur Bewältigung der Krise ein zentraler Erfolgsfaktor in der Sanierung und Restrukturierung ist. Basis hierfür ist die Vergleichsrechnung über die tatsächliche wirtschaftliche Position im Rahmen der Sanierung. Dies gibt Auskunft über die Werthaltigkeit der Forderungen bzw. Assets. In Kombination mit eventuellen emotionalen Faktoren können so die wahrscheinlichen Handlungen frühzeitig antizipiert werden.
Transparente Financials als Erfolgsgarant
An Diskussionsbedarf mangelt es unter Gesellschaftern und Finanzierern in Krisenzeiten sicher nicht. Deshalb kommt einer transparenten und szenarienbasierten Zahlenbasis eine entscheidende Bedeutung zu – sie ist neutraler, ruhiger und vertrauensstiftender Mittelpunkt auf dem Weg durch die Sanierung. Und letztlich Ausgangspunkt für eine zukunftsfähige Ausrichtung eines Unternehmens in der Krise.