Wilhelmshaven: Eine Energiedrehscheibe für die Zukunft

Andreas Möller

Autor: Andreas Möller, Wintershall Dea

Wilhelmshaven hat ehrgeizige Pläne. Über Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen sollen zukünftig große Mengen Wasserstoff importiert werden, zudem ist eine Produktion vor Ort geplant. Dank der Nähe zu den großen Erdgaspipelines, die auch Wasserstoff transportieren könnten, und dem geplanten Wasserstoffnetz kann der klimafreundliche Energieträger problemlos in andere Regionen weitertransportiert werden. Überschüssiger Wasserstoff lässt sich bei Bedarf in einigen der fast 100 Salzkavernen in der Region zwischenspeichern. Und Industrieunternehmen sind als künftige Abnehmer in der Region und in den deutschen Industriezentren vorhanden.

Kein Wunder also, dass Wilhelmshaven als „Energyhub“ in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung Deutschlands spielen will und kann. Auch Wintershall Dea ist vom Potenzial des Standorts überzeugt und darum an gleich mehreren Projekten in der Küstenstadt beteiligt. Dabei setzen wir auf das Tandem aus Wasserstoff und Carbon Management: Wir wollen einerseits dazu beitragen, schnell einen deutschen Wasserstoffmarkt aufzubauen. Andererseits wollen wir es Industriekunden ermöglichen, ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen über einen geplanten CO2-Hub zur sicheren Einlagerung abzutransportieren – etwa in der norwegischen Nordsee. Beides sind wesentliche Beiträge zum Gelingen der Energiewende.

Konkret bedeutet das: Im Rahmen des Projektes „BlueHyNow“ planen wir, in Wilhelmshaven jährlich 5,6 TWh Wasserstoff aus norwegischem Erdgas zu produzieren – was etwa dem dreifachen Energieverbrauch des Wolfsburger Volkswagenwerks im Jahr 2019 entspricht. Er soll in das Pipeline-Transportnetz eingespeist und an Industriekunden geliefert werden, die ihn als dekarbonisierten Energieträger nutzen und auf diesem Weg ihre Klimabilanz deutlich verbessern können. Das bei der Wasserstoffproduktion aus Erdgas entstehende CO2 soll aufgefangen und sicher unter dem Meeresboden gelagert werden.

Um das zu ermöglichen, haben wir gemeinsam mit Equinor das Projekt NOR-GE gestartet. Dabei planen wir, eine ca. 900 Kilometer lange Pipeline zu bauen, die Wilhelmshaven mit CO2-Speichern in der norwegischen Nordsee verbindet. Sie soll eine Transportkapazität von jährlich 20 bis 40 Millionen Tonnen CO2 haben, was etwa zwanzig Prozent der aktuellen gesamten deutschen Industrieemissionen pro Jahr entspricht. Mit ihrer Hilfe wollen wir auch Industrieunternehmen dabei unterstützen, klimaneutral zu werden: Sie können Kohlendioxid aus der Produktion abscheiden und nach Wilhelmshaven transportieren, von wo es über den CO2-Hub per Pipeline zu den Lagerstätten in der Nordsee transportiert wird. Pläne für diesen CO2-Hub arbeiten wir gerade im Rahmen des Projektes „CO2nnectNow“ gemeinsam mit unserem Partner HES Wilhelmshaven Tank Terminal aus. Er soll auf dem Gelände eines bestehenden HES-Tanklagers in Wilhelmshaven errichtet werden, das günstig am Tiefwasser gelegen ist und über eine ausgezeichnete Anbindung an die Industrie- und Eisenbahninfrastruktur verfügt.

Die Beispiele zeigen: Wilhelmshaven hat tatsächlich die idealen Voraussetzungen, um zu einer zentralen Drehscheibe für das künftige Energiesystem Deutschlands zu werden. Wir bei Wintershall Dea sind vom Potenzial des Standorts überzeugt – und wollen darum den Energyhub weiter nach Kräften unterstützen.