Die neue Energiewelt birgt Chancen und Herausforderungen

Die neue Energiewelt ist geprägt von Schnelligkeit, Agilität, Innovation und Digitalisierung sowie von technischen Innovationen und individuelleren Kundenerwartungen

Auf dem Höhepunkt der europäischen Finanzkrise machte der Begriff einer marktkonformen Demokratie die Runde. Je nach politischer, philosophischer oder ökonomischer Perspektive entwickelte sich eine mitunter interessante Debatte darüber, ob und wie Demokratie den Märkten folgen darf. Keine Debatte kann es darüber geben, dass ein Unternehmen dem Markt folgen muss. Und für langfristigen unternehmerischen Erfolg muss ein Unternehmen sich schon heute für die Märkte der Zukunft aufstellen. Genau das hat E.ON jetzt getan.

Aufstellung für die Märkte der Zukunft

von Dr. Leonhard Birnbaum

E.ON wird sich künftig vollständig auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen und damit auf die Bausteine der neuen Energiewelt konzentrieren. Die Geschäftsfelder konventionelle Erzeugung, globaler Energiehandel und Exploration & Produktion überführen wir in eine neue, eigenständige Gesellschaft. Schon länger erleben wir, dass unsere Geschäfte von sehr unterschiedlichen Werttreibern und Chancen, Denkweisen und Fähigkeiten geprägt sind.

Aber bisher haben wir gedacht, dass man diese Unterschiede überbrücken kann und dass ein breites Portfolio langfristig mehr Wert schafft. Doch es wird zunehmend schwieriger, diese extrem unterschiedlichen Kulturen unter einem Dach zu vereinen, um sowohl in der neuen als auch in der klassischen Energiewelt erfolgreich zu sein und wieder wachsen zu können. Wir sind davon überzeugt, dass Energieunternehmen sich auf eine der beiden Welten fokussieren müssen, um künftig unternehmerisch erfolgreich zu sein. Die zweifelsohne vorhandenen Nachteile der Aufspaltung werden nach unserer Überzeugung durch die Vorteile mehr als wettgemacht.

Die neue Energiewelt ist geprägt von Schnelligkeit, Agilität, Innovation und Digitalisierung sowie von technischen Innovationen und individuelleren Kundenerwartungen. Das, was wir heute schon von dieser Welt sehen, ist erst der Anfang. Sie wird dynamischer und vielfältiger sein, als wir es uns heute vorstellen können. Diese Welt wird ein Unternehmen intensiv fordern und sie wird schneller wachsen als die klassische.

Ein wesentlicher Treiber ist die zunehmende Reife und damit das Wachstum der Erneuerbaren Energien. In keine andere Art der Stromerzeugung fließen so viele Investitionsmittel – ein Trend, der sich noch verstärken wird. Gemeinsam mit weiteren technischen Innovationen haben die Erneuerbaren zu einem geänderten Verständnis der Rolle des Kunden geführt.

Er will eine aktivere Rolle bei der Gestaltung seiner individuellen Energieversorgung spielen und vor allem sauber und nachhaltig erzeugte Energie effizient und ressourcenschonend nutzen. Gleichzeitig geht der Trend einer zunehmenden Vernetzung von allem und jedem nicht am Energiegeschäft vorbei. Mit dem Wachstum der Erneuerbaren Energien verändert sich auch die Rolle der Verteilnetze, die Strom künftig nicht mehr nur zum Kunden transportieren werden.

hb-journal

Den Beitrag von Dr. Leonhard Birnbaumfinden Sie in der Januar-Ausgabe des Handelsblatt Journal Energiewirtschaft, das Sie HIER gratis herunterladen können.

Die Fachbeilage bietet Ihnen viele spannende Beiträge – Sie finden unter anderem Artikel zu den Themen:
– Energiewende
– Innovationen
– Energieeffizienz
– Unternehmenskultur
– Netze
– Gas
– Erneuerbare Energien
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Die Netze werden immer intelligenter und ermöglichen zunehmend auch den Austausch und die Verarbeitung von Daten. Damit gewinnen die Verteilnetze als Energiedrehscheibe eine zentrale Bedeutung in der neuen Energiewelt und eröffnen Perspektiven für innovative, datenbasierte Produkte und Dienstleistungen.

Als größter Betreiber von Energienetzen in Europa, als ein führendes Unternehmen im globalen Renewables-Geschäft und mit etwa 33 Millionen Vertriebs- und 26 Millionen Netzkunden in Europa und der Türkei verfügt die künftige E.ON über eine hervorragende Basis für den Auf- und Ausbau neuer, kundennaher Geschäfte. Von dieser Basis aus werden wir E.ON bis 2020 zu dem führenden Anbieter für kundenorientierte Energielösungen entwickeln und so dem wachsenden Kundenbedürfnis nach größerer Selbstständigkeit und einer aktiven Rolle in der Energiewelt gerecht werden. Damit verbinden wir den Anspruch, bevorzugter Partner unserer Kunden und in allen unseren Märkten ‚Klassenbester‘ bei der Kundenzufriedenheit zu sein.

Aber auch die Energiewelt von morgen braucht eine stabile und sichere Versorgung und den Zugang zu den globalen Handelsmärkten für Energieprodukte. So wird die Gesellschaft, die wir von E.ON abspalten, einen wirkungsvollen Beitrag zur
Versorgungssicherheit leisten können und so den Umbau der Energieversorgung absichern. Mit über 50 Gigawatt Erzeugungskapazität wird das neue Energieunternehmen ein führender Stromerzeuger in Europa und Russland und dabei der größte Betreiber moderner Gaskraftwerke.

Mit einem starken Erdgasportfolio, das von der Exploration & Produktion über Transportleitungen nach Europa und langfristige Gasbeschaffungsverträge bis zu erheblichen Speicherkapazitäten in Deutschland reicht, gehört das neue Unternehmen auch zu den größten Marktteilnehmern im Erdgasgeschäft. Beide Welten werden für eine sehr lange Zeit nicht nur ihre Berechtigung behalten, sondern einander brauchen. Deshalb haben beide trotz der fundamentalen Unterschiede ihre jeweils eigenen Entwicklungs- und Wachstumsperspektiven.

Beide Unternehmen können so strategische Chancen besser nutzen, wachsen, Beschäftigung sichern und Werte schaffen. Sowohl E.ON als auch das neue Unternehmen werden dank ihrer eindeutigen Ausrichtung hervorragende Perspektiven haben und in ihren jeweiligen Märkten eine führende Rolle übernehmen.

Dr. Leonhard Birnbaum, Mitglied des Vorstands, E.ON SE
Der Autor:
Dr. Leonhard Birnbaum ist Vorstandsmitglied bei E.ON SE

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