Kurzinterview mit Dr. Egbert Laege Geschäftsführer der SEFE Securing Energy for Europe

Dr. Egbert Laege

Herr Dr. Laege Ihr Unternehmen ist im November vom Bund übernommen worden. Wie kam es zu dieser Übernahme?
Laege: Wie Sie wissen, hat das Jahr 2022 unser Unternehmen vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Anfang des Jahres versuchte SEFEs früherer Eigentümer, die Gruppe an ein anderes russisches Unternehmen zu übertragen und zu liquidieren. Nach der Treuhand im April verhängte Russland gezielte Sanktionen gegen das Unternehmen.

Die anschließende Aussetzung der Lieferungen führte zu hohen Kosten für die Ersatzbeschaffung bei SEFE, denn für uns hatte die Erfüllung unserer vertraglichen Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden absolute Priorität. Nach intensiver Prüfung übernahm die Bundesregierung im November 2022 alle Anteile an der SEFE-Gruppe. Vor einigen Tagen hat die EU-Kommission der Übernahme sowie der Rekapitalisierung zugestimmt. Mit dem Bund haben wir einen verlässlichen, starken Gesellschafter und Partner an unserer Seite. Die Versorgung unserer Kunden und die Zukunft der SEFE sind damit gesichert.

Was ist der Auftrag der SEFE und welche Rolle werden Sie und Ihr Unternehmen im zukünftigen Energiemarkt spielen?
Laege: Die Entscheidung der EU-Kommission verdeutlicht unsere Relevanz für die zukünftige Energieversorgung Europas und markiert eine neue Ära für die SEFE. Unser Kerngeschäft ist, wie auch der Name sagt „Securing Energy for Europe“ und steht für Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa, aber auch die grüne Transformation der Energiewirtschaft wird ein wichtiger Teil unserer zukünftigen Rolle im Markt sein. Diese zwei Ziele sind der Motor unseres wirtschaftlichen Handelns.

Die russischen Gaslieferungen wurden im August komplett eingestellt. Wie funktioniert die Beschaffung aktuell bei SEFE ohne russische Erdgaslieferungen?
Laege: Nun im Grunde haben wir aufgrund der russischen Gegensanktionen bereits im Mai keine Erdgaslieferungen mehr aus Russland erhalten. D.h. wir mussten bereits frühzeitig unsere Beschaffungsstrategie kurzfristig ändern und noch stärker diversifizieren. Mit unserem Portfolio beliefern wir maßgeblich Kunden in Europa – die ausbleibenden Gaslieferungen haben wir auf den europäischen und globalen Handelsmärkten beschafft und damit dazu beigetragen, Europa auf diesen Winter vorzubereiten, indem wir unsere Kunden weiterhin zuverlässig mit Erdgas beliefert und einen Beitrag zur Befüllung der Gasspeicher geleistet haben.

In den vergangenen Monaten haben wir ein neues, wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt und bauen aktuell dafür ein diversifiziertes Beschaffungsportfolio auf, dieses wird aus Pipeline-Gas zum Beispiel aus Norwegen und den Niederlanden sowie LNG aus verschiedenen geographischen Regionen bestehen.