Interview mit Dr. Martin Schichtel, CEO, Kraftblock (Nebuma GmbH)

Wir sprachen mit Dr. Martin Schichtel, CEO, Kraftblock (Nebuma GmbH) über Hochtemperaturspeicher von Kraftblock, was sich durch die Corona Pandemie für das Unternehmen verändert hat, Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die Energiegewinnung der Zukunft, staatliche Förderung von alternativen Energien und wie die Idee von Kraftblock entstanden ist.

Wo finden die Hochtemperaturspeicher von Kraftblock ihren Einsatz bzw. wo sind sie überall einsetzbar?

Unsere Speichersysteme wurden für zwei Aufgabenbereiche konzipiert: Recycling industrieller Abwärme und Puffern erneuerbarer Energien. Derzeit liegt ein starker Fokus auf der Dekarbonisierung industrieller Prozesse. Unsere Hochtemperatursysteme können Abwärmepotenziale bis 1.300°C im Bereich stahl- und metallverarbeitender Industrie, keramischer Industrie, Glasindustrie, chemischer sowie petrochemischer Industrie heben. Die sehr hochwertige wiedergewonnene Energie kann dann internen Prozessen wieder zugeführt werden. Somit muss keine neue Primärenergie für den gewählten Prozess eingesetzt werden, was gleichzeitig „Einsparen von CO2“ bedeutet. Alternativ kann die recycelte Wärme in mobilen Speichern zu externen Dritten gebracht werden – eine Art Zweipunktfernwärmenetz. Mit anderen Worten: wir können mit mobilen Speichern CO2-freie Wärme mit niedrigem Primärenergiefaktor liefern. Die Vorbereitungen zur Speicherung erneuerbarer Energien, sowohl Power-to-Power, als auch in der Sektorenkopplung sind getroffen. Sobald sich die Regulatorik  für die reine Stromspeicherung in „Nichtbatteriespeichern“ geändert hat und mit ihr die additiven Abgaben / Umlagen / Steuern, hoffen wir, ein wichtiger Bestandteil der Energiewende zu werden. .

Was hat sich durch die Corona Pandemie für Ihr Unternehmen verändert?

Die Pandemie hatte auf bereits etablierte Prozesse nur einen geringen Einfluss, da KRAFTBLOCK seit Gründung sehr digital unterwegs ist. Die meisten Introcalls oder Erstgespräche, teilweise auch erste Konzepte, machen wir bereits seit Jahren per Videokonferenz und interagieren auf einer gemeinsamen Dateiplattform mit dem Kunden. An einem bestimmten Punkt muss allerdings eine Begehung der Kundenanlage erfolgen. Dies war gerade in der Corona-Kernzeit schwierig. Jetzt sind wir gespannt, wie es in der aktuellen Lage um die Investitionsbereitschaft der Industrie in CO2-Einsparmaßnahmen steht.

Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit/Klimaschutz?

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind Teil unserer DNA. Durch den Einsatz unserer Speichersysteme zur Dekarbonisierung und Speicherung erneuerbarer Energien sehen wir uns als eine wichtige Säule im Klimaschutz. Nachhaltigkeit war ein wichtiger Impuls bei der Entwicklung des Speichersystems. Unser eigen entwickeltes Material besteht beispielsweise zu 85% aus Recyclingmaterialien, Stoffen, die üblicherweise auf der Deponie landen. Die Nutzungsdauer unseres Systems ist auf maximale Lebenszeit ausgelegt, einzelne Komponenten können problemlos gewechselt werden. Zudem kann der komplette Speicher recycelt werden. Durch all diese Maßnahmen haben wir natürlich auch einen positiven Effekt auf Umwelt- und Sozialgeschehen.

In welcher Art von sauberer Energiegewinnung sehen Sie die Zukunft, wenn es keine Kohlekraftwerke mehr geben sollte?

Es wird nicht „die eine Art von Energiegewinnung“ sein, ebenso wenig wie es nur „einen Speichertyp“ geben wird. Erneuerbare haben sicher eine große Zukunft zur Produktion von Strom. Ich denke allerdings auch, dass neue Reaktoren, die deutlich weniger Strahlung und Abfall produzieren, eine große Rolle spielen werden. Bisher liegt auf dem Bereich Stromerzeugung ein sehr starker Fokus, aber wie sieht es mit Wärme, insbesondere für industrielle Prozesse benötigte Wärme aus? Wenn dies auch noch elektrifiziert werden soll, dürfte es insbesondere für Industrieländer mit wenig Meerkontakt schwierig werden. Aber auch Kohlekraftwerke sollte man nicht abschreiben. Stellen Sie sich vor, Sie ersetzen die Kohlebrennkammer gegen einen großen thermischen Speicher, der durch Überschussproduktion erneuerbarer Energien geladen wird. Dieser könnte dann die komplette Bestandsinfrastruktur (Mitarbeiter, Turbine, Generator, Netzanbindung und oft auch Fernwärmeeinspeisung) übernehmen. Ein solches System wäre sogar effizienter als Wasserstoff in das Erdgasnetz einzuspeisen, oder gar zu methanisieren, um im Anschluss in einer Gasturbine oder Gasmotor verbrannt zu werden, sodass bei Bedarf wieder Strom fließt.

Wie zufrieden sind Sie mit der staatlichen Förderung von alternativer Energieproduktion, unternimmt der Staat genug?

Der Staat hat es für den Bereich erneuerbarer Energien mit dem EEG und der Förderung gut vorgelebt. Wenn nun das EEG erweitert oder auf andere Technologien, die wir in Zukunft brauchen werden, umgelegt oder umgewidmet werden würde, hätten moderne Technologien die gleichen guten Ausbauchancen wie Wind- und PV-Anlagen bisher. Gerade Speichersysteme, die wir in allen Sektoren brauchen, um die Energiewende zu stemmen, sind extrem unterrepräsentiert. Nach der bisherigen Strategie wird immer eine Technologie gehypt und bevorzugt, derzeit z.B. Wasserstoff, vor einigen Jahren war es der Lithiumionenakku. Der Staat muss die Förderung neu und vor allem technologieoffen denken, denn dann werden sich die Systeme mit der besten Effizienz und höchsten Wirtschaftlichkeit durchsetzen. „Technologieoffen“ heißt in diesem Zusammenhang beispielsweise, Speicher über deren Funktion (Puffern von Energie, um Engpässe zu überbrücken) und nicht über die Art (Lithiumionenakku, Wärmespeicher, mechanischer Speicher,….) zu definieren. Das wäre fair für alle Marktteilnehmer und die für das gestellte Problem beste Lösung würde sich durchsetzen.

Wie kamen Sie auf die Idee von Kraftblock, wie ist diese Idee entstanden?

Die Kernidee entstand bereits sehr früh, im Jahr 2008, allerdings mehr aus wissenschaftlicher Neugier denn aus dem Gedanken heraus, eine Firma gründen zu wollen. Damals gab es einige Publikationen zu dem Hochtemperaturbetonspeicher, der von DLR und Züblin entwickelt wurde, allerdings nur bis ca. 550°C belastbar war. Damals arbeitete ich im Bereich Keramik und dort sind 550°C eher eine Warmlauf- als Hochtemperatur. Die Challenge war also herauszufinden, wie ein solches Material optimiert werden könnte. Einige Jahre später kam dann erst der Übergang von „challenge“ zur Idee, Kraftblock zu gründen.

 

Vielen Dank für das Interview an Dr. Martin Schichtel