Förderfreie, grüne Energie mittels PPA: Der Paradigmenwechsel beginnt

An den weltweiten Strommärkten setzt ein Paradigmenwechsel ein. Mittels sogenannter Power Purchase Agreements (PPA) werden zunehmend Erneuerbare Energien-Anlagen ganz ohne Förderung errichtet und betrieben. Bei einem PPA handelt es sich um einen langfristigen Stromliefervertrag, der direkt zwischen einem Käufer (Verbraucher oder Energieversorgungsunternehmen) und einem Verkäufer (Anlagenbetreiber) abgeschlossen wird. Dieser Vertrag regelt die Lieferung einer Strommenge zu einem definierten Preis über einen meist längeren Zeitraum.

Das aktuelle PPA-Leuchtturmprojekt der BayWa r.e. ist der Solarpark Don Rodrigo bei Sevilla mit einer installierten Leistung von 175 Megawatt. Mit Hilfe eines 15-jährigen PPA-Vertrags konnte die BayWa r.e. den europaweit ersten förderfreien Solar-Park dieser Größe errichten. Er versorgt jährlich rund 93.000 spanische Haushalte mit grünem Strom.

„An den weltweiten Strommärkten setzt ein Paradigmenwechsel ein.“

Auch in Deutschland hat die PPA-Zeit begonnen: Die BayWa r.e. baut derzeit 30 Kilometer östlich von Stralsund einen Solarpark mit einer Leistung von 8,8 Megawatt. Dies wird der erste große deutsche Solarpark sein, der ohne Förderung auskommt und somit den Beweis erbringt, dass die Solarenergie unter günstigen Rahmenbedingungen schon heute in Deutschland marktfähig ist. Der erzeugte Strom wird über einen langjährigen Stromabnahmevertrag (PPA) an einen Industriepartner geliefert werden. Der Stromhandel der BayWa r.e. übernimmt dabei die Strukturierung, also den Ausgleich zwischen Erzeugung und Bedarf des Kunden.

Wie ist dieser Paradigmenwechsel möglich?
Möglich wird dies zum einen durch die noch nicht abgeschlossene Kostendegression für neue Erneuerbare Kraftwerke in Europa: Hier stellen neue Wind- und Solar-Anlagen alle anderen neugebauten Erzeugungstechnologien in den Schatten. Die Stromgestehungskosten für neue Solar- und Windparks in Europa betragen im Schnitt zwischen 3 und 6 Cent/kWh. Das ist deutlich günstiger als beispielsweise die Kosten für neue Kohle- (6,3 Cent/kWh) und Atomkraftwerke (mehr als 11 Cent/kWh).

Hinzu kommen steigende Börsenstrompreise: Diese haben an den europäischen Strombörsen seit 2017 kontinuierlich zugelegt und aktuell ein Niveau von 5 ct/kWh erreicht. Auch aufgrund der derzeitigen Entwicklungen bei der CO2Bepreisung ist langfristig von einem Strompreis auf oder über dem aktuellen Niveau auszugehen.

Corporate-PPA: Unternehmen treiben das weltweite Wachstum der Erneuerbaren voran
Sinkende Gestehungskosten, steigende und teils volatile Strompreise sowie die Absicht, aktiv zur Energiewende beizutragen, motivieren weltweit zahlreiche Unternehmen, sich mit PPA auseinanderzusetzen. Sogenannte Corporate PPA sind eine Spielart der PPA. Unternehmen schließen hier einen Stromvertrag direkt mit dem Energieerzeuger ab. Dieser liefert ihnen über den vereinbarten Zeitraum den grünen Strom zum Festpreis. Einige Unternehmen bevorzugen es auch, ihre eigenen Anlagen zu errichten. Dies ist immer dann interessant, wenn auf dem Unternehmensgelände Dachflächen, Randfl ächen, Parkplätze o.ä. für Erzeugungsanlagen genutzt werden können.

Bloomberg spricht innerhalb der EU von über einem Gigawatt Zuwachs pro Jahr bei Corporate PPA – Tendenz steigend. Von den 900 MW Anlagenleistung, die die BayWa r.e. bereits weltweit mittels PPA realisieren konnte, fallen rund 300 MW in den Bereich Corporate PPA.

PPA auch für Altanlagen wichtig
PPA sind nicht nur für Neuanlagen relevant: 2021 endet die 20 jährige EEGFörderung für etwa 6.000 Windenergieanlagen − betroffen sind alle EEGAnlagen, die im Jahr 2000 oder früher in Betrieb gegangen sind.

Für diese Anlagen bietet die BayWa r.e. verschie dene Perspektiven. Zum einen das Repowering der Anlage und eine erneute Teilnahme am Aus schreibungsverfahren. Möglich ist auch der komplette Ankauf der Anlagen durch die BayWa r.e. oder der Rückbau der Anlage. Oder eben der Weiterbetrieb der Anlage außerhalb der Förderung, basierend auf 2- bis 5- jährigen KurzfristPPAs. Denkbar ist auch die Kombination aus verschiedenen Lösungen. Für das Energiesystem insgesamt ist es wichtig, dass das Auslaufen der ersten Förderungen nicht zum Verlust der erneuerbaren Erzeugungskapazitätführt.

Probleme und Perspektiven – Wie geht es weiter?
Die abnehmende Abhängigkeit von Fördermechanismen bedeutet für Anlagenbetreiber auch die Befreiung von vielen Auflagen und Beschränkungen des EEG. Begrenzender Faktor wird immer weniger die Kostendebatte, sondern die Verfügbarkeit von Flächen.

In Deutschland sind PPA zunächst vor allem für Ü20-Altanlagen und große Freiflächen-PV eine Option; alle anderen Projekte werden weiterhin auf ein zuverlässiges Fördersystem angewiesen sein. Die richtigen Rahmenbedingungen – ins besondere eine angemessene CO2-Bepreisung und die Fortentwicklung des Fördersystems hin zu einer symmetrischen Marktprämie mit Marktoption – könnten die PPA-Entwicklung deutlich beschleunigen.

 

Daniel Hölder
Geschäftsführer
BayWa r.e. Clean Energy Sourcing GmbH

 

[ADVERTORIAL]