Effizienz und Nachhaltigkeit | #HBEnergie-Expertenbeitrag von Brigitte Zypries

Deutschland hat früh erkannt, dass die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien und die effiziente Nutzung der Energiequellen nicht nur dem Klimaschutz nutzt, sondern auch der Wirtschaft. Unser Land hat deshalb schon vor Jahren die Energiewende eingeleitet. Dekarbonisierung bedeutet auch Modernisierung: Investitionen in saubere Zukunftstechnologien festigen unsere Position auf dem Weltmarkt und schaffen so weiterhin Arbeit und Wohlstand in Deutschland.

Die Energiewende ist ein Gemeinschaftsprojekt. Daher sind der Austausch zwischen allen beteiligten gesellschaftlichen Akteuren und Konsens bei zentralen Weichenstellungen wichtig für das Gelingen und die Akzeptanz der Energiewende. Vor diesem Hintergrund wurden im vergangenen Jahr mit dem Grünbuch Energieeffizienz und dem Impulspapier Strom 2030 zentrale Thesen für die zukünftige Gestaltung der Energiepolitik in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt. Ergebnis ist: Wir brauchen in der nächsten Phase der Energiewende einen Dreiklang aus Energieeffizienz, einer möglichst direkten Nutzung von erneuerbaren Energien und einer Sektorkopplung.

Ein zentrales Prinzip lautet dabei „Efficiency First“ – denn die billigste und sauberste Kilowattstunde ist die, die gar nicht verbraucht wird. In allen Sektoren muss der Energiebedarf und insbesondere die Nutzung der fossilen Energieträger Öl, Kohle und Gas deutlich und dauerhaft verringert werden.

Eine Schlüsselfunktion hat dabei der Gebäudebereich, denn er ist für rund 35 Prozent der in Deutschland verbrauchten Endenergie verantwortlich. Mit mehr ökonomischen Anreizen und der Stärkung der Eigenverantwortung und -initiative der Energieverbraucherinnen und -verbraucher müssen Investitionen in Energieeffizienz befördert werden.

Der nach Einsparungen verbleibende Energiebedarf wird in Zukunft mehr und mehr aus erneuerbaren Energien gedeckt. Erneuerbare Energien sollen dabei so oft und so direkt wie möglich mit geringen Umwandlungsverlusten eingesetzt werden. Technologien wie etwa Solarthermie und Geothermie erlauben den unmittelbaren Einsatz von erneuerbaren Energien für die Heizung und Klimatisierung von Gebäuden sowie die Bereitstellung von Warmwasser. Biomasse ist insbesondere als Kraftstoff im Verkehr wertvoll.

Zudem nutzen wir die Chancen der Sektorkopplung. Dabei wird Strom aus erneuerbaren Energien effizient in den Bereichen Wärme, Industrie und Verkehr eingesetzt und tritt an die Stelle fossiler Energieträger. Technologien, die mit wenig Strom viele fossile Brennstoffe ersetzen, haben dabei den Vorrang. Beispiele hierfür sind Elektromobilität und Wärmepumpen.

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Sektorkopplung ist jedoch ein fairer Wettbewerb zwischen den verschiedenen Energieträgern und Technologien. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern ist Strom bislang stark mit Abgaben und Umlagen belastet. Eine wichtige Aufgabe wird in den nächsten Jahren daher eine Reform der Abgaben, Umlagen und Steuern auf Energie sein. Technologien zur Dekarbonisierung im Wärmeund Verkehrsbereich wie z.B. Elektroautos, Solaranlagen oder Wärmepumpen sollen dadurch wettbewerbsfähiger werden. Auf Anreize für mehr Energieeffizienz dürfen wir dabei auch in Zukunft nicht verzichten.

Zugleich müssen die Finanzierung der notwendigen Infrastruktur und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch bezahlbare und gerechte Energiepreise gesichert werden. Deutschland wird mit der Energiewende das Wirtschaftswachstum weiter von Treibhausgasemissionen entkoppeln. So gehen wir den Weg in eine Industriegesellschaft der Zukunft, die dem Gedanken der Nachhaltigkeit verpflichtet ist.

Über die Autorin:

zypries
Brigitte Zypries ist seit dem 27. Januar 2017 Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Den Beitrag von Brigitte Zypries finden Sie auch in der August-Ausgabe des Handelsblatt Journal Energiewirtschaft, das Sie HIER gratis herunterladen können.

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