E-Mobilität: Die Zukunft der Mobilität ganzheitlich denken

von Dr.-Ing. Joachim Kolling

Die Welt, wie wir sie kennen, ist in Bewegung. Während im 19. Jahrhundert die Erfindung des Autos räumliche Mobilität neu definiert hat, ist es im 21. Jahrhundert ihre Form, die sich verändert.

Gesellschaftliche Trends wie die Digitalisierung, steigendes Umweltbewusstsein, künstliche Intelligenz und Big Data betreffen auch die Mobilität der Zukunft. Bei der BMW Group sind wir auf diese Entwicklungen vorbereitet und gestalten diese aktiv mit. Insbesondere die Elektrifizierung der Mobilität ist für uns absehbar das „New Normal“. Und deshalb bereiten wir uns jetzt bereits auf den nächsten Schritt vor: Die Verschmelzung von elektrischem Fahren mit den großen technologischen Zukunftsfeldern. Hier geht es um Automatisiertes Fahren, High-End Konnektivität und Digitale Services.

Beim Thema Elektromobilität waren wir schon mit dem „project i“ und dem daraus hervorgegangenen voll-elektrischen BMW i3 Pionier und sind mittlerweile Marktführer in Deutschland (21,5 % Marktanteil xEV Neuzulassungen) und Europa (19,7 %). Bis Ende 2019 wollen wir mehr als eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge auf die Straße bringen. Den Erfolg der E-Mobilität machen wir aber nicht lediglich an der Zahl der verfügbaren Fahrzeugmodelle fest. Aus unserer Sicht ist klar: Wir müssen E-Mobilität ganzheitlich betrachten. Denn – wie es der Name schon sagt – hierdurch wachsen die Bereiche Energie und Mobilität weiter zusammen.

Dieser ganzheitliche Blick und damit auch das Gestalten und Ermöglichen der elektrischen Mobilität von morgen ist die Kernfunktion unserer Geschäftseinheit BMW Energy Services. Unsere Kunden wünschen sich neben einem Premium-Fahrzeug auch komfortables Laden mit günstigem, möglichst emissionsfrei erzeugtem Fahrstrom. An solchen Angeboten arbeiten wir. Voraussetzung dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit der Energiewirtschaft, die auf neuen, für beide Seiten profitablen Geschäftsmodellen beruht.

Basis sind unsere E-Fahrzeuge, die durch den Ladevorgang Teil eines digitalen Netzwerks werden, was wiederum die intelligente Steuerung des Ladens erlaubt. Unter dem Titel „Charge Forward“ läuft hierzu bereits seit längerer Zeit ein Pilotprojekt der BMW Group in Kalifornien. Hier haben sich Fahrer von BMW i3 bereit erklärt, in ihren ganz alltäglichen Nutzungssituationen die Steuerung der Ladevorgänge der BMW Group zu überlassen, natürlich genau auf die Bedürfnisse des Kunden und auf die aktuelle Situation des Stromnetzes abgestimmt. Unsere Softwarelösung reagiert dabei auf Signale des Netzbetreibers und kann den Ladevorgang optimal eintakten. Für jedes derartige so genannte Demand-Response-Event erhalten unsere Kunden eine finanzielle Belohnung. Durch den smarten Lade-Service tragen unsere Elektro-Fahrzeuge dazu bei, das Netz zu stabilisieren und die Integration von Energie aus erneuerbarer Erzeugung in den Strom-Mix zu optimieren.

Dieses Modell denken wir natürlich weiter. In nicht allzu ferner Zukunft werden Elektro-Fahrzeuge rückspeisefähig sein, können Strom also nicht nur laden, sondern bei Bedarf auch wieder abgeben. Damit haben wir eine weitere Möglichkeit, die „rollenden Speicher“ zu nutzen und damit eine enorme Flexibilitätsreserve für das Stromnetz bereitzustellen.

Ein weiteres Beispiel für unsere ganzheitliche Sicht auf die Elektromobilität ist unsere Speicherfarm in Leipzig: Diese beherbergt bis zu 700 neue und gebrauchte Hochvoltspeicher aus unserer BMW i3-Serie, ist mit dem öffentlichen Stromnetz verknüpft und kann hier Flexibilität in Form von Regelenergie zur Verfügung stellen. Die Errichtung weiterer Speicherfarmen ist geplant. So unterstützen wir die Energiewirtschaft bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen – eine klassische Win-Win-Situation.

Im Zentrum unseres Handelns steht jedoch nach wie vor unser Kunde und dessen Premium-Mobilität. Er soll von ganzheitlichen Angeboten im Bereich elektrifizierter Mobilität profitieren – unsere Zukunftsvision ist ein Angebot von kostenlosem und CO2-neutral produziertem Fahrstrom für den Kunden, wenn er sich für ein E-Fahrzeug von BMW oder MINI entscheidet.

Um unsere Vision in die Tat umzusetzen, ist eine enge Zusammenarbeit nötig. Mit der Energiewirtschaft, aber auch mit der Politik. Denn an vielen Stellen müssen auch in der Regulatorik die passenden Voraussetzungen für einen funktionierenden Markt geschaffen werden. Zum Beispiel durch die Förderung vom Ausbau der Lade infrastruktur am Arbeitsplatz oder durch angemessene Incentivierung des privaten und gewerblichen Umstiegs auf E-Mobilität.

Hier sind noch einige Hürden zu nehmen. Bei der BMW Group sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir diese zusammen mit der Energiewelt überwinden können und werden – frei nach dem Motto: ganzheitlich vernetzt für die emissionsfreie Mobilität von morgen.

Dr.-Ing. Joachim Kolling, Leiter Mobility and Energy Services, BMW Group