Digitalisierung in der Energiewende – Beispiel Wohnungswirtschaft

Archiv RheinEnergie

Die Schlagworte von der Industrie 4.0, von der Künstlichen Intelligenz, von der zweiten und finalen Phase der Digitalisierung machen die Runde – und wenn wir ehrlich sind, könnten wir sie alle noch mit etwas mehr Leben füllen. Angesichts der technischen Entwicklung gerade in den letzten Jahren bin ich überzeugt davon, dass wir über die Digitalisierung jetzt wirklich neue Gestaltungsmittel an die Hand bekommen, mit denen wir das Leben für die Menschen spürbar verbessern können.
Denken Sie einmal zurück, nur um etwas mehr als zehn Jahre: Können Sie sich vorstellen, dass niemand von uns im Sommer 2007 ein Smartphone sein Eigen nannte? Es gab nämlich keine. Kaum acht Jahre später konnten wir uns ein Leben ohne diese kleinen Helferlein nicht mehr vorstellen.
Schweden hat mittlerweile kaum noch 19 Prozent Bargeldtransaktionen, weil alle Welt dort drahtlos zahlt, und zu 40 Prozent via Smartphone oder Smartwatch.
In 18 großen amerikanischen Universitäten werden ab Herbstsemester Smartphones den Studentenausweis ersetzen, vom Türöffnen über die Seminar-Registrierung bis hin zum Zahlen des Essens in der Mensa.
Wir hier sind ebenfalls mächtig dran: Kein Nahverkehrssystem, das nicht zumindest Fahrplan und Handyticket elektronisch anbietet. Kein Leihfahrzeug, das ich nicht übers Smartphone disponiere und abrechne.
In der Energiewirtschaft nutzen wir unsere Fantasie momentan vor allem, um via Digitalisierung Infrastrukturen zu verbessern (manchmal auch Lücken zu schließen…), aber der wichtigste Mehrwert liegt darin, das Leben für die Kunden einfach und angenehm zu gestalten. Als Herausforderung in unseren Städten begegnen uns dabei zwei Drittel an Bestandsbauten, die vor 1970 entstanden sind.
Ich durfte im März vor Tausend Branchenvertretern den Innovationspreis des Verbandes Kommunaler Unternehmen entgegennehmen, weil wir nach Ansicht des Verbandes mit einem selbstlernenden Siedlungs- und Quartiersmanagement eine der besten Lösungen des Jahres für ein Branchenproblem gefunden haben:
Wir haben eine Arbeitersiedlung der fünfziger Jahre komplett energetisch saniert. Das ist vielleicht noch eine Standardaufgabe. Wir fanden aber im Eigentümer der Wohnanlage einen Partner, der mit uns und den Mietern gemeinsam einen Weg gegangen ist, für den wir dann den Preis bekommen haben.

Völlig neu ist das Energie- und Steuerungskonzept der Siedlung: Die PV-Anlagen auf dem Dach liefern Strom, den wir im Keller in Batterien zwischenspeichern.

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Eine Siedlung mit fast 1100 Menschen darin im laufenden Betrieb vom Stand 1955 auf den Stand 2020 und darüber hinaus zu bringen, was Energiekomfort und Nachhaltigkeit angeht. Und dabei galt das Hauptaugenmerk der Miete, die wir für die angestammten Bewohner weiterhin bezahlbar gehalten haben.
Das ist gelungen, wenngleich wir für die Pilotarbeit auch auf eine finanzielle Förderung der EU angewiesen waren.
Was haben wir gemacht? Wir haben die Energieproduktion auf lokale Erzeugung aus erneuerbaren Quellen umgestellt, kombiniert mit entsprechenden Speichern. Dadurch ist der Primärenergiebedarf an Wärme und Elektrizität von 130 bis 180 Kilowattstunden (KWh) auf 30 bis 40 KWh pro Quadratmeter und Jahr gesenkt worden, also auf etwas mehr als 20 Prozent des Ausgangswertes. Der Treibhausgas-Ausstoß, vor allem Kohlendioxid, ging parallel um 70% zurück. Wir haben einen siebenstelligen Euro-Betrag in Energieerzeugung, Speichertechnik und Energiemanagement investiert.
Völlig neu ist das Energie- und Steuerungskonzept der Siedlung: Die PV-Anlagen auf dem Dach liefern Strom, den wir im Keller in Batterien zwischenspeichern. Wärmepumpen decken die Grundlast an Wärme ab, Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung steht zur Spitzenlastabdeckung bereit.
Das auf selbstlernenden Algorithmen basierende Siedlungsmanagement erstellt anhand der zu erwartenden Verbräuche und aufgrund von Prognosedaten für die jeweils folgenden Tage (unter Einbezug von Wetterdaten) ein genaues Bedarfsprofil der Siedlung. Es optimiert anschließend die Energieproduktion/-Bezug so effizient wie möglich unter den Aspekten Komfort und Klimaschutz.
Diese Steuerung erfolgt zentral und optimiert sich auf Basis der Verbrauchsgewohnheiten und -bedürfnisse der Mieter ständig weiter. Der morgendliche und abendliche Temperaturverlauf in den Häusern etwa pegelt sich mittelfristig auf den Bedarf der Menschen ein. Gekoppelt mit Smarthome-Systemen, die wir allen Mietern angeboten haben, lässt sich natürlich auch noch individualisiert regeln und anpassen.
Wer Siedlungen ganzheitlich betrachtet, kann viel für die Menschen dort leisten. Wir haben im Verbund mit unseren Schwestergesellschaften unter dem Dach der Stadtwerke Köln die Entsorgung integriert. Digitalisierung geht nämlich auch bei verblüffend alltäglichen Vorgängen: Smarte Mülltonnen melden jetzt, wenn sie voll sind, dann kommt die Müllabfuhr. Ist am festen Leerungstag noch Platz, kann sich der Entsorger die Fahrt sparen, so ist allen geholfen.
Mobilität und leistungsfähige Kommunikationsnetze haben wir ebenfalls integriert, die Lücke zum Öffentlichen Nahverkehr schließen Leih-Pedelecs und eine Ladestation mit E-Fahrzeugen im Carsharing.
Das alles sind Zukunftsthemen:  Allein in Köln stehen 16 größere Projektentwicklungen in den nächsten Jahren an, mit mehr als 15.000 geplanten neuen Wohneinheiten und dazugehörigen Gewerbeflächen. Die Projektentwicklung dauert natürlich mehrere Jahre.
Als nächstes Projekt realisieren wir demnächst den Industriepark Leskanpark mit komplettem Infrastrukturbetrieb über Fotovoltaik, E-Mobilität, Mieterabrechnungen, Energiecontrolling und anderes mehr. Da wird derzeit auch noch ein neues Weiterbildungszentrum der Deutschen Bahn gebaut, inklusive Fahrsimulator.
Digital wird dort nicht nur die Lokführerausbildung, sondern auch das Siedlungsmanagement, denn auch dort werden unsere Algorithmen für das Wohlbefinden der Menschen sorgen. Das, so finde ich, ist doch der schönste Erfolg bei unseren Bausteinen der Energiewende.

Achim Südmeier,
Vertriebsvorstand,
Rheinenergie AG

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