Bedingt digitalisierungsbereit – Warum deutsche Kommunen sich mit der Digitalisierung noch schwer tun

Ein Gastbeitrag von Gürkan Ünlü, TÜV Rheinland

Stell‘ Dir vor, es gibt Geld – und keiner nimmt es. So stellt sich etwas zugespitzt die Lage in so mancher deutschen Kommune dar, wenn es um die Digitalisierung geht. Schließlich gibt es zahlreiche Förderprogramme auf Bundesebene, um die deutschen Städte und Gemeinden auf ihrem Weg zur digitalen Kommune zu unterstützen, von B wie Breitbandausbau bis V wie Verkehrssystem. Doch viele Kommunen rufen diese Gelder gar nicht ab.

Komplizierte Förderverfahren, ungenutzte Gelder

Der Grund? Oft sind die Förderverfahren zu kompliziert, fehlen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich durch entsprechende Anträge kämpfen. Das zeigt sich deutlich im „Smart City Readiness Check“, den wir bei TÜV Rheinland gemeinsam mit dem Innovators Club des Deutschen Städte- und Gemeindebundes vorgenommen haben. Mehr als 100 Kommunen aus ganz Deutschland haben darin unsere Fragen zu den Schwerpunktthemen digitale Infrastruktur, eGouvernance, Mobilität und Energie beantwortet. Und so richtig bereit für die digitale Zukunft sind nur wenige unter ihnen.

Ohne zukunftsfähige Infrastruktur droht Bedeutungsverlust

Ein Beispiel: Nur zwei von drei Kommunen nehmen an bundesweiten Programmen teil, die den Breitbandausbau fördern. Denn für viele ist das Förderverfahren schlicht zu kompliziert, wie auch unsere Erfahrung aus der Beratung in deutschen Kommunen zeigt. Dadurch jedoch bleiben Gelder ungenutzt, die für die langfristige Zukunft einer Gemeinde oder Stadt ungeheuer wichtig sind. Außerdem gibt nur knapp die Hälfte aller an der Umfrage teilnehmenden Kommunen an, über Hochleistungsnetze mit Versorgungsgeschwindigkeiten von mehr als 50 Mbit/s zu verfügen. Wer digital nicht abgehängt werden will, sollte aber eher früher als später in solche Netze investieren. Schließlich sind sie Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G – und damit für eine langfristig attraktive Infrastruktur für Unternehmen.

Investiert wird nur, um unmittelbar Kosten zu sparen

Auch bei unseren Fragen zu eGovernance, Mobilität und Energie zeigt sich im Smart City Readiness Check, dass die deutschen Kommunen nur sehr bedingt digitalisierungsbereit sind. So sind viele Städte und Gemeinden zwar bereit zu investieren – jedoch nur, wenn dies direkt Kosten einspart, etwa durch Technologien für mehr Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden. Umfassend und langfristig Geld in Zukunftstechnologien zu stecken fällt den Städten und Gemeinden offensichtlich schwer.

Kommunen brauchen Beratung und Fördermodelle

Was also ist zu tun, damit die Kommunen bei der Digitalisierung mehr Fahrt aufnehmen? Aus unserer Sicht ist ein Ansatz, der unmittelbar wirken kann, die Beratung zu Förderprogrammen. Dazu können wir als TÜV Rheinland beitragen. Außerdem sollten Lösungen für Digitalisierungsprojekte entwickelt werden, die man auf mehrere Kommunen übertragen kann. Keine Stadt und keine Gemeinde hat etwas davon, das Rad jedes Mal neu zu erfinden. Gute Fördermodelle könnten schnell und unkompliziert von den Kommunen eingesetzt werden, um in ihre digitale Zukunft zu investieren. Sonst laufen sie Gefahr, digital abgehängt zu werden.

Smart City Readiness Check

Mehr zum Smart City Readiness Check unter www.tuv.com. Außerdem werden der Innovators Club des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und TÜV Rheinland die Umfrage mit vielen Details im Rahmen der Smart City Plaza auf der Glasfasermesse „Fiberdays19“ am 28. und 29. März in Wiesbaden vorstellen.

Über den Autor:

Gürkan Ünlü
Senior Vice President, Business Development/Corporate Center of Excellence Data Analytics,
TÜV Rheinland Consulting GmbH

Advertorial