Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, OENB im Interview
Welche neuen Tendenzen und Entwicklungen gibt es aktuell im Bereich Reporting, Meldedaten und was bedeutet das für die Banken?
Initiativen wie BIRD, IREF und EBA’s Durchführbarkeitsstudie betreffend ein EU-weites integriertes Meldewesen zeigen, dass ein langsames Umdenken in Richtung eines effizienteren Meldewesens geht. Allerdings wird Integration in diesem Zusammenhang noch immer unterschiedlich verstanden. Integriertes Meldewesen bedeutet die Abkehr vom Silo-Meldewesen, wo jeder Bereich seine eigenen Definitionen, Prozesse und Erhebungsformen entwickelt, ohne nach rechts oder links zu schauen. Im Mittelpunkt steht die harmonisierte redundanzfreie Darstellung eines Geschäfts, das dann konsistent für verschiedene bankinterne und externe Anforderungen (Bilanzierung, Risikomanagement, Geldpolitik, Statistik, etc.) verwendet wird. Es geht also auch darum, das externe Meldewesen in das interne Berichtswesen zu integrieren sowie aufsichtsrechtliche Anforderungen nicht isoliert von statistischen zu betrachten. Nebenbei zeigt sich an einigen Entwicklungen im Meldewesen (Vorlaufzeiten, Proportionalität), dass die Einwände der Banken durchaus Früchte tragen.
Was kommt mit BIRD auf die Banken zu und welche Prognosen würden Sie für die Anwendung bei den Banken und Erleichterung, Stichwort Effizienz geben?
BIRD ist als Service für Banken gedacht. Es kommt also nichts auf die Banken zu, sondern es obliegt den Banken selbst, ob sie BIRD als Chance sehen, ihr Meldewesen effizienter zu gestalten. Jedenfalls kann es ein Schritt in ein einheitlicheres, digitales Reporting innerhalb der EU sein.
Wie könnte Ihrer Meinung nach das Datenmanagement der Zukunft ausschauen?
Nicht die Anzahl der Meldepositionen ist aus meiner Sicht der wahre Kostentreiber im Meldewesen, sondern die Komplexität der Meldeprozesse (wie Resubmissions, Rückfragen und der gleichen), die im Übrigen auch massive Auswirkungen auf die Meldequalität hat!
Wenn es nun gelingt, durch Harmonisierung und Standardisierung auf der Inputseite, also der Entstehung der Daten in den Banken die Basis für eine durchgängige Digitalisierung mit machine to machine Kommunikation zu schaffen, dann sollten doch neue Maßstäbe hinsichtlich Effizienz und Qualität geschaffen werden. Dies setzt natürlich ein integriertes, redundanzfreies Datawarehouse bereits innerhalb der Kreditinstitute voraus, auf Basis dessen dann aber auch Konzepte wie Passiv Data bzw. Pull – Ansätze im Meldewesen aufbauen und die Kosten weiter senken können. Eine weitere Voraussetzung ist aber in diesem Zusammenhang auch eine weitgehende Verlagerung der Datenqualitätssicherung vom Empfänger der Meldungen hin zu den Meldern (auch in deren eigenem Interesse). Daher ist es wichtig, externes Meldewesen nicht isoliert vom internen Berichtswesen zu sehen. Datenmanagement sollte zentral erfolgen, Korrekturen idealer Weise an der Basis stattfinden, um nachträgliche Abstimmprozesse und mühselige Aggregatskorrekturen zu minimieren.
Was sind Ihre 3 abschließenden Handlungsempfehlungen, die Sie den Kollegen/innen in der Finanz- und Kreditwirtschaft geben, wenn es um ein effizientes Datenreporting geht.
- Datenmanagement sollte bereits im Geschäftsmodell Eingang finden, externes Reporting nicht mehr nur als Kostentreiber gesehen werden, sondern als integrierten Bestandteil des zentralen Datenmanagements mit allem damit verbundenen Mehrwert.
- Meldewesen als interessanten, zentralen Job etablieren – um effizient und innovativ sein zu können, verlangt dieses Einsatzgebiet sowohl technisches Know-how als auch viel Verständnis über die Materien der Adressaten wie jede Art des Bankgeschäfts. Mitarbeiter im Meldewesen agieren heute auf Augenhöhe mit allen Geschäftsbereichen.
- Modernisierung muss als Strategie gelebt werden. Datenmanagement ist prädestiniert dafür, denn die Digitalisierung beginnt beim Kunden und sollte durchgängig bis hin zur Datenverwendung (inkl. Meldewesen) gelebte Praxis sein.
Vielen Dank für das Interview.