Digitalisierung in der Bankenaufsicht – Novum oder Notwendigkeit?


Dr. Robert Kilian

Interview mit: Dr. Robert Kilian, Generalbevollmächtigter, N26 Group

Digitalisierung ist das Schlagwort und in aller Munde. Warum ist Digitalisierung für Banken und Aufsicht auch in der Regulierungsthematik so wichtig?

Der Einzug der Digitalisierung in Regulierungsthemen bietet seit vielen Jahren große Vorteile sowohl für Banken als auch die Aufsichtsbehörden. Corporates und “RegTechs” automatisieren Prozesse in vielen Bankbereichen wie etwa beim KYC, Reporting, Risk Management und im Bereich Geldwäschebekämpfung. Der Rückgriff auf schnellere und oft günstigere digitale Lösungen ist unerlässlich, um in einem so stark regulierten Geschäftsfeld langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Langfristig dürfte dies auch für die Aufsichtsbehörden von Vorteil sein. Denn die besten Produkte werden sich am Markt durchsetzen, wodurch einheitliche Lösungen den Aufsichtsbedarf in bestimmten Bereichen verringern können.

Sehen Sie den Regulierungsdruck als Hemmnis für die Digitalisierung des Finanzwesens?

Nein, ganz im Gegenteil. Regulierung ist ein wichtiges Standbein für Sicherheit und Integrität in der Digitalwirtschaft. Dadurch erhöht sich auch die Kundenakzeptanz wesentlich. Digitalisierung und Regulierung sind daher keine Gegensätze, sondern können voneinander profitieren. Eine starke Regulierung erfordert sichere und smarte digitale Lösungen. Wir sehen daher die regulatorischen Anforderungen auch als Innovationstreiber für den digitalen Fortschritt.

Welche Herausforderungen für die Finanzwirtschaft und Aufsicht sehen Sie durch neue Technologien wie etwa Künstliche Intelligenz, Cloud Services oder Blockchain zukommen?

Diese Technologien haben die Finanzwirtschaft bereits stark verändert und werden auch weiterhin großes Entwicklungspotenzial im Bank- und Finanzsektor haben. Es ergeben sich große Chancen, aber auch Herausforderungen. Die Auswertung von Daten durch KI kann beispielsweise gänzlich neue Erkenntnisse für Prozessoptimierungen hervorbringen. Zusätzlich können hierdurch Informationen schneller verarbeitet werden und so Prozesse noch kundenfreundlicher gestaltet werden. Zugleich entstehen aber auch potentielle Risiken und Sicherheitslücken, die wir im Blick haben müssen. Bei dem Einsatz von KI sehe ich dabei zwei zentrale Herausforderungen: Zum einen muss der grundsätzliche Vorrang menschlichen Handelns gegenüber der KI sichergestellt sein. Sie dient als Unterstützung für unsere Arbeit, ohne dabei die menschliche Autonomie einzuschränken. So können etwa im Verhältnis zum Kunden selbstlernende Chatbots häufig auftretende Probleme schneller beheben. Allerdings müssen für komplexe Fälle immer geschulte Mitarbeiter für den Kunden zur Verfügung stehen.

Wie behalten Sie bei N26 als Vollbank, die auch allen Vorschriften für Banken und der Bankenaufsicht unterliegt, den Überblick über alle Vorschriften?

Dies gelingt uns trotz relativ kleiner Teams durch den kombinierten Einsatz von Legal-Tech und hochqualifizierten Mitarbeitern. Wir können auf eine Fülle hervorragender Entwickler zurückgreifen, die uns laufend mit maßgeschneiderten Tools und Lösungen versorgen. Dadurch können wir auch in dieser Abteilung viele Abläufe automatisieren und sparen Personalkapazitäten. Zum anderen haben wir schlicht Top-Mitarbeiter, die zusammen mit dem ganzen Team für unsere Kunden Banking verändern wollen. Zudem haben wir gerade in diesem Jahr weitere sehr erfahrene Mitarbeiter im Bereich Regulatory gewinnen können. Diese ergänzen mit Ihrer langjährigen Expertise in speziellen Bereichen perfekt unser Top Team.

 

Vielen Dank für das Interview.