
Interview mit Dr. Tillmann Lang, Gründer & CEO von Inyova
Der UN-Weltklimarat hat gerade seinen neuen Bericht vorgestellt und zu raschem Handeln aufgefordert. Inwiefern ist die Finanzindustrie hierbei gefordert?
Die Finanzindustrie muss definitiv einen wichtigen Beitrag leisten. Ein wichtiger Hebel ist hier Impact Investing. Gemeint sind Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven sozialen und ökologischen Effekt erzielen, zum Beispiel indem sie die Entwicklung und Verbreitung treibhausgasarmer Technologien beschleunigen. Genau dieses Ziel verfolgen wir mit unserem FinTech Unternehmen Inyova. Bei Inyova wird man Mitbesitzer:in von Unternehmen, die nachhaltige Lösungen entwickeln, hohe Nachhaltigkeitsstandards umsetzen oder auf bestimmte, nicht nachhaltige Bereiche wie fossile Brennstoffe ganz verzichten.
Inyova bietet Impact Investing für Privatanleger. Wer sind Ihre Kunden und was unterscheidet Ihr Angebot von anderen?
Wir adressieren sämtliche Anleger:innen – auch Klein(st)-Anleger:innen – die Investitionen mit echter nachhaltiger Wirkung erzielen wollen. Unsere Plattform und App sind so konzipiert, dass auch Menschen ohne Finanzkenntnisse sich problemlos zurechtfinden. Unsere Kund:innen sind zwischen 18 und 88 Jahre alt. Drei von vier neuen Kunden sind Erstanleger:innen, fast 40% sind Frauen. Zu unseren Kunden zählen auch viele technologieaffine Menschen. Sie schätzen besonders, dass Kleinanleger:innen durch Inyova erstmals risikooptimiert und doch personalisiert in Einzelaktien investieren können. Und das mit hervorragender Nachhaltigkeitsanalyse. Das ist in ganz Europa einzigartig. Mit unserer Personal Impact Engine (PIE), modernsten digitalen Verbrauchertechnologien und klarem Fokus auf Nachhaltigkeit wollen wir traditionelle Vermögensverwaltung und Investmentangebote revolutionieren.
Wo wollen Sie mit Ihrem Startup in 5 oder 10 Jahren stehen?
Wir möchten Millionen von Menschen zu Impact Investor:innen machen. Der nächste große Schritt auf diesem Weg war der Markteintritt in Deutschland in diesem Jahr. Deutschland ist ein großer, sehr diverser Markt, mit Menschen, die sich für digitale und „grüne“ Themen begeistern.
Aber wir bieten nicht nur nachhaltige Produkte, sondern wollen mit Inyova auch ein Unternehmen aufbauen, das lange Bestand hat. Wir möchten der Showcase für echte Nachhaltigkeit und messbare Wirkung bei der Geldanlage sein und dabei so erfolgreich, dass andere gar nicht anders können, als uns nachzueifern. Wenn durch Inyova in Europa in fünf Jahren hunderttausende Menschen zu Impact Investor:innen geworden sind und wir weiterhin unseren Werten treu bleiben konnten, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Durch die Pandemie boomt das Trading bei Kleinanlegern. Profitieren auch Sie davon?
Definitiv. Unsere Community wächst schnell — aktuell erreichen wir 50.000 Menschen und wachsen monatlich um 10-20%. Das liegt aber nicht nur an der Pandemie. Das Thema Impact Investing trifft voll den Zeitgeist. Die Menschen in Deutschland und der Schweiz, unsere beide Hauptmärkte, sind sehr nachhaltigkeitsbegeistert. Und die Bedeutung von Nachhaltigkeit, gerade auch bei den Finanzen, nimmt ständig zu. Und da sich immer mehr zeigt, wie nachhaltige Geldanlagen auch auf der finanziellen Seite oft besser performen, wächst bei vielen Menschen das Interesse an nachhaltiger Geldanlage.
Auf welcher Technologie basiert Ihr Fintech, nutzen Sie Algorithmen und KI?
Unser Angebot wird durch die von uns entwickelte PIE Technologie (Personal Impact Engine) ermöglicht. Diese erstellt und managt hunderttausende von personalisierten Impact Investing Portfolios, natürlich hochgradig automatisiert. In die Auswahl der Unternehmen und deren ständige Überprüfung fließt aber natürlich viel menschliches Know-how ein. Und unser Expertenteam überwacht die Technologie und ihre Outputs ständig. Unser eigenentwickelter Algorithmus wertet kontinuierlich neu hinzukommende Daten automatisiert aus. So werden auch aktuelle Kontroversen und Krisen sofort sichtbar – und können dazu führen, dass wir Unternehmen aus dem Portfolio ausschließen. Wir kombinieren viele Datenquellen, daher ist unsere Analyse viel tiefgehender und breiter gestützt als herkömmliche Analysen.