„Die Citi will den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft beschleunigen“

„Die Citi will den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft beschleunigen“

Interview mit Stefan Hafke, Country Officer Deutschland, Citigroup

Die internationale US-Bank will nicht nur ihre Kunden mit Finanzierungen dabei unterstützen, stärker ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Sie verbessert auch ihren eigenen ökologischen Fußabdruck, beispielsweise mit einem „grünen“ Rechenzentrum.

Corona und der Ukrainekrieg sorgen für Turbulenzen an den Weltmärkten und stören viele traditionelle Handelsströme. Wie wird sich das nach Ihrer Einschätzung langfristig auf die Finanzbranche auswirken?

Der Krieg in der Ukraine hat neben den schrecklichen humanitären Aspekten weitreichende Auswirkungen auf die globalen Geschäftsmodelle und Lieferketten. Das „S“ in ESG in Punkte „Sicherheit“ der Versorgung mit Energie und Nahrungsmitteln hat eine weitere, neue Bedeutung gefunden. Eine mögliche Einschränkung der Energieversorgung als auch die Auswirkungen der Inflation machen Europa anfälliger für einen Abschwung, auch wenn andere Teile der Welt einige Anzeichen von Widerstandfähigkeit zeigen. Europa ist am stärksten betroffen von den Auswirkungen der Energiewende, Lieferkettenproblemen und der wirtschaftlichen Entwicklung in China.

Die USA hat bisher mehr Widerstandsfähigkeit in der Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt und bei den Verbrauchern gezeigt und könnte eine Rezession noch umgehen. Dennoch hängt viel davon ab, wie die US-Notenbank die Leitzinsen anhebt, während sich die Inflation auf historischen Höchstständen bewegt.

Wo sehen Sie als die aktuellen Herausforderungen im Corporate Banking in Deutschland und wie stellt sich die Citi darauf ein?
 
Wir fühlen uns aufgrund der Breite unseres Angebotes – von Transaction Services, Trade Finance, Kapitalmarktgeschäft, FX, Rates und Commodities – bestens aufgestellt, um unsere Kunden in diesem volatilen und sich verändernden Umfeld zu unterstützen. Durch unsere Globalität mit Citi Gesellschaften in 95 Ländern und Infrastruktur sind wir starker Partner unserer multinationalen Kunden und ideal positioniert deren Anpassung an globale Geschäftsmodelle, Lieferketten und Transformation zu begleiten.

Auch wenn alle derzeit vom Krieg reden, so ist doch das Thema nachhaltige Transformation für die Wirtschaft und die Banken auch künftig wichtig. Welche Rolle spielen die ESG-Themen für die Citigroup?

Anfang 2021 hat Citi verkündet, 1 Billion US-Dollar in nachhaltige Finanzierung bis 2030 investieren zu wollen. Damit unterstützen wir klar die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Diese Summe beinhaltet auch 500 Milliarden US-Dollar an Umweltfinanzierungen, die im selben Zeitraum getätigt werden sollen. Wir werden eine breite Palette von Umweltlösungen finanzieren und ermöglichen – von erneuerbarer Energie und sauberer Technologie bis hin zu Wassereinsparung und nachhaltigem Transport – und wir werden den Übergang zu einer nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wirtschaft weiter beschleunigen. Unser Ende April veröffentlichter Nachhaltigkeitsbericht 2021 zeigt, dass wir auf gutem Weg sind, diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Ein Teil unseres ESG-Engagements ist außerdem die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks unserer Rechenzentren. Citi Deutschland verfügt über eines der „grünsten“ Rechenzentren weltweit. Es hat vom U.S. Green Building Council die Platinum-Bewertung „Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED) erhalten, die höchste Bewertung innerhalb dieser Zertifizierung. Zwar ist es bereits seit 2008 in Betrieb, jedoch wird es kontinuierlich optimiert.

Werden die ESG-Kriterien nach Ihrer Einschätzung in Zukunft über die Finanzierungen Ihrer Branche entscheiden?

Da gibt es keinen Zweifel, dass dies ein maßgebliches Kriterium für Investoren als auch Kreditgeber sein wird.

Laut führender Klimawissenschaftler müssen wir, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, bis 2050 Net-Zero-Treibhausgasemissionen erreichen. Dies erfordert, dass wir gemeinsam Emissionen reduzieren und gleichzeitig saubere Energielösungen vorantreiben. Genau darauf konzentriert sich Citi, und als globale Bank ist es unsere Aufgabe, unseren Kunden dabei zu helfen, dasselbe zu tun.

Es liegt uns sehr viel daran, unsere Kunden bei ihren Bemühungen zur Emissionsreduzierung zu unterstützen. Wir erwarten, dass unsere Kunden ihre Unternehmen im Laufe der Zeit auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft umstellen werden. Dazu verpflichten wir uns, mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten, um ihnen mit ihren Übergangsplänen zu helfen.

Die Citigroup will sich in Deutschland verstärkt um vermögende Privatkunden kümmern. Wo sehen Sie da Ihre Vorteile gegenüber der Konkurrenz?

Wir freuen uns sehr, die globale Präsenz von Citi Private Bank mit dem Aufbau eines Teams in Deutschland zu erweitern. Wir betreuen einige der größten und wohlhabendsten deutschen Familien schon seit langem, allerdings von unseren anderen europäischen Private-Banking-Standorten aus. Vor Kurzen haben wir verkündet, dass wir unser Private Bank Geschäft nun lokal ausbauen – mit einem Team, das wir an unserem Frankfurter Standort aufbauen

Viele unserer Kunden sind zunehmend global aufgestellt, und es ist für sie wichtig, mit einer Bank wie Citi zusammenzuarbeiten, die eine globale Perspektive bieten kann. Mit einer physischen Präsenz in 95 Ländern unterstützen wir Kunden in mehr als 160 Ländern.

Die Private Bank hat eine enge Partnerschaft mit der Institutional Clients Group von Citi. Dadurch können unsere sehr vermögenden Privatkunden, die UHNW-Kunden, von unserem globalen Netzwerk und unserem breiten Angebot an Finanzdienstleistungen profitieren. Zu unseren Kernaktivitäten gehören neben der Vermögenssicherung die Geldvergabe, der Zahlungsverkehr und der Zugang zu den Kapitalmärkten im Auftrag unserer Kunden.