TAG DER VISIONÄRE
Andrea Rexer, Leiterin des Ressorts Unternehmen und Märkte, im Gespräch mit Auslandskorrespondenten des Handelsblatt
Sha Hua, Asia
Martin Kölling, Japan
Britta Weddeling, Silicon Valley
In Zeiten, in denen neue Wettbewerber den Mobilitätsmarkt aufmischen, in denen alternative Antriebe in unterschiedlichen Weltregionen unterschiedlich stark gepusht werden, und in denen Handelsbeschränkungen im interkontinentalen Handel drohen, lohnt der Blick nach draußen umso mehr.
Beim Autogipfel lieferten deshalb drei Korrespondenten des Handelsblatt Einblicke in die Mobilitätsdiskussionen rund um die Welt.
Aus China berichtete Sha Hua von einem großen Modellversuch zum vernetzten Fahren aus der Stadt Wuxi. Dort kommunizieren intelligente Autos mit der Verkehrsinfrastruktur und sogar Fußgängern. Beispielhaft sei vor allem, dass die Regierung möglichst viele Teilnehmer an einen Tisch hole und ihnen die nötige „Spielfläche“ bereitstelle. In Wuxi sind beispielsweise China Mobile und Audi dabei. Es sei schade, dass ein deutscher Hersteller diese Technologie nicht in Europa in der Praxis testen könne, so die China-Expertin.
Eine überraschende Erkenntnis übermittelte Britta Weddeling aus dem Silicon Valley in Kalifornien: Das an sich extrem spannende autonome Fahren werde für den zum Passagier gewordenen Fahrer erstaunlich schnell langweilig. Eine aufregende Gestaltung des Innenraums könne dies zum Teil auffangen. So verfolgte sie bei einer autonomen Testfahrt via Display, was das Auto „sieht“. Ebenfalls clever sei ein Knopf, über den die Mitfahrenden einen Zwischenstopp wünschen können. Die autonomen Fahrzeuge im Valley böten alles, um Vertrauen beim Passagier zu wecken. Um serienreife Fahrzeuge auf die Räder zu stellen, sei es unabdingbar, dass die IT-Giganten mit etablierten Autoherstellern kooperierten.
Dass die Japaner vermeintlich hinter den deutschen Premiumherstellern zurücklägen, sei ein gefährlicher Trugschluss, analysierte Japan-Korrespondent Martin Kölling. Man dürfe nicht vergessen, dass diese sich auf den Massenmarkt konzentrieren. „Und da rollen sie autonomes Fahren sogar in kleinen Autos aus.“ Ein Meilenstein werde die Olympiade in Tokio 2020. Die Regierung ermutige die Industrie, dann Spitzentechnik zum autonomen Fahren in der Stadt zu demonstrieren. Führend sei das Land bei der Vorbereitung für autonomes Fahren, die Regierung investiere massiv in die X2X-Infrastruktur.
Auto-Gipfel 2018 – Executive Summary: Statements, Diskussionen und Videos im Überblick
Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Anfang Dezember 2018 nach Wolfsburg. Vom 03. bis 05. Dezember diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.