Transformation der Mobilität: Deutschland muss und kann die zentrale Rolle spielen

Selbstkritik schließt Selbstbewusstsein nicht aus. Das unterstrich Volkswagen-Chef Matthias Müller in seiner viel beachteten Keynote beim Handelsblatt Auto-Gipfel. „Wir haben schwere Fehler gemacht. Dafür tragen wir die Konsequenzen und räumen das jetzt aus“, versprach er.

Auf der anderen Seite habe die Krise den Anstoß für eine grundlegende Neuausrichtung seines Unternehmens gegeben, die auch den Wandel hin zu neuen Mobilitätsformen beflügelt. „Neue Technologien in die Großserienfertigung und in großen Stückzahlen auf die Straße bringen, das kann Volkswagen wie kein zweites Unternehmen.“

Müller äußerte Verständnis für alle, die der gesamten Autoindustrie im Umgang mit Emissionen und Verbrauchswerten – insbesondere beim Diesel – mangelnde Transparenz vorwerfen. Es komme jetzt darauf an, konstruktive Kritik anzunehmen, Zielkonflikte offen zu diskutieren, Zusammenhänge besser zu erklären und vor allem Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen. Doch eines stellt Müller besonders deutlich heraus: „Bei aller berechtigten Kritik, wir lassen unsere Industrie nicht schlechtreden.“

Deutschland muss und kann bei der Transformation der Mobilität die zentrale Rolle spielen, so der VW-Chef. Bei der Entwicklung des autonomen Fahrens etwa lägen die deutschen Unternehmen mit den meisten Patenten weltweit an der Spitze. Und neben ihrer immensen wirtschaftlichen Bedeutung brächten die deutschen Autobauer als Symbol und Markenbotschafter für „Made in Germany“ auch einen hohen emotionalen Wert ein. Dass VW selbst dazu beigetragen, dass dieses Gütesiegel Kratzer bekommen hat, räumte Müller ein und stellte gleichzeitig klar: „Wir können es besser.“

Er kündigte an, dass VW im Dezember auf der TechCrunch in Berlin ein vollelektrisches Shuttle-Fahrzeug vorstellen werde, eine Mischung aus Taxi und Minibus für Pooling-Fahrdienste in großen Städten. Schon 2018 sollen erste Fahrzeuge auf Hamburgs Straßen unterwegs sein. Den Prototyp haben die VW-Mobilitätstochter MOIA und VW Osnabrück in nur fünf Monaten auf die Beine gestellt – eine Arbeit die normalerweise drei Jahre dauert, betonte Müller.

Bis 2025 soll Volkswagen zur weltweiten Nummer eins in der Elektromobilität aufsteigen, so die selbstbewusste Ansage des Konzernchefs. „Bis dahin werden wir etwa 80 neue elektrifizierte Modelle zu den Kunden bringen und bis 2030 unser gesamtes Modellportfolio elektrifizieren. Zu Preisen, die das E-Auto nicht länger zu einem Spielzeug für Besserverdienende machen.“ Dafür nimmt VW mehr als 20 Milliarden Euro in die Hand. Denn Matthias Müller ist überzeugt: „Ohne Wenn und Aber: Der Wandel wird gelingen.“


Backstage-Report zum Handelsblatt Auto-Gipfel 2017

Die Führungsriege der Automobilwirtschaft hat beim Auto-Gipfel 2017 Stellung bezogen. Was wird wahr, was nicht? Wir haben für Sie die wichtigsten Statements, Diskussionen und Videos zu einem umfangreichen Nachbericht zusammengefasst.
Packshot vom Backstage-Report zum Auto-Gipfel 2017
Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Ende Oktober 2017 nach Sindelfingen. Vom 24. bis 26. Oktober diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.