Softwaregetriebene Transformation: der 6-Punkte-Plan für strukturierten Wandel

Ralf Blessmann, Market Unit Leiter Automotive, Capgemini

Automobilhersteller kommen heute schon kaum ohne Software und Informationstechnologie aus. Dennoch ist das Potenzial lange noch nicht ausgereizt. Software wird immer mehr Bereiche vom Fahrzeug selbst über Organisationsstrukturen, Prozesse und Methoden bis zu den Werkzeugen bestimmen, sowohl in der Entwicklung als auch im Betrieb. Diese sogenannte softwaregetriebene Transformation birgt Chancen, aber natürlich auch Risiken. Eins davon ist, abgehängt zu werden, wenn dem Unternehmen der Sprung ins Softwarezeitalter nicht gelingt.

Das Capgemini Research Institute hat weltweit 572 Führungskräfte von Automobilherstellern befragt, um den Reifegrad der Branche im Hinblick auf die Nutzung von Software zu ermitteln und Handlungsfelder zu definieren. Ein Ergebnis ist, dass die Teilnehmenden davon ausgehen, dass der Umsatz mit dem physischen Produkt zurückgehen und sich der Umsatz mit Services auf der Basis von Software bis 2031 nahezu verdreifachen wird.

Voraussetzungen für die softwaregetriebene Transformation

Um dieses Umsatzpotenzial ausschöpfen zu können, müssen OEMs in drei Bereichen aktiv werden und Software und Informationstechnologie deutlich umfassender einsetzen als heute:

  1. im Fahrzeug selbst, beim Engineering sowie in Forschung und Entwicklung, dazu benötigen sie außerdem die richtigen Partner
  2. in der Produktion sowie bei der Steuerung der Lieferkette und in Sales und Marketing, beim Management der Kunden-Beziehungen und des Unternehmens
  3. für Services wie Connectivity, Infotainment, Mobility und OTA-Updates, die den Bedienkomfort erhöhen, sowie bei Vertrags-Services

Um in allen drei Bereichen Software erfolgreich zu nutzen, müssen Unternehmen verschiedene Voraussetzungen schaffen: Sie müssen eine Vision und Strategie für die Transformation entwickeln, die auch die Verantwortlichkeiten festlegt und die strategisch wichtigen Bereiche definiert. Außerdem müssen sie Technologien wie 5G, Edge Computing, Cloud und Daten-Technologien einsetzen, um Fahrzeug- und Nutzerdaten zu speichern und zu analysieren. All das erfordert hohe Cybersecurity-Standards. Und natürlich benötigen sie die entsprechend qualifizierten Mitarbeitenden, die mit diesen Technologien umgehen können.

Große Wettbewerbsvorteile erwartet

Laut den Ergebnissen der Studie haben die meisten OEMs (71 Prozent der Unternehmen weltweit sowie 53 Prozent der deutschen Hersteller) aber gerade erst mit der softwaregetriebenen Transformation begonnen. Und lediglich 15 Prozent der OEMs weltweit haben die oben genannten Voraussetzungen bereits geschaffen. Ihre Motivation für den Wandel ist allerdings hoch. Denn sie gehen davon aus, dass der durch Software erzielte Umsatz bis 2031 28 Prozent ihres Gesamtumsatzes ausmachen wird. Außerdem erwarten sie, dass durch die Ausweitung der Softwarenutzung in den nächsten fünf Jahren ihre Produktivität um bis zu 40 Prozent und die Kundenzufriedenheit um bis zu 23 Prozent steigt. Darüber hinaus erwarten sie Kostensenkungen von circa 37 Prozent.

6-Punkte-Plan für den strukturierten Wandel

Um Anschluss an die führenden 15 Prozent der OEMs zu erhalten, müssen Hersteller viele Herausforderungen bewältigen. Capgemini hat einen 6-Punkte-Plan erarbeitet, der OEMs beim Wandel unterstützt:

  1. Aufbau einer softwareorientierten Vision und Strategie für das Unternehmen
  2. Nutzung von Software-Toolketten und agile Methoden, um die Zusammenarbeit zwischen den Organisationseinheiten zu verbessern
  3. Aufbau langfristiger, strategischer Partnerschaften mit Software-, Technologie- und Serviceanbietern für wichtige Softwaretrends
  4. Streben nach Softwareexzellenz durch Aufbau und Bindung von Softwareexperten
  5. Nutzung von Daten, um intelligente Fahrzeuge, intelligente Fertigung und intelligente Dienste zu ermöglichen
  6. Definition eines Fahrplans für eine standardisierte Fahrzeugsoftwarearchitektur

Weitere Informationen zum 6-Punkte-Plan sowie zu den Ergebnissen der Studie finden Sie hier. Eine Zusammenfassung können Sie hier herunterladen. Wenn Sie Fragen dazu haben oder einzelne Aspekte davon diskutieren möchten, sprechen Sie mich gerne an.