Lieferketten nachhaltig gedacht:

Andreas Schick

Das Partnernetzwerk als Erfolgsfaktor für die Klimaneutralität

Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Die Zukunft der Automobilindustrie“ vom 05.12.2022

von Andreas Schick

Die Klimaerwärmung, sowie steigende Material- und Energiekosten stellen viele Branchen vor neue Herausforderungen. Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler stellt die Weichen für nachhaltige Lieferketten. Diese sind nur mit nachhaltigen Geschäftsmodellen und starken Partnern zu erreichen.

Seit mehr als 75 Jahren treibt die Schaeffler Gruppe als ein weltweit tätiger Automobil- und Industriezulieferer mit Pioniergeist und Innovationskraft zukunftsweisende Erfindungen und Entwicklungen in der Mobilität voran. Mit innovativen Technologien, Produkten und Services will Schaeffler die Mobilität der Zukunft effizienter, intelligenter und nachhaltiger gestalten. Doch auch für Schaeffler als Familienunternehmen mit langer Tradition sind die geopolitischen Herausforderungen, wie wir sie heute erleben, einzigartig. Mit Beginn der Coronavirus-Pandemie wurde die kritische Systemrelevanz von resilienten Lieferketten deutlich – die Explosion der Rohstoffpreise, Energieversorgungsprobleme und der Krieg in der Ukraine haben die Lage verschärft. Die Lieferketten bei Schaeffler haben diesen Herausforderungen standgehalten. Doch bleibt die Frage zentral: Wie sehen resiliente Lieferketten künftig aus?

Lieferketten von morgen
Schaeffler steht für nachhaltiges Handeln mit einer langfristigen Ausrichtung. Gleichzeitig existieren vielfältige Herausforderungen in der Supply Chain. Wie lässt sich dies vereinen? Wir prüfen unsere Lieferketten ununterbrochen und verfolgen das Ziel, die globalen Supply Chains widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen.

Wir sind überzeugt: Es gibt nicht die eine richtige Antwort oder Lösung. Auf die wachsende Komplexität der Lieferketten und Einflussnahme von Branchentransformationen sollten Unternehmen mit Innovation, Agilität und Effizienz reagieren, aber weiterhin mit globalen Strukturen und Standards agieren und die Vorteile unterschiedlicher Regionen weltweit nutzen. Gleichzeitig braucht es an anderer Stelle ein klares Umdenken zur Regionalisierung.

Ein klares Ziel von Schaeffler ist es, von globalen noch stärker auf regionale Lieferketten umzustellen. Unter dem Begriff des „Reshoring“ legt das Unternehmen den Fokus auf Regionen für unterschiedliche Versorgungskategorien, die wir aufbauen und mit unserer konsequenten Dekarbonisierungsstrategie kombinieren wollen. Auch die Verkürzung von Lieferketten wird, wo möglich, geprüft.

Ab 2025 wird Schaeffler jährlich 100.000 Tonnen des nahezu CO2-freien, mit Wasserstoff produzierten Stahls beziehen.

Klimaneutralität bis 2040
Wir setzen auf Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette und richten unser Handeln konsequent auf die Nutzung sauber und nachhaltig hergestellter Materialien aus. Dazu gehört auch, Lieferketten gesamtheitlich nachhaltiger zu gestalten. Hier geht es nicht nur um Klimaneutralität, sondern auch darum, Verantwortung für sich und für andere zu  übernehmen. Die Schaeffler Gruppe hat sich als Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2040 klimaneutral zu wirtschaften – die eigene Produktion wird bereits ab dem Jahr 2030 klimaneutral sein. Schaeffler arbeitet konsequent daran, die eigenen ambitionierten Ziele mit Fokus auf grüne Materialien, Fertigung und Produkte zu erreichen. Eigeninitiative allein reicht nicht – auch die Zusammenarbeit mit innovativen, starken Partnern wird ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Lieferkette sein.

Green Materials: Zukaufmaterialien verstehen und nutzen
Im Bereich der Green Materials ist ein hohes Niveau für Lieferanten sowie Kooperationen mit Partnern, die dasselbe Ziel verfolgen, von großer Bedeutung. Um Standards für die Zusammenarbeit zu schaffen, entwickelte Schaeffler einen Lieferantenkodex mit klaren Anforderungen. Dabei werden zusätzlich leistungsstarke Lieferanten in ihrer Nachhaltigkeits-Performance durch ein eigenes Programm gefördert.

Ein wichtiger Hebel, um unsere Lieferketten klimaneutral zu gestalten, ist grüner Stahl. Bisher war die Stahlherstellung unter Einsatz von Kohle und Erdgas als Energieträger mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Ab 2025 wird Schaeffler durch vom schwedischen Startup H2greensteel 100.000 Tonnen nahezu CO2-frei hergestellten Stahl beziehen und damit jährlich 200.000 Tonnen CO2-Emissionen in der Lieferkette vermeiden.

Green Manufacturing: Klimaneutralität im Fokus
Zur Reduzierung des Erdgasverbrauchs in unseren Werken arbeiten wir an der Defossilisierung unserer Produktionsanlagen, dem sogenannten „Fuel-Switch“. Das Familienunternehmen bereitet sich darauf vor, seine Produktion von fossilen Brennstoffen auf nachhaltige Alternativen umzustellen. Als Pilotprojekt testet der Zulieferer derzeit die Substitution von Erdgas für die Beheizung der Härteöfen durch Wasserstoff an drei deutschen Standorten.

Auch beim Green Manufacturing setzt Schaeffler auf starke Partner, unter anderem auf die Statkraft Markets GmbH. Mit einem Stromliefervertrag über einen Zeitraum von zehn Jahren bezieht Schaeffler künftig elf Prozent seines Strombedarfs in Deutschland aus Photovoltaik. Das entspricht in etwa dem jährlichen Bedarf des Werkes am Unternehmenssitz der Schaeffler AG im fränkischen Herzogenaurach.

Green Products: Mobilität nachhaltig gestalten
Als Automobilzulieferer hat sich Schaeffler schon früh als ein führender Anbieter von Komponenten und Systemen für die elektrifizierte Mobilität etabliert – über alle  Elektrifizierungsgrade hinweg. Dabei deckt der Zulieferer sowohl die Komponenten- und Systemebene als auch mit mechanischen, mechatronischen und elektronischen Produkten das volle Spektrum von Elektromotoren für Hybridmodule- und getriebe sowie rein elektrische Achsantriebe ab.

Wasserstoff wird eine entscheidende Rolle für die nachhaltige Mobilität der Zukunft spielen. In diesem Bereich kooperiert Schaeffler zum Beispiel mit Symbio, einem Gemeinschaftsunternehmen für Wasserstofftechnologie von Faurecia und Michelin, und hat das Joint Venture Innoplate zur Herstellung von Bipolarplatten (BPP) gegründet, einer strategischen Komponente für Brennstoffzellen. Ein erstes gemeinsames Werk in Haguenau, Frankreich, nimmt im Jahr 2024 seine Arbeit auf und plant bis 2030 die Produktion von zirka 50 Millionen BPP pro Jahr. Durch den Aufbau dieses deutschfranzösischen Projektes wird die europäische Wertschöpfungskette für Mobilität durch Wasserstoff gestärkt.

Partnerschaften als Schlüssel für den Unternehmenserfolg
Innovationskraft ist wichtiger denn je, wenn es um die Sicherung des unternehmerischen Erfolges geht. Deshalb will Schaeffler durch konsequentes Handeln eine Vorreiterrolle einnehmen. Die selbst auferlegten Ziele einer klimaneutralen Lieferkette bis 2040 und einer klimaneutralen Produktion bis 2030 haben für Schaeffler höchste Priorität und können auch andere Unternehmen motivieren. Nur gemeinsam können wir der Verantwortung für die nachfolgenden Generationen gerecht werden. Denn die globalen Lieferketten befinden sich im Wandel und verlangen höchste Agilität. Für Schaeffler ist daher ein partnerschaftliches Netzwerk mit seinen Lieferanten und Kunden ein wichtiger Schlüssel, um die Klimaziele zu erreichen.

Die Zusammenarbeit mit innovativen, starken Partnern wird ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Lieferkette sein.

Andreas Schick, Vorstand Produktion, Supply Chain Management und Einkauf, Schaeffler AG

Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „Restrukturierung“ erschienen.

Das vollständige Journal können Sie sich hier kostenlos herunterladen:

Zum Journal