Warum Autobauer auf Kooperationen mit Tech-Konzernen setzen – Interview mit Peter Fuß (EY)

Warum Autobauer auf Kooperationen mit Tech-Konzernen setzen – Interview mit Peter Fuß (EY)

Volkswagen tut es, genauso wie Daimler, BMW und viele weitere bekannte Automobilhersteller: Sie alle haben sich mit Kooperationspartnern aus der IT- und Techbranche zusammengetan. Im Interview spricht Peter Fuß, Senior Advisory Partner Automotive bei EY, über die Bedeutung solcher Partnerschaften für den Unternehmenserfolg der deutschen Autobauer.

Peter Fuß ist Senior Advisory Partner Automotive bei EY. In seiner Keynote auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel, im Dezember 2018 in Wolfsburg, wird über die Zukunft der Mobilität in Deutschland sprechen.

Interview mit Peter Fuß (EY)

Herr Fuß, kritische Stimmen behaupten, dass die deutsche Automobilbranche zu viel optimiert und zu wenig Neues entwickelt. Ist an diesem Vorwurf etwas dran?

Peter Fuß: Die Optimierung von Unternehmensprozessen sowie die Entwicklung von neuen Produkten bzw. neuen Mobilitätsdienstleistungen sind wie siamesische Zwillinge – das Eine kann ohne das andere nicht existieren. Die deutsche Automobilbranche hat in den letzten Jahren viele Milliarden in zukunftsweisende Technologien wie Assistenzsysteme, Getriebe etc. investiert. Wichtig ist hierbei der nachhaltige Nutzen und nicht der kurzfristige Erfolg. Das zeichnet insbesondere die deutsche Automobilindustrie aus.

Könnten Unternehmen wie Apple, Google und Amazon mit ihren Technologien die etablierten Geschäftsmodelle der deutschen Automobilhersteller in Bedrängnis bringen?

Peter Fuß: Die deutschen Automobilhersteller haben verstanden, dass neue Geschäftsmodelle rund um die Mobilität der Zukunft außerhalb der bisherigen Kernkompetenz der Autobauer liegen. Nur durch intelligente Partnerschaften mit Unternehmen der IT- und Internetbranche wird es den deutschen Autobauern gelingen auch in Zukunft das Steuer in Hand zu halten.

EY untersucht regelmäßig die Bilanzen der 16 größten Autokonzerne der Welt. Im ersten Halbjahr 2018 zeigte sich, dass die deutschen Hersteller Einbußen beim Umsatz- und Gewinnwachstum hinnehmen mussten. Ist der Boom vorbei?

Peter Fuß: Das erste Halbjahr 2018 ist insbesondere geprägt von politischen und technischen Sondereinflüssen. Die Einführung von neuen Testverfahren (WTLP), die anhaltende Diskussion um die Zukunft der Dieseltechnologie sowie die weiterhin gewaltigen Investitionen in neue Antriebstechnologien. Viele dieser Themen werden auch kurz- und mittelfristig weiterhin auf die Margen der Automobilhersteller drücken. Eine Fortsetzung des seit der Finanz- und Wirtschaftskrise anhaltenden Booms werden wir in dieser Form nicht mehr leben.