GUTER MOMENT FÜR NEUE WEGE

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TAG DER STRATEGEN

Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher, Daimler AG

„Jeder kann in die Zukunft sehen“, behauptet Alexander Mankowsky. Er allerdings macht dies hauptberuflich und forscht für die Daimler AG an den Trends von morgen und übermorgen. Wenn aber der Konzern sich einen eigenen „Hellseher“ leistet, warum kommen dann die Elektroautos der deutschen Hersteller erst Jahre nach Tesla oder Renault auf den Markt?

„Kulturelle Trends sind schwieriger vorherzusagen und verändern sich schneller als technische Entwicklungen“, erläutert Mankowsky anhand der Innovationen seines Arbeitgebers: „2007 war bereits abzusehen, dass dem Elektroauto die Zukunft gehört.“ Mercedes-Benz habe damals nicht ohne Grund die A-Klasse als weltweit einziges Fahrzeug mit „doppeltem Boden“ gebaut und für die Unterflur-Montage von Traktionsbatterien vorbereitet. Die Realisierung dieses Plans scheiterte laut Mankowsky damals jedoch an politischen Rahmenbedingungen, die eher dazu ermutigten, auf den alten Pfaden zu bleiben.

Zudem seien der Mensch und seine Technikakzeptanz der entscheidende Prüfstein für jede technische Entwicklung – auch im Unternehmen selbst. Die luxuriöse autonom fahrende Studie F 015 etwa, die Mercedes 2015 vorstellte, sei als Forschungsfahrzeug sehr relevant gewesen. Doch damals fehlte für Mankowskys Empfinden noch das Zielbild, die Vorstellung, was so ein Fahrzeug für die Menschen bedeuten könnte.

„Das fehlt mir im Moment auch gesellschaftlich. Wir brauchen eine Idee, was wir für die Zukunft positiv finden und wo wir alle hinwollen“, so der Zukunftsforscher. „Wir brauchen eine Vorstellung davon, wie jeder seine Talente einbringen kann.“ Das autonome Fahren ist für ihn ein solcher Bereich, denn „das Digitale ist jetzt physisch, es wird zu realen Dingen. Und da können wir unsere Kompetenzen sehr gut einsetzen.“ Die technische Umsetzung ist für Mankowsky dabei nur eine Seite der Medaille. „Es stellen sich ganz neue Fragen. Beispielsweise: Wie mache ich es menschlich akzeptabel? Ein Fahrzeug muss nach außen hin zeigen, dass es automatisch fährt, denn das bekannte Prinzip des Blickkontakts zwischen Verkehrsteilnehmern nutzt im autonomen Zeitalter nichts mehr.“

Wieder illustriert Mankowsky seine Gedanken mit einer Fahrzeugstudie. „Wir haben gerade ein kooperatives Fahrzeug auf Basis einer S-Klasse vorgestellt“, erklärt er. Dieses Auto informiert die Menschen – meist über Lichtsignale – darüber, was es als Nächstes tun wird. So können Menschen auch autonome Fahrzeuge intuitiv und zuverlässig einschätzen.

Doch er wäre kein Visionär, wenn er nicht auch weit über den Verkehrssektor hinausdenken würde. „Es gibt in unserer Branche unglaublich viel Know-how. Wir sollten anfangen, diese Technologien für andere Felder zu nutzen.“ Nahrungsmittelsicherheit etwa habe viel mit Mobilität und Logistik zu tun und auch in der Stadtentwicklung seien innovative Ansätze gut zu gebrauchen. Sein optimistisches Credo: „Deutschland hat viel Kompetenz, die Welt traut uns was zu. Jetzt ist der Moment, neue Wege einzuschlagen.“

Auto-Gipfel 2018 – Executive Summary: Statements, Diskussionen und Videos im Überblick

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Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Anfang Dezember 2018 nach Wolfsburg. Vom 03. bis 05. Dezember diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.

Die Highlights des Handelsblatt Auto-Gipfels 2018 haben wir für Sie in einem interaktiven Nachbericht zusammengefasst.

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