DIE DIENSTE ZU DEN MENSCHEN BRINGEN

TAG DER STRATEGEN

Andreas Dörnfelder, Redaktionsleiter Team Orange, Handelsblatt
Augustin Friedel, Intermodality Services, Volkswagen AG
Christoph Stadeler, Director Automotive, Facebook Europe
Franz Rother, Chefredakteur Edison

Junge Menschen legen keinen Wert mehr aufs Autofahren und schon gar nicht aufs eigene Auto? Die Digital Natives lassen sich lieber fahren und der letzte Führerscheinneuling ist schon geboren?

Von wegen: Andreas Dörnfelder, Redaktionsleiter von Handelsblatt Orange, präsentierte Umfrageergebnisse, die so manchen vermeintlich klaren Trend in Frage stellen. Befragte aller Altersgruppen bekannten sich mit gleich großer Mehrheit zu der Aussage, „Ich fahre gerne Auto“. Und bei der Untersuchung, wie sich der Mobilitätsmix über die Jahre verändert, kommt die Orange-Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ zu dem etwas überraschenden Ergebnis: praktisch gar nicht. Heute wie vor 15 Jahren legen die Menschen mehr als die Hälfte aller Strecken mit dem Auto zurück.

Allerdings gehe in Großstädten die Zahl der Haushalte mit Auto stark zurück, hielt VW-Mobilitätsmanager Augustin Friedel dagegen. „Dennoch fahren die Leute gern Auto und das eröffnet den Raum für alternative Mobilitätsdienste“, so der Chef der VW-Tochter We Share. Künftig müsse die Politik dafür sorgen, dass der Autobesitz in den Städten weniger attraktiv werde. Andererseits müsse Sharing differenziert betrachtet werden. In Städten werde dieses Modell definitiv ein wichtiger Teil der Mobilitätspalette, betonte Augustin Friedel.

Christoph Stadeler sieht als Chef der Automobilsparte von Facebook eine ungebrochene Leidenschaft und Faszination fürs Auto. „Das Auto ist mit dem Begriff der Freiheit nach wie vor stark vernetzt.“ Die Rolle seines Netzwerks sieht er dabei als Plattform für Mobilitätsentscheidungen. Wer sich mit Freunden verabrede für Kino, Kneipe oder Konzert, der mache dies immer häufiger über soziale Netzwerke. Es sei dabei nicht die Rolle von Facebook, eigene Transportangebote zu kreieren. „Wir bauen keine Autos, wir bauen keine Mobilitätsservices auf und sind deshalb ein sicherer Partner.“ Zum Beispiel auch für We Share, das in Berlin bald einen Car Sharing-Dienst mit 2.000 Elektrofahrzeugen startet.

Beim Aufrufen und Nutzen von Car Sharing und anderen Mobility-on-demand-Diensten zeichnet sich für den Automotive-Experten von Facebook eine Zeitenwende ab: „Viele Hersteller arbeiten an Mobilitäts-Apps, die der Nutzer runterladen muss und die dann mit Hunderten anderer Apps auf dem Handy konkurrieren“, beschreibt Stadeler den Status quo. „Wir sehen für die Zukunft etwas anderes: Statt Leute dorthin zu holen, wo das Angebot ist, wollen wir die Services dorthin bringen, wo immer die Leute sind. Und die sind verstärkt in Messenger-Diensten unterwegs. Dort möchten wir ihnen Dienste dann anbieten, wenn sie relevant sind.“

Ähnlich wie der Dienst We Chat in China werden europäische Messenger-Dienste künftig die Möglichkeit bieten, Produkte und Services zu bestellen und zu bezahlen. Mehr noch: „Es gibt heute schon Facebook-Kunden, die in der Lage sind, mit Bots und künstlicher Intelligenz einen Kundendialog zu führen.“ Die digitalen Assistenten könnten schon heute manches besser als menschliche Call-Center-Agenten. Sein Rat an die Automobilwirtschaft: Eigene Mobilitätsangebote auf Messenger-Diensten bereitzustellen, sei der Königsweg, um zukünftig dort zu sein, wo die Zielgruppe heute schon selbstverständlich ihr Leben plant.

Auto-Gipfel 2018 – Executive Summary: Statements, Diskussionen und Videos im Überblick

Auto-Gipfel 2018 – Executive Summary: Statements, Diskussionen und Videos im Überblick
Zum Gipfeltreffen der Automobilbranche kamen über 600 Automobilexperten aus der ganzen Welt – darunter Hersteller und Zulieferer, Technologie- und Energiekonzerne sowie Politiker und Verbände – Anfang Dezember 2018 nach Wolfsburg. Vom 03. bis 05. Dezember diskutierten die versammelten Branchengrößen Strategien, Konzepte und Technologien für das Automobil von morgen und die zukünftige Ausrichtung der Autoindustrie.

Die Highlights des Handelsblatt Auto-Gipfels 2018 haben wir für Sie in einem interaktiven Nachbericht zusammengefasst.

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