Das Auto der Zukunft: digital und emissionsfrei

Das Auto der Zukunft: digital und emissionsfrei

von Dr. Joachim Damasky

Das Auto der Zukunft fährt autonom, vernetzt und weist immer geringere Abgas- und CO2-Emissionen auf. Der elektrische Antrieb ist ein Meilenstein dieser Entwicklungen.

Die deutschen Hersteller mit ihren über 30 E-Modellen im Angebot spielen bei dieser Entwicklung eine wesentliche Rolle. Ein Blick auf die Marktzahlen zeigt: Die E-Modelle der deutschen Automobilunternehmen entsprechen den Wünschen der Kunden. So stammt jedes zweite neu zugelassene Elektroauto in Westeuropa von einem deutschen Hersteller. Auch in Deutschland erwerben Kunden zu 58 Prozent deutsche Modelle, wenn sie sich für ein Elektroauto entscheiden. Allerdings gibt es Länder, in denen der Anteil der Elektroautos an den gesamten Pkw-Neuzulassungen deutlich höher ist als in Deutschland mit derzeit 1,2 Prozent, etwa Norwegen mit fast 30 Prozent.

Damit Deutschland künftig auch Leitmarkt wird – Leitanbieter sind unsere Hersteller bereits –, muss der Markthochlauf jetzt kräftig Fahrt aufnehmen. Die Industrie und die Politik intensiveren daher ihre Anstrengungen, damit die Akzeptanz der Elektromobilität wächst.

So gehen die deutschen Hersteller mit einer Offensivstrategie voran, um ihr Angebot weiter auszubauen. Bis 2020 investiert die deutsche Automobilindustrie rund 40 Milliarden Euro allein in die Entwicklung alternativer Antriebe. Ihr Modellangebot an E-Autos wird sich bis dahin mehr als verdreifachen – auf rund 100. Schon 2019 wird der Elektroantrieb in praktisch allen Baureihen vertreten sein. Reichweiten von bis zu 500 Kilometer sowie niedrigere Batteriepreise zeichnen die künftigen Modelle aus.

Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird intensiviert: BMW, Daimler und Volkswagen mit Audi und Porsche planen zusammen mit der Ford Motor Company ein Joint Venture für ein ultraschnelles Hochleistungsladenetz an Autobahnen in Europa. Mit dem Förderpaket der Bundesregierung wurden zudem Rahmenbedingungen geschaffen, um die Akzeptanz der Elektromobilität zu unterstützen. Dazu gehören der Umweltbonus, die Förderung der öffentlichen Ladeinfrastruktur, das öffentliche Beschaffungsprogramm sowie steuerliche und rechtliche Maßnahmen.

Der Umweltbonus hat eine positive Wirkung. In den Monaten seit seiner Einführung sind die Elektro- Neuzulassungen um 8 Prozent angestiegen. Insgesamt stiegen die Elektro-Pkw-Neuzulassungen 2016 um 7 Prozent auf 25.214 Stück.

Seit die EU-Kommission vor kurzem grünes Licht für das 300-Millionen-Euro-Förderprogramm von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gegeben hat, beginnt nun auch die Anschubfinanzierung für eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur. Durch die Förderung soll bundesweit eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit 15.000 Ladesäulen entstehen. 200 Millionen Euro sind für den Aufbau von etwa 5.000 öffentlich zugänglichen Schnellladestationen in Metropolen und entlang der Bundesfernstraßen vorgesehen. Rund 100 Millionen Euro werden für circa 10.000 öffentlich zugängliche Normalladestationen eingeplant.

Neben der Elektromobilität, die aus der Steckdose gespeist wird, wächst parallel dazu auch die Anstrengung, dem Wasserstoff-Antrieb zum Durchbruch auf der Straße zu verhelfen. Denn die Brennstoffzelle ist eine Schlüsseltechnologie bei der Entwicklung der Elektromobilität. Daimler und BMW, der Gasehersteller Linde sowie zehn weitere Unternehmen haben sich daher unlängst zum Hydrogen Council zusammengeschlossen und planen, pro Jahr 1,4 Milliarden Euro in den Ausbau der Technik zu investieren. Auch die Bundesregierung will alternative Antriebe mit Brennstoffzellen weiter voranbringen. Bis 2019 will das Verkehrsministerium rund 250 Millionen Euro an Fördermitteln bereitstellen, um technisch ausgereifte Produkte wettbewerbsfähig zu machen und das Tankstellennetz auszubauen.

Die Voraussetzungen, dass die Elektromobilität ein gesellschaftlich breit akzeptiertes System wird, das zuverlässig die individuellen Mobilitätsbedürfnisse bedient und dessen Elektrofahrzeuge ein selbstverständlicher Bestandteil des Straßenverkehrs sind, werden damit Schritt für Schritt geschaffen.

Die Unternehmen haben bereits ihre Prognosen angepasst. So könnten im Jahr 2025 weltweit etwa 15 bis 25 Prozent der Pkw-Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein werden. Allein bei den deutschen Herstellern reden wir dann über Stückzahlen im siebenstelligen Bereich.

Mit dem Ausbau der Elektromobilität ergeben sich auch spürbare Veränderungen in der Wertschöpfungskette. Batterien, Elektromotoren und die komplexe Steuerelektronik erfordern neues Know-how. Viele Zulieferer haben das längst erkannt, investieren in die neuen Technologien und ergänzen ihr Portfolio durch Akquisitionen. Ein Beispiel hierfür ist der Erwerb von TRW durch ZF. Auch Bosch und Continental setzen – neben einem hohen Eigenengagement – bei Zukäufen vor allem auf Elektroantriebe und Digitalisierung. Allerdings ist auch erkennbar, dass Zulieferer, die heute mit ihren Produkten sehr stark oder ausschließlich am Verbrennungsmotor hängen, möglichst rasch neue Produktideen und Geschäftsfelder entwickeln müssen, um den Technologievorsprung zu sichern und somit Arbeitsplätze. Die Nachfrage nach reinen Komponenten von klassischen Verbrennungsmotoren wird zumindest auf dem europäischen Pkw-Markt mittelfristig nicht weiter steigen.

Zu betonen ist jedoch: Da heute noch offen ist, welcher Antrieb oder welche Kombinationen von Antriebsarten wann vorherrschen werden, fahren die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie mehrgleisig und bauen ihre Kompetenz und Know-how bei Elektromobilität wie auch den Verbrennern weiter aus. Automobilhersteller und Zulieferer arbeiten intensiv daran, den Verbrennungsmotor noch effizienter zu gestalten – Verbrauchssenkungen um 10 bis 15 Prozent sind in den nächsten Jahren möglich. Auch könnte mit erdölunabhängigen „e-fuels“ eine CO2-neutrale Mobilität selbst beim Verbrenner sichergestellt werden, weil diese Kraftstoffe bei ihrer Produktion ebenso viel CO2 binden, wie sie bei ihrer Verbrennung wieder abgeben. Noch sind die Kosten für diese Technologie hoch, doch das kann sich ändern. Ein „zweiter Frühling“ für den klassischen Antrieb – dann definitiv CO2-neutral – ist daher durchaus denkbar.

Über den Autor:

Dr. Joachim Damasky, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Dr. Joachim Damasky ist Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).


Den Beitrag von Dr. Joachim Damasky finden Sie auch in der Mai-Ausgabe des Handelsblatt Journals „Die Zukunft der Automobilindustrie“, das Sie HIER gratis herunterladen können.

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