Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin Winterkorn
Vorsitzender des Vorstandes
Volkswagen AG
Lesen Sie seine Antworten auf folgende Fragen:
- Der Blick auf den Wirtschaftsboom in China trübt sich ein. Warum setzt Volkswagen weiter so stark auf China?
- Die Absatzkrise in Europa findet kein Ende. Welche Weichen müssen gestellt werden, um die Trendwende zu erzielen?
- Welche Rolle spielt der Elektro-Golf für Volkswagens Strategie?
1. Der Blick auf den Wirtschaftsboom in China trübt sich ein. Warum setzt Volkswagen weiter so stark auf China?
China ist schon heute der größte Automobilmarkt der Welt und wird weiter kräftig wachsen – wenn auch mit etwas gedrosseltem Tempo. Wir gehen davon aus, dass der chinesische Pkw-Gesamtmarkt in den nächsten drei Jahren durchschnittlich um sechs bis acht Prozent zulegen wird. Gerade außerhalb der großen Metropolen ist der Auto-Boom ungebrochen. Der Volkswagen Konzern baut seine Kapazitäten deshalb weiter aus und errichtet bis 2018 sieben neue Werke in China. Zugleich stärken wir unsere Präsenz aber auch in anderen wichtigen Weltregionen – unter anderem mit neuen Werken in Nordamerika und Russland.
2. Die Absatzkrise in Europa findet kein Ende. Welche Weichen müssen gestellt werden, um die Trendwende zu erzielen?
Richtig ist, dass sich das Autogeschäft in Europa seit einiger Zeit deutlich schwieriger gestaltet. In guten Zeiten kam der Gesamtmarkt in West- und Osteuropa auf fast 16 Millionen Fahrzeugen, heute sind es drei bis vier Millionen Einheiten weniger. Aber: Europa ist einer der größten Wirtschaftsräume weltweit, irgendwann wird das Wachstum zurückkehren. Es kommt deshalb vor allem darauf an, den Industriestandort Europa jetzt nicht zu schwächen, sondern weiter zu stärken. Volkswagen bekennt sich zu Europa. Wir werden unsere Autos auch in Zukunft hierzulande entwickeln und produzieren. Schließlich finden wir hier eine Innovationskraft, Flexibilität und ein Know-how vor wie nirgendwo sonst.
3. Welche Rolle spielt der Elektro-Golf für Volkswagens Strategie?
Wir wollen bis 2018 nicht nur der größte, sondern auch der nachhaltigste Autobauer der Welt werden. Das schaffen wir nur, wenn wir das gesamte Antriebsspektrum weiter entwickeln – vom Verbrennungsmotor über den Erdgasantrieb bis hin zu alternativen Antrieben wie der Elektromobilität und der Plug-In-Hybridtechnologie. Mit dem e-Golf elektrifizieren wir dabei nicht nur eine echte Auto-Ikone, sondern auch das mit Abstand wichtigste Modell des Volkswagen Konzerns. Das zeigt: Wir nehmen das Thema Elektromobilität sehr ernst. Die größten Chancen und Vorteile sehe ich mittelfristig in der Plug-In-Hybridtechnologie. Sie verbindet das Beste aus zwei Welten: Der E-Motor sorgt für elektrische, emissionslose Mobilität in der Stadt, und der verbrauchsarme Verbrennungsmotor macht das Auto langstreckentauglich. Mit dem Audi A3 e-tron und dem Volkswagen Golf Plug-in-Hybrid stehen hier bereits zwei Modelle in den Startlöchern, die unsere Kunden begeistern werden.