Flexibilität, Digitalisierung, Effizienz – so bleibt die Energiewende auf Erfolgskurs

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

von Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Der Klimawandel ist eine der größten politischen Herausforderungen unserer Zeit. Ohne ambitioniertes und effektives Handeln – global wie national – wird es uns nicht gelingen, den weltweiten Temperaturanstieg wirksam zu begrenzen. Die Anforderungen an ein Energiesystem der Zukunft sind damit klar definiert: Es muss nicht nur sicher und bezahlbar bleiben, sondern langfristig auch die Grundlage für eine Dekarbonisierung unserer Wirtschaft bilden.

Schon jetzt ist dieses Ziel keine ferne Vision mehr: In Deutschland wird heute jede dritte verbrauchte Kilowattstunde aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Gleichzeitig ist es uns gelungen, den Energieverbrauch auf den niedrigsten Stand seit 1990 zu senken, wahrend sich die Wirtschaft weiter auf einem robusten Wachstumspfad befindet. Das ist ohne Frage ein Erfolg.

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung kann das jedoch der erste Schritt sein. Wir wollen den Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch weiter ausbauen und auch die Energieeffizienz weiter steigern. Entscheidend ist dabei, dass wir möglichst frühzeitig die Weichen stellen, um allen Akteuren die notwendige Planungssicherheit zu geben. Mit den Vorhaben der 10-Punkte-Energie-Agenda erarbeiten wir erstmals in einem großen Industrieland den ökonomischen und rechtlichen Rahmen für ein Energiesystem, das sich vor allem auf Wind und Sonne stützt.

„Entscheidend ist, dass wir möglichst frühzeitig die Weichen stellen, um allen Akteuren die notwendige Planungssicherheit zu geben.“

Dafür haben wir zentrale Gesetze verabschiedet. Das Strommarkt-Gesetz leitet die größte Reform des Strommarktes seit der Liberalisierung der Energiemärkte in den 90er Jahren ein. Wir denken Versorgungssicherheit europäisch und integrieren die erneuerbaren Energien weiter in den Markt. Ob hocheffiziente und flexible Kraftwerke, moderne Übertragungstechnologien oder Speicher: Flexibilität wird zum Paradigma des Strommarkts der Zukunft, um erneuerbare und konventionelle Stromerzeugung intelligent zu verzahnen. Mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende schafft die Bundesregierung darüber hinaus die technischen und datenschutzrechtlichen Voraussetzungen, um den Stromsektor zu einem der ersten voll digitalisierten Bereiche unserer Volkswirtschaft zu machen. Nur so ist es möglich, den Stromsektor auch mit der Wärmeversorgung oder dem Verkehr optimal zu verknüpfen.

Mit der Digitalisierung verbunden ist ein enormer Innovationsschub und das Startsignal für die Industrie 4.0. Smart Home, Smart Grid, Smart Meter: All diese Technologien stehen in den Startlochern und werden unsere Energieversorgung grundlegend verändern „Gegen das vernetzte Zuhause zu wetten“, sagte der Unternehmer Tony Fadell vor ein paar Wochen im Handelsblatt, „das wäre so, als hatte man im 18. Jahrhundert gesagt, die Elektrizität setze sich nicht durch“. Wir setzen auf das vernetzte Zuhause. Es wird uns helfen, Effizienzpotenziale optimal auszunutzen.

Denn auch in einem Energiesystem der Zukunft wird es zentral sein, dass wir mit den vorhandenen Ressourcen effizient und sparsam umgehen. Daher arbeiten wir weiter mit Hochdruck an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz. Im Mittelpunkt stehen derzeit vor allem die Forderung von Investitionen in das Energiesparen, die Bündelung der Beratungsangebote und Impulse für mehr Eigenverantwortung der Energieverbraucher. Die im November letzten Jahres von der Bundesregierung beschlossene Energieeffizienzstrategie Gebäude weist darüber hinaus den Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050.

Mit diesen politischen Weichenstellungen schaffen wir heute die Voraussetzungen dafür, dass die Energiewende auch in Zukunft ein ökologischer und ökonomischer Erfolg bleibt und die großen Chancen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung genutzt werden können.


Den Beitrag von Sigmar Gabriel finden Sie auch in der Januar-Ausgabe des Handelsblatt Journal Energiewirtschaft, das Sie HIER gratis herunterladen können.

Handelsblatt Journal Energiewirtschaft, Januar 2016Die Fachbeilage bietet Ihnen viele spannende Beiträge –
Autoren sind u. A.:

  • Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
  • Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge, Direktor EWI Universität Köln
  • Peter Terium, CEO RWE AG
  • Dietmar Dahmen, Creative Consultant
  • Dr. Hans-Jürgen Brick, Geschäftsführung Amprion GmbH
  • Urban Keussen, CEO TenneT TSO GmbH

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