Erneuerbare Energien und ihre digitale Veränderung | #hbenergie-Expertenbeitrag von Hanno Schoklitsch (Kaiserwetter)

Erneuerbare Energien und ihre digitale Veränderung | #hbenergie-Expertenbeitrag von Hanno Schoklitsch (Kaiserwetter)

Hanno Schoklitsch, geschäftsführender Gesellschafter, Kaiserwetter Energy Asset Management GmbH

Digitalisierung und Big-Data-Analytics sind zurzeit Schlagwörter, die in kaum einer Diskussion über die Industrie 4.0 fehlen dürfen. Das gilt auch für die Erneuerbare Energien-Branche. Doch selten werden konkrete Vorteile oder Anwendungen genannt. Heiße Luft ist oft die Folge. Dabei bieten Daten über Stromproduktion und/oder Prozesse überaus wertvolle und nutzbringende Informationen. Doch bislang werden sie in der Branche meist nur dazu genutzt, die Stromproduktion und das entsprechende Umfeld der Hersteller abzubilden – Stichwort Condition Monitoring. Die Möglichkeiten der Digitalisierung greifen aber weit darüber hinaus.

Doch diese Daten können die Basis für neue Dienstleistungen sein. Über einen unabhängigen Service-Dienstleister können sie dann einen erheblichen Mehrwert für die Investoren und Betreiber schaffen: Mehr Transparenz, Kontrolle technischer Dienstleister, Geschwindigkeit für die kaufmännische Abteilung, professionelle Risikosteuerung und eine vorausschauende Wartung. Vor allem schlüge sich das auch in erheblich niedrigeren Betriebskosten nieder. In Anbetracht der kommenden Veränderungen durch das Ausschreibungsmodell im EEG 2017 dürfte gerade letzterer Punkt im Interesse vieler Investoren in Energieparks sein.

Wie könnten die Digitalisierung und Big-Data-Analytics so eingesetzt werden, dass ein wirklicher Mehrwert für Energieversorger, Investoren, Kreditgeber und Versicherer entsteht? Und wie kann ein Parkbetreiber Herr der Datenmengen werden?

Zur Veranschaulichung: Wir bei Kaiserwetter verfügen bei einem betreuten Portfolio von rund 500 MW aus Solar- und Windkraftwerken allein über mehr als 150 Millionen Datensätze. Da stellt die Erfassung der Daten schon erhebliche Anforderungen an Technik, aber auch an den Datenschutz. Nur durch Digitalisierung kann diese Informationsmenge beherrscht werden. Die zweite Voraussetzung um Big-Data-Analytics nutzungsorientiert einsetzen zu können, ist es, eine strukturierte und manipulationsfreie Datenbasis zu schaffen. Erst eine vom Hersteller der Erzeugungseinheiten eines Energieparks unabhängige und nicht manipulierbare Datenerhebung garantiert eine verifizierbare Basis für Kosten-Einsparungen und Performance-Optimierungen. Eine Grundlage zur Umsetzung ist das Internet of Things (IoT), also die Technik, dass Maschinen und Komponenten automatisch Daten nicht nur generieren sondern sie auch austauschen und so weiteren Verwendungen zur Verfügung stellen.

Für ein professionelles Portfolio-Management kann dies bedeuten, unter Einbeziehung der finanzwirtschaftlichen Daten, inklusive der Cash Flows, einzelne Portfolios bzw. Assets zielorientiert zu steuern. Abweichungsanalysen unter Einbeziehung der meteorologischen Daten identifizieren sehr rasch „under performing assets“. Dies ermöglicht es, das aktive Management weiter zu differenzieren und rasch Maßnahmen zu ergreifen, die Performance nachhaltig zu maximieren. Zudem bietet eine variantenreiche Darstellung der aggregierten Daten ganz neue Möglichkeiten für Controlling, Benchmarking und Reporting. Und das ohne geografische Limits, d.h. ein Cloud-basierter IoT-Ansatz gestattet eine online-basierte Datenaggregation von fast jedem Punkt der Erde.

Ein weiterer Pluspunkt des beschriebenen IoT-Ansatzes: Die generierten Daten bilden auch die Grundlage, Risiken zu identifizieren, zu evaluieren und Maßnahmen zu implementieren, um das Risiko für das Investment in Erneuerbare Energien zu minimieren. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Daten-Evaluierung gelegt werden, um die jeweiligen Risiken mit den tatsächlich zu erwartenden GuV-Effekten bewerten zu können. Im Zusammenspiel mit einem professionellen Portfolio-Management lassen sich Risiken, regional unabhängig vom Standort der Energieparks, transparent abbilden und nachhaltig minimieren.

Digitalisierung und Big-Data-Analytics in der Erneuerbare Energien-Branche sind – wie gezeigt – komplexe Themen – aber die Ideen und Ansätze für vorteilhafte Anwendungen sind wie skizziert da! Einfache Lösungen, die innerhalb kürzester Zeit implementiert werden können gibt es nicht. Dienstleister, die aber in der Lage sind, die notwendigen Datenmengen nicht nur zu erfassen, sondern auch entsprechend zu bearbeiten und auszuwerten, können für ihre Kunden einen erheblichen Mehrwert schaffen.

Newsletter Energiewirtschaft 02/2016

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