Die Gretchenfrage der Energiewende | #hbenergie-Expertenbeitrag von Stefan Degener (First Solar)

Die Gretchenfrage der Energiewende | #hbenergie-Expertenbeitrag von Stefan Degener (First Solar)

Stefan Degener, Senior Director Business Development Europe, First Solar

Wer erzeugt den kostengünstigsten Strom in Deutschland? Wenn Deutschland bis spätestens 2050 den Verkehrs- und Wärmesektor elektrifizieren will, um die Klimaziele zu erreichen, werden wir erneuerbaren Strom benötigen. Und zwar sehr viel davon. Da der Aufbau der Erzeugungsanlagen bezahlbar und akzeptiert sein muss, werden sich die günstigsten Energieträger durchsetzen.

Bislang erhielt jeder Betreiber einer Erneuerbare-Energien-Anlage eine administrativ festgelegte Einspeisevergütung über 20 Jahre. Mit der Einführung von Ausschreibungsverfahren für Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlagen im Jahr 2015 müssen sich Projektierer im Wettbewerb um den günstigsten Zuschlagswert durchsetzen. Ab 2018 geht die Bundesregierung den nächsten Schritt: Mit dem Beschluss der jüngsten Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werden neben den technologiespezifischen Ausschreibungen auch Solarkraftwerke und Windenergieanlagen in einer gemeinsamen Ausschreibung um den Zuschlag konkurrieren. Zwischen 2018 und 2020 soll das Volumen für die gemeinsamen Ausschreibungen 400 MW pro Jahr betragen.

Solarkraftwerke sind die heimlichen Favoriten im Rennen. Dies belegen nicht zuletzt die drastisch fallenden Förderungen der bisherigen Ausschreibungsrunden mit PV-Freiflächenanlagen, von 9,17 Cent/kWh bei der ersten Ausschreibungsrunde auf 7,23 Cent/kWh bei der fünften Runde. Damit sind die Stromgestehungskosten von Freiflächen-Solarkraftwerken wettbewerbsfähig mit allen herkömmlichen Energiequellen.

Noch kein Ende der Fahnenstange

Die durchschnittlichen Stromgestehungskosten werden aufgrund höherer Leistungsfähigkeit der Photovoltaikmodule weiter sinken. Ab 2018 werden die neuen Module der Serie 6 von First Solar auf dem Markt erhältlich sein, die, dank des größeren Formfaktors, schneller installiert werden können und die Systemkosten reduzieren. Entscheidend ist aber der Stromertrag der Solarkraftwerke. Hier können Dünnschichtmodule in Deutschland zum Beispiel deutlich besser mit Verschattung umgehen und damit mehr Kilowattstunden Strom bei gleicher Flächenleistung erzeugen. In Regionen mit höheren Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit, wie zum Beispiel in Teilen von Südeuropa und Afrika steigt der Ertragsvorteil exponentiell an. Durch die höheren Energieerträge werden die Stromgestehungskosten gesenkt, die Renditen erhöht und die Amortisationszeit verkürzt. Im direkten Vergleich mit Siliziummodulen können Module der Serie 6 bis zu zehn Prozent höhere Erträge pro Jahr erwirtschaften.

Trotz allem sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht optimal für eine kosteneffiziente Realisierung von Solarkraftwerken: Administrativ festgelegte Größenbeschränkungen bei Solaranlagen von zehn Megawatt, das Verbot des Eigenverbrauchs bei Großanlagen und massive Flächenrestriktionen haben zur Folge, dass Stromgestehungskosten von Freiflächenanlagen in Deutschland höher sind als notwendig. In anderen Ländern wie zum Beispiel in den USA oder auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten errichtet First Solar Freiflächenanlagen zu wesentlich niedrigeren Kosten. Um den Anforderungen der EU für einen fairen Wettbewerb der Energieträger zu entsprechen, wird der Gesetzgeber bei einer gemeinsamen Ausschreibung Restriktionen streichen müssen.

Photovoltaik ist wettbewerbsfähig

Die vielfache Überzeichnung der bisherigen Ausschreibungsrunden deutet darauf hin, dass im Markt ein großes Interesse zur Umsetzung von PV-Projekten besteht und Solarstrom aus Kraftwerken ein attraktives Geschäftsmodell darstellt. Dabei hat sich die Solarbranche über die Modulproduktion hinaus selbst beständig weiterentwickelt, so dass heute sehr genaue Energieprognosen für geplante Solarprojekte erstellt werden können, die eine Vielzahl von Faktoren einbezieht wie die Sonneneinstrahlung, diverse Wettermodelle und technische Variablen, wie z. B. Verbesserungen des Umwandlungswirkungsgrads.

Die Effizienzfortschritte, niedrige Stromgestehungskosten und die Verlässlichkeit der First Solar Technologie ermöglicht Investoren ohne Risiko auf klimaneutrale Anlagenportfolios umzusteigen und damit gleichzeitig den Renditeerwartungen ihrer Aktionäre zu entsprechen. Insbesondere Stadtwerke können ihr Portfolio hiermit sicher erweitern und in Verbindung mit verlässlichen Partnern wettbewerbsfähige Gebote in einem Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien- Anlagen abgeben.

Newsletter Energiewirtschaft 02/2016

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