Chancen in der Stadt der Zukunft | #HBEnergie-Expertenbeitrag von Hilmar Franke

Chancen in der Stadt der Zukunft | #HBEnergie-Expertenbeitrag von Hilmar Franke

von Hilmar Franke

Städtische Infrastruktursysteme im Wandel*

Urbane Infrastruktursysteme wie Energie- und Wasserversorgung, Datenübertragung, Logistik und Verkehr werden in den kommenden 20 Jahren, getrieben von einer Reihe technologischer und gesellschaftlicher Trends, zunehmend konvergieren. Städte stehen damit vor tiefgreifenden Veränderungen ihrer Infrastruktursysteme.

Vernetzte und autonom fahrende Elektroautos werden nicht nur Ladeinfrastruktur, sondern auch eine intelligentere Verkehrssteuerung benötigen. Hierfür ist die Anpassung mehrerer Infrastrukturkomponenten notwendig. Die Ausrüstung von Straßen, Ampeln, Brücken und Tunneln mit Sensoren sorgen für ein stark erhöhtes Datenaufkommen und verändern das Nutzungsverhalten der Verkehrsinfrastruktur nachhaltig. So ergänzt der Fahrtendienstleister Uber in ersten US-Städten bereits städtisch gefördert den öffentlichen Nahverkehr und plant, mit seinen selbstfahrenden Taxis nicht nur die komfortablere, sondern auch günstigere Alternative zum ÖPNV zu werden. Die heute stark zentralisierte städtische Energieversorgung entwickelt sich zu einer dezentral organisierten Landschaft lokaler „Microgrids“. So versorgen sich im New Yorker Stadtteil Brooklyn bereits erste Haushalte gegenseitig mit Energie und rechnen dies auf Basis der Blockchain-Technologie untereinander ab – Großkraftwerke und Stromübertragungsleitungen weichen zugunsten von Datenleitungen und Servern.

Diese disruptiven Veränderungen in Infrastruktursystemen stellen nicht nur Städte, sondern auch die heute etablierten Spieler in diesem Bereich – bspw. Energieversorger – vor die Herausforderung, sich für eine unsichere Zukunft zu rüsten und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.

Aber welche Veränderungen werden sich langfristig durchsetzen? Logistik mittels Drohnen? Blockchainbasierte Bezahlmodelle? Induktives Laden von Fahrzeugen während der Fahrt? Der Einfluss einer Vielzahl heute bestehender Trends auf die zukünftige Infrastruktur ist mit großer Unsicherheit behaftetet. Dies bietet Energieversorgern einerseits die Chance, sich schon heute für die attraktiven Geschäftsfelder von morgen in Position zu bringen, um eine echte Alternative zu den wegbrechenden Margen im Kerngeschäft zu schaffen. Zugleich birgt der Versuch das unternehmerische Risiko, dabei auf das gänzlich falsche Pferd oder zukünftige Nischenlösungen zu setzen.

Zwar ist absehbar, dass Städte sich hinsichtlich ihres Vernetzungs- und Digitalisierungsgrades unterscheiden werden. Einige infrastrukturnahe Geschäftsfelder werden jedoch in allen Stadttypen relevant werden. Während bspw. das Schicksal des klassischen ÖPNV und damit die Zukunftsfähigkeit assoziierter Geschäftsmodelle unklar und von stadtspezifischen Entwicklungen abhängig ist, dürften Geschäftsfelder in den Bereichen intelligenter Parkraumnutzung, E-Mobility-Ladeinfrastruktur, geteilter und selbstfahrender Autos sowie intelligenter Verkehrsleitsysteme in den meisten Städten relevant werden.

Für Energieversorger muss es das Ziel sein, sich im Bereich urbaner Infrastruktur wettbewerbsfähig aufzustellen. Wo werden sich neue Geschäftsfelder ergeben? Welche Geschäftsmodelle ergeben sich auf Basis der zukünftigen urbanen Infrastruktur? Welche Rolle kann ein Energieversorger in konvergierenden Infrastrukturen der Zukunft einnehmen? Welche Positionierungen sind nicht besetzt? Wo besteht das höchste „Right-to-Win“ für Energieversorger?

Umso wichtiger ist es, Trends wie Blockchain, E-Mobility und Shareconomy nicht als zu determiniert zu verstehen, da sehr unterschiedliche zukünftige Entwicklungen denkbar und auch plausibel sind. Diese Ungewissheit lässt sich nicht vermeiden, kann für eine zukunftstaugliche Strategie jedoch beherrschbar gemacht werden. Ein erster Schritt sollte es sein, Geschäftsmodelle zu identifizieren, die in möglichst vielen potentiellen Zukunftsszenarien funktionieren.

Über den Autor:

Hilmar Franke, Senior Manager, DeloitteHilmar Franke ist Senior Manager bei Deloitte.

*Advertorial


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